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Retro-Charme auf Würzburgs Gleisen

Nach wie vor stehen die GT-N-Strabas vorsorglich still. Um den für alle ärgerlichen Ausfall wenigstens etwas zu kompensieren, sind neben SEV-Bussen derzeit sechs Straba-Oldies am Zug. Kurioser Nebeneffekt: Unsere „alte Garde“ lockt aktuell sogar Technik-Fans aus ganz Deutschland nach Würzburg.

Eine gelbe Straßenbahn der ältesten Baureihe GT-D in der Domstaße mit Blick Richtung Dom vom Vierröhrenbrunnen aus
Mit Bus und Straba zum Weihnachtsmarkt und zum Geschenke-Shopping – in Würzburg und ganz Deutschland. Foto: WVV

„Die sehen ja süß aus“, sagt eine junge Frau, die gerade ihr Studium in Würzburg begonnen hat. Spontan klinkt sich eine ältere Dame ein: „Mit denen bin ich früher zur Schule gefahren.“ Lachend fügt sie hinzu: „Da hat’s mit dem Einsteigen noch aweng besser geklappt!“ Als sich dann die Falttür der Straba öffnet, hakt sich die Seniorin bei der Studentin unter – und es geht zusammen auf (Zeit-)Reise: geradewegs in die späten 1960er, zwischen Beatlemania und Flowerpower, Minirock und Mondlandung.

Eiserne Reserve statt altes Eisen

„Von solchen Szenen wird uns derzeit in Würzburg öfter berichtet“, sagt Bernd Karl, Geschäftsführer der Würzburger Straßenbahn GmbH. „Auch unser Fahrpersonal packt natürlich mal mit an, wenn sich jemand schwertut oder zum Beispiel ein Kinderwagen mit an Bord soll. Wir machen derzeit alle das Beste aus der Situation.“ 

Denn die ist aktuell wirklich alles andere als optimal: Nachdem man Anfang November an einem einzelnen Fahrzeug des jüngsten Straba-Typs GT-N eine Störung im Fahrwerk entdeckt und die Flotte aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen hatte, läuft die Überprüfung aller 20 Fahrzeuge dieser Baureihe noch immer. Glück im Unglück, dass sich Würzburg auf seine „Oldies“ verlassen kann. Seit dem 6. November rattern die sechs in den 1960er-Jahren angeschafften GT-D-Straßenbahnen der Düsseldorfer Waggonwerke (Duewag) durch unsere Stadt – selbstredend mit 100 % Ökostrom. Bernd Karl: „Normalerweise setzen wir die Fahrzeuge nur zu bestimmten Stoßzeiten ein – jetzt sind wir aber heilfroh, dass wir alle sechs verbliebenen GT-D über die Jahrzehnte trotzdem so gut in Schuss gehalten haben.“

Straßenbahn der WVV in Würzburg
Die fast 60 Jahre alten Straßenbahnen der WVV fahren derzeit zwischen Sanderau und Hauptbahnhof. Foto: WVV

Stichwort Schuss (oder besser gesagt Schnappschuss) …

Auf die Oldtimer mit ihrem rundlich-schmalen Design und dem auffälligen „Bullaugen-Licht“ an der Front ist in diesen Tagen so manche Kamera gerichtet. Denn wie Lokomotiven, Waggons & Co. aus vergangenen Zeiten haben auch die Duewag-Straßenbahnen eine stattliche Fangemeinde. Die lässt sich natürlich die Gelegenheit nicht entgehen, ihre Lieblinge statt im Museum live im Einsatz zu erleben und so manche Runde an Bord zu drehen. Schon das charakteristische Zischen der Falttüren oder das markante Brummen der 408 PS starken Motoren ist Musik in den Ohren vieler Technik-Fans, die gerade aus dem ganzen Land nach Würzburg pilgern. Hinzu kommen die vielen originalen bzw. originellen Details im Innenraum: von der Wandverkleidung in Holzoptik über die ungewohnte Anordnung der 57 Sitze bis hin zum Cockpit mit den analogen Instrumenten und natürlich dem stattlichen Bedienhebel. „Viele Städte haben Duewag-Wagen in der Hinterhand; doch so viele wie hier sind im regulären Fahrbetrieb derzeit sonst nirgends im Einsatz“, sagt Bernd Karl von der WSB.

Viel Gefühl – und noch ein bisschen Geduld

Eine durchaus etwas kuriose Situation also – die für die Fahrerinnen und Fahrer der WVV ebenfalls eine Umstellung bedeutet: Dabei drängt sich der Vergleich zu älteren Pkw förmlich auf. Während einem in modernen Autos verschiedenste „Assistenten“ zur Seite stehen, ist bei betagteren Exemplaren mehr Handarbeit gefragt. Und so wird auch bei den Duewag-Bahnen etwa ohne elektronische Unterstützung angefahren bzw. gebremst. Das erfordere nach Auskunft des Fahrpersonals viel Gespür, vermittle aber zugleich ein authentischeres Fahrgefühl, berichtet Bernd Karl vom Feedback der Belegschaft. Trotz aller Freude über dieses nostalgische Intermezzo setze man natürlich alles daran, die modernen GT-N-Strabas so schnell wie möglich wieder in Dienst zu stellen. 

Bis dahin gilt der Ersatzfahrplan – und die Devise: zusammenhalten, zusammenhelfen, zusammen weiterkommen.

Über alle aktuellen Neuentwicklungen berichten wir regelmäßig auf unseren Social-Media-Kanälen (Facebook & Instagram; den Ersatzfahrplan sowie weitere Hintergrundinfos gibt es auf dieser Seite)

Fotos: Düwag-Straßenbahnen im WVV-Straba-Depot 1969, bunte GT-D-Straßenbahnen am Hauptbahnhof 1994 sowie GT-D-Wagen im Winter 1984 und im Winter 2023. Foto: WVV Archiv / WVV

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