Suche
Close this search box.

„Ich habe meine Entscheidung noch keine Minute bereut!“ – Dörte Schulte-Derne im Gespräch

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“ So dichtete einst der deutsch-schweizerische Schriftsteller und Maler Herrmann Hesse. Doch ein Anfang bedeutet auch: Neuland betreten, unbekanntes Terrain erkunden, neue Herausforderungen annehmen. Dies gilt nicht zuletzt, wenn man als Führungskraft in eine neue Position in einem anderen Unternehmen und in einer anderen Stadt wechselt. Dörte Schulte-Derne hat diesen Schritt im Januar 2023 mit ihrem Wechsel nach Würzburg als weitere Geschäftsführerin des WVV-Konzerns und Sprecherin des Vorstands der Stadtwerke Würzburg AG getan. Wie blickt sie heute auf dieses erste Jahr in Würzburg zurück? Was treibt sie in ihrer Position um und an?

Portrait von Frau Schulte-Derne
Frau Dörte Schulte-Derne, Geschäftsführerin der WVV seit Januar 2023. Foto: Svens Bildwerke

Die Entscheidung für die WVV nicht bereut

„Meine Entscheidung für die WVV als Arbeitgeber hat ja aufgrund des erforderlichen Umzugs nach Würzburg nicht nur mein Berufsumfeld, sondern auch mein Privatleben stark verändert,“ gibt Schulte-Derne zu bedenken. „Insofern war das vergangene Jahr für mich schon auch ein Jahr des Suchens, Findens und Ankommens. Aber meine vorherrschenden Gefühle waren von Beginn an: Vorfreude und Neugierde.“ Denn natürlich habe dieses Jahr neben erwarteten und planbaren Aufgaben – ob im Tagesgeschäft oder bei der Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe – auch unvorhergesehene Situationen mit sich gebracht. Da seien dann eben konkrete Lösungen für konkrete Fragestellungen gefragt gewesen, die zusammen mit Kolleginnen und Kollegen zu erarbeiten waren. All dies habe das zurückliegende Jahr für sie ausgesprochen spannend gemacht. Ihr Fazit lautet jedenfalls:

„Meine Entscheidung, zur WVV zu wechseln, habe ich noch keine Minute bereut!“

Frau Schulte-Derne, Geschäftsführerin der WVV

Dabei ist Dörte Schulte-Derne keineswegs eine Managerin, die übermäßig von sich selbst eingenommen wäre. Zu ihren hervorstechenden Eigenschaften zählen – neben unabdingbaren Voraussetzungen wie Fleiß und Expertise – vielmehr Selbstreflexion, Nahbarkeit und eine starke Dialogorientierung – inklusive der damit verbundenen Spontanität. Und letztere hat ihren Preis: „Natürlich fragt man sich abends mitunter: Hätte ich nicht in dieser Situation einfach die Klappe halten oder besonnener reagieren können“, räumt die Vorständin ein. „Von daher würde ich keinesfalls sagen, dass alles immer perfekt gelaufen ist, was ich im vergangenen Jahr getan habe. Aber das betrifft eher Details. Ich denke, die grundlegende Richtung hat auf jeden Fall gepasst.“

In Mainfranken schon gut eingelebt

Und wie ist es mit dem Ortwechsel? Ist Dörte Schulte-Derne auch emotional schon in Würzburg „angekommen“? „Wenn man irgendwo neu ist, lautet die entscheidende Frage ja immer: Kann ich da ohne Navi rumfahren?“, sagt die Neu-Würzburgerin augenzwinkernd. „Und meine Antwort ist in diesem Fall eindeutig: Ja, kann ich!“ Trotz langer Arbeitstage mit entsprechend begrenzter Freizeit hat sie Stadt und Umgebung inzwischen schon recht gut erkunden können: Wo sind die schönsten Läden, um nach Geburtstagsgeschenken für die Patenkinder zu stöbern? Wo kann man einen leckeren Imbiss einnehmen, wenn die Kantine schon geschlossen hat? Wo erledigt man am besten die kleinen Einkäufe für den täglichen Bedarf? Und auch verschiedene Weingüter der Region hat sie den Sommer über mit dem Fahrrad besucht und sich so einen ersten Eindruck von der hervorragenden Qualität der hiesigen Weine verschaffen können.

Und wie kommt sie mit den Menschen in Mainfranken zurecht, denen ja einerseits eine große Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit, bisweilen aber auch eine „bodenständig-schnörkellose“ Direktheit nachgesagt wird? „Wenn man sich als gebürtige Westfälin zum Studium nach Rheinhessen begibt, geht man gefühlt fast ins Ausland“, lacht Schulte-Derne. „Insofern war meine Studienzeit in Mainz für mich eine größere Herausforderung als jetzt mein Umzug nach Würzburg. Ich finde, vom Menschenschlag her gibt es zwischen meiner westfälischen Heimat und dem Frankenland bemerkenswerte Ähnlichkeiten: Wenn hier irgendwo der Schuh drückt, dann wird das offen ausgesprochen. Und Kritik, in angemessener Form vorgetragen, wird akzeptiert. Mit dieser Art komme ich sehr gut klar.“

Wie es im Rocksong heißt: „You live, you learn“

Schulte-Derne kommt natürlich auch ihre Erfahrung als Unternehmensberaterin zugute – ein Karriereabschnitt, der sie in vielfältiger Weise geprägt hat. In dieser Zeit war sie in allen Bundesländern tätig und konnte Einblicke in viele verschiedene Firmen gewinnen. Dabei lernt man unweigerlich, mit unterschiedlichen Charakteren und Mentalitäten, aber auch mit diversen Organisationsstrukturen und Unternehmenskulturen umzugehen. Überhaupt – das Thema „Weiterentwicklung“: Für Dörte Schulte-Derne ein ganz wesentlicher Faktor in ihrer Karriere: „Niemand fällt ja einfach so als fertige Persönlichkeit vom Himmel“, konstatiert die erfahrene Führungskraft. „Ich hatte das große Glück, ganz überwiegend Vorgesetzte erleben zu dürfen, die bereit und in der Lage waren, mich weiterzuentwickeln – vor allem auch durch qualifizierte Feedbacks. Denn diese tragen entscheidend zur eigenen Reflexion und Weiterentwicklung bei. Außerdem haben mich diese Vorgesetzen an ihren Überlegungen und ihrer Entscheidungsfindung teilhaben lassen. Dadurch konnte ich sehr früh üben, wie man Entscheidungen vorbereitet und wie Dialog gelingt – gerade auch, wenn er vielleicht nicht auf Augenhöhe stattfindet.“ Generell habe sie während ihrer bisherigen Karriere vom Umgang mit vielen Menschen profitiert, von denen man sich etwas abgucken konnte – nicht nur Vorgesetzte, sondern auch viele Kolleginnen und Kollegen.

Apropos abgucken: Nicht zu unterschätzen für ihren Entwicklungsprozess waren auch die weniger schönen Erlebnisse, die sie zu Beginn ihrer Karriere im Zusammenhang mit der großen Finanzkrise ab 2008 hatte. „Damals habe ich durchaus in manchen Situationen gedanklich mitgeschrieben: Was würde ich niemals tun, weil ich es für mich selbst als Betroffene unangenehm und auch prinzipiell nicht vorbildlich fand.“ Negative Erfahrungen sind manchmal die wertvollsten, weil man lernt, wie man es nicht machen sollte. „You live, you learn / You love, you learn / You cry, you learn / You lose, you learn” – so heißt es in einem Rocksong der kanadischen Sängerin Alanis Morissette. Das sieht auch Schulte-Derne so: „Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Lernprozess anhält, bis man irgendwann sehr alt ist und das Ende seines Weges erreicht hat. Und das ist auch der Anspruch, den ich an mich selbst habe: Mich stets weiterzuentwickeln – sowohl fachlich wie auch als Führungskraft.“

Neue Aufgaben erfordern neue Kenntnisse

Was das Fachliche betrifft: Gerade in den vergangenen Monaten, so erzählt sie, habe sie bei der WVV wieder viel dazugelernt. Bei ihrem vorherigen Arbeitgeber Soluvia in der MVV Gruppe habe sie stark mit dem Kundenblick auf die Energiewirtschaft geschaut und sich intensiv mit Themen wie Abrechnung, Forderungsmanagement und Kundenservice sowie den zugehörigen IT-Infrastrukturen beschäftigt. Alles zweifellos enorm wichtige Kenntnisse für eine Geschäftsführerin, zu deren Aufgaben unter anderem das Kundenmanagement im Bereich Energie gehört. Aber ihr Aufgabenspektrum hat sich eben in der neuen Position erheblich erweitert: „Wie sieht zum Beispiel eine gelungene Anwendung des Wärmeplanungsgesetzes aus, das noch gar nicht durch den Bundesrat ist? Was heißt das für uns als Unternehmen? Wie kann man das mit Mitarbeitenden, Aufsichtsräten, Stadträten und den Bürgerinnen und Bürgern vernünftig vorbereiten und dazu eine kluge Kommunikation machen? Das sind typische Fragen, bei denen ich in den vergangenen Monaten von vielen Kolleginnen und Kollegen erheblich lernen durfte.“

Berechenbarkeit und Stabilität: die Basis für Freiräume

Portrait von Doerte Schulte-Derne, Vorständin
Frau Schulte-Derne als Rolle der Führungskraft. Foto: WVV

Aber auch in ihrer Rolle als Führungskraft ist Dörte Schulte-Derne seit ihrem Karrierebeginn durch Erfahrung gewachsen: „Beispielsweise habe ich über die Jahre eine größere Toleranz für Diversität entwickelt bei der Frage, wie man gut arbeitet“, schmunzelt sie. „Da war ich als junge Beraterin vor mehr als 20 Berufsjahren natürlich der Meinung, dass alles exakt so und so gehen muss und auf keinen Fall anders.“ Heute erstaunt sie ihre Mitarbeitenden stattdessen mit einem auf den ersten Blick eher simpel erscheinenden Leitgedanken, der es bei näherer Betrachtung aber „in sich hat“: „Ich habe eine Faustregel, die ich mir immer wieder vor Augen führe und auch den Menschen, die mit mir arbeiten, nahebringen möchte: Wenn man Prozesse, Funktionen oder Rollen so ausgestaltet, dass sie sowohl für die Kundschaft als auch für einen selbst und die mitbetroffenen Kolleginnen und Kollegen gut sind, dann macht man im Grunde alles richtig. Denn wenn es für Kundinnen und Kunden genauso passt wie für die Mitarbeitenden, dann hat man meistens schon 95 Prozent des Möglichen erreicht.“

Das bedeutet aber auch, den Mitarbeitenden entsprechende Handlungsspielräume und Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen – die natürlich je nach Berufsgruppe und Funktion unterschiedlich groß sind. Und es bedeutet umgekehrt, dass die Mitarbeitenden diese Freiräume auch nutzen und sich gegenseitig gewähren: „In manchen Bereichen des Tagesgeschäfts, in denen wir sehr stark an gesetzliche Vorgaben gebunden sind, gibt es aus erklärlichen Gründen kaum oder gar keine Freiheitsgrade“, betont die Vorständin. „Aber insbesondere bei der Weiterentwicklung des Unternehmens bewegen wir uns auf einem Terrain, wo sehr wohl Spielräume entstehen. Und hier würde ich mir wünschen, dass wir uns gegenseitig genügend Raum nehmen und geben, um unsere Stärken am besten auszuspielen.“

Also: Freiräume gewähren und nutzen: ja. Aber selbstverständlich mit Augenmaß. Und ebenso selbstverständlich ist, dass Handlungsspielräume von den Mitarbeitenden nur dann erkannt und sinnvoll genutzt werden können, wenn die grobe Richtung und der Gestaltungsrahmen klar sind. Hierbei ist naturgemäß die Führungskraft gefordert: „Ich versuche, eine Führungskraft zu sein, die für ihre Mitarbeitenden gut einzuschätzen ist“, erläutert Schulte-Derne. „Denn nur, wenn die Mitarbeitenden wissen, welche Ziele ich verfolge, welche Wege dorthin beschritten werden könnten oder sollten und welche Handlungsspielräume man in seiner Rolle beispielsweise als Sachbearbeiter oder als Abteilungsleiterin nutzen darf, kann dieses Konzept aufgehen und zum bestmöglichen Ergebnis für das Unternehmen führen.“ Es braucht mit anderen Worten eine klare, stabile und berechenbare Führung: „Auf keinen Fall möchte ich eine Chefin sein, bei der sich die Mitarbeitenden allein auf hoher See fühlen!“

Den Kurs vorgeben, aber auf die starke Mannschaft vertrauen

Dabei betrachtet sie sich aber ausdrücklich nicht als das „Alphatierchen“, das immer alles am besten weiß, sich für unersetzlich hält und rigoros den „einzig möglichen Weg“ vorgibt. Vielmehr sieht sie sich in der Rolle der „Enablerin“ – also einer Führungskraft, die Prozesse und Ideen anstößt, andere zur Höchstleistung bringt und auch mal als Korrektiv fungiert. „Das Ziel von Führungskräften auf oberster Ebene muss es meiner Meinung nach sein, dass Prozesse auch dann hervorragend laufen, wenn man selbst mal ein paar Tage nicht da ist. Und damit ist auch die Einsicht verbunden, dass wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen sollten.“

Vielmehr appelliert Schulte-Derne leidenschaftlich an die Arbeitshaltung und den Teamgeist ihrer Mitarbeitenden: „Wenn wir alle täglich unsere Arbeit mit der festen Absicht beginnen, unseren Job so gut zu machen wie es uns an diesem Tag möglich ist, dann sind wir schon richtig stark“, ist sie überzeugt. Und zwar egal, ob jemand morgens ins Büro kommt oder sich im Homeoffice einwählt, auf die Baustelle oder ins Kraftwerk fährt oder in den Fahrerstand eines Busses oder einer Straßenbahn einsteigt. „Was ich mir wünsche, ist eine richtig tolle Mannschaft, die mit Herz und Hand bei der Sache ist und im besten Sinne miteinander arbeitet – auch über die berühmten Silogrenzen hinweg. Das bedeutet hohe Fachkompetenz und hohes Engagement. Es bedeutet aber auch Toleranz und Respekt vor der Andersartigkeit der verschiedenen Berufe im WVV-Konzern.“

Eine Vorständin ist auch nur ein Mensch

Womit wir bei der Frage angelangt wären, wie es denn um den privaten Bereich einer vielbeschäftigten Geschäftsführerin und Vorständin bestellt ist: Was macht Frau Schulte-Derne, wenn sie einfach mal nur „Dörte“ sein möchte und den Kopf von allen beruflichen Belangen freibekommen will? „Was ich hoffe, bald wieder nahezu täglich zu schaffen, ist: Eine Stunde Fahrrad fahren zu können,“ bekennt sie. „Das hilft mir sehr, um Körper und Seele in Einklang zu bringen und alles Mögliche, was ich erlebt habe, zu verarbeiten. Und wenn das nicht reicht, gibt es nichts Besseres, als mal eine Stunde mit einem Patenkind im Sandkasten zu spielen. Es ist unglaublich, welche neuen Perspektiven das hervorbringen kann. Das tut mir unheimlich gut.“

So bleibt also abschließend nur noch zu hoffen und zu wünschen, dass Dörte Schulte-Derne im vor ihr liegenden Jahr – trotz aller Herausforderungen, welche die Energiewende für den WVV-Konzern mit sich bringt – genügend Zeit für das Fahrrad und den Sandkasten erübrigen kann. Denn auch eine Vorständin ist schließlich nur ein Mensch und benötigt Gelegenheiten zum „emotionalen Auftanken“!

Ihr Ansprechpartner

Das könnte Ihnen auch gefallen

Kontaktieren Sie uns

Abmeldung erfolgreich

Schade, dass Sie unseren Newsletter nicht mehr erhalten möchten.
Ihre E-Mail-Adresse wurde aus dem Verteiler gelöscht.

Nur noch ein Schritt

Um die Anmeldung zum Newsletter abzuschließen, klicken Sie bitte auf den Link in der E-Mail, die wir soeben an Sie gesendet haben. Sollten Sie keine E-Mail in ihrem Posteingang finden, überprüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Ihre Anmeldung zum Newsletter war erfolgreich!

Vielen Dank für Ihr Interesse.
Ab sofort bleiben sie auch per Mail bestens informiert.