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Mit dem Elektroauto auf die Langstrecke. Eine gute Idee!

Mit dem Elektroauto eine Langstrecke fahren – lieber nicht. Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig. Doch ist das wirklich so? Gerade in den letzten Jahren haben sich Lade-Technologie und Reichweite von E-Autos erheblich verbessert. Zeit also, die Angelegenheit bei einem Selbstversuch zu klären. Wie häufig sind Ladestopps tatsächlich nötig? Wie viel Zeit sollte man dafür einplanen? Ist dies wirklich so störend wie behauptet? Und gibt es überhaupt genügend Ladepunkte an deutschen Autobahnen? Philipp Stühler, Mitarbeiter bei der WVV Energie, hat genau das getestet. In diesem Magazinbeitrag berichtet er von seiner Elektroauto-Reiseerfahrung.

E-Auto auf Langstrecke
Langstrecken auch mit dem E-Auto? Foto: WVV.

Mein größtes Fragezeichen beim E-Auto: die Reichweite.

Elektroautos werden zum Standard. Immer mehr Autofahrerinnen und Autofahrer entscheiden sich für einen Umstieg. Das zeigen auch die Zulassungszahlen: Von Januar bis Oktober 2023 wurden in Deutschland 424.600 Fahrzeuge mit E-Motor neu zugelassen. Auch ich denke schon länger darüber nach, wie sich der Umstieg gestaltet. Da ich aber privat eher lange Strecken fahre, dachte ich bisher, dass der Umstieg auf Elektromobilität für mich Einschränkungen bedeutet. Gedanklich passten für mich ein Elektroauto und Langstrecken – wie berufliche Dienstreisen – einfach nicht zusammen. Und zu Hause habe ich aktuell keine Möglichkeit, das Auto komfortabel an einer eigenen Wallbox zu laden. Alles Ausschlusskriterien für entspannte E-Mobilität. Dachte ich zumindest.

Mit dem Elektroauto Langstrecke fahren. Ein Selbstversuch.

Das Thema einfach ungeprüft abhaken? Auch keine Option. Deshalb entschied ich mich, meine nächste Dienstreise elektrisch anzutreten. Bei der WVV setzen wir für die Dienstwagenflotte schon lange verstärkt auf E-Mobilität. Also stand ein entsprechendes Fahrzeug zur Verfügung – ein Polestar 2 (Single Motor & Long Range). Der Wagen kommt mit einer Akkukapazität von 78 Kilowattstunden (kWh) brutto daher. Laut Hersteller genug für eine Reichweite von 540 Kilometern, gemessen nach WLTP-Testverfahren. Der ADAC schränkt allerdings ein, dass die tatsächliche Reichweite von Elektroautos stark von verschiedenen Faktoren abhängt, etwa der Fahrweise und den Außentemperaturen. Ich rechnete also mit knapp 400 Kilometern. 

Bild aus dem Polestar heraus mit Blick auf die digitalen Instrumente
Los geht's mit 90 % Akku (SOC). Die angezeigten 400 km sind aber in der Praxis eher nicht zu schaffen. Foto: WVV

Nach einigen kürzeren und mittellangen Fahrten wagte ich mich dann an meine erste richtige Langstrecke. Zunächst ging es für meine Kollegin und mich von Würzburg nach München – Hin- und Rückweg jeweils rund 280 km. Um auf Nummer sicher zu gehen, plante ich meine Strecke vorher akribisch durch: Wo sollte der erste Ladestopp stattfinden, sollte einer nötig sein? Gibt es vor Ort dann Schnellladesäulen? Und wie läuft das mit der Bezahlung? Ich war also einigermaßen vorbereitet. Bevor es losging, prüfte ich noch den Akkustand. Leider war der recht niedrig, da das Auto vorher noch unterwegs war. Also wurde schnell noch vor Fahrtantritt an einer firmeneigenen Ladestelle angesteckt und auf fast 70 % aufgeladen. Hier muss man natürlich erwähnen, dass dies bei 11 kW Ladeleistung doch etwas Zeit in Anspruch nimmt. Dennoch konnten wir pünktlich starten, wenn auch nicht mit ganz vollem Akku. 

Weitere Infos zum Fahrzeug finden Sie im Firmenwagenrechner der WVV.

Eine entspannte Fahrt im E-Auto, nicht ohne Reiseplanung. Oder?

Und dann die nächste Einschränkung: Vollsperrung auf der A3 Richtung München. Mein sorgfältig ausgearbeiteter Plan war damit hinfällig. Mit dem Ladestand und der längeren Strecke schaffen wir es nicht ans Ziel. Erstaunlicherweise war das aber dann doch kein Problem: Denn wie viele der neuen E-Auto-Modelle verfügt auch der Polestar 2 über ein interaktives Navigationssystem mit Ladeplanung, in diesem Fall von Google, welches rasch umgeplant hat. Mögliche Ladestopps werden direkt über eine Karte auf dem Display angezeigt und das Auto schlägt je nach Akkustand sogar selbstständig Stopps auf der Route vor. Dies funktionierte perfekt. So war das Laden des Elektroautos unterwegs unkomplizierter als erwartet.

Trotz hohen Verkehrsaufkommens kamen wir gut durch – im Durchschnitt um die 120 Stundenkilometern (km/h), allerdings ohne bewusst sparsam zu fahren. Trotzdem war nur dann ein Ladestopp nötig. Nach knapp 200 Kilometern legten wir am Rasthof Lonetal auf der A7 eine kurze Pause ein. Für das Auto ging es mit einem Restakkustand von 32 % an die Schnellladesäule und für uns an die Espressobar. Nur knapp 22 Minuten und einen Kaffee später konnten wir unsere Reise dann mit gut 84 % Akkuladung fortsetzen. Die Restlichen Kilometer nach München waren kein Problem und wir konnten in München direkt vor dem Hotel wieder vollladen. Die Rückfahrt traten wir mit 90 % Akkustand an. Bei gemäßigtem Tempo und wieder relativ viel Verkehr kamen wir nun ohne Zwischenstopp bis nach Würzburg – mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 15,6 kWh pro 100 km und einer Restladung von 27 %. Grundsätzlich liegt der Verbrauch laut Hersteller bei circa 19,5 kWh/100 km. Dies hängt jedoch stark von der Fahrweise und der Außentemperatur ab.

SOC- Anzeige auf E-Ladestation
Fastned Ladestation in Hermsdorf, schön überdacht und schnell geladen , Foto : WVV

Laden in Würzburg: Die WVV betreibt in und um Würzburg herum insgesamt 143 Normal-Ladestellen mit Wechselstrom (AC) und 20 Schnellladestellen mit Gleichstrom (DC) – Tendenz stark wachsend. Die interaktive Ladekarte zeigt alle Standorte an.

E-Auto versus Verbrenner. Same same - but different.

Meine erste Erkenntnis: Im Prinzip unterscheidet sich die Organisation einer langen Strecke mit dem E-Auto kaum von der einer vergleichbaren Reise mit dem Verbrenner. Den Akkustand vorher zu checken ist eben etwas wichtiger, als vor Abfahrt den Füllstand im Tank zu prüfen. Und dafür zu sorgen, dass das Fahrzeug reisetüchtig ist. Natürlich ist es sinnvoll, sich im Vorfeld über Lademöglichkeiten unterwegs und am Zielort zu informieren. Aber eigentlich plant das System beim Polestar und auch bei vielen anderen Modellen selbst rechtzeitig Ladestopps in die Route mit ein. So ist es nicht nötig, perfekt vorbereitet sein. Natürlich sollte man prüfen, ob an den vorgeschlagenen Ladepunkten die präferierte Lade-App oder Ladekarte funktioniert. Einen Überblick zu den verschiedenen Anbietern findet sich beim ADAC. Auch die Lade – bzw. Kaffeepause unterwegs war eigentlich eher willkommen als störend. Für mich trug sie zum Reisekomfort bei. 

Langstrecke geht nur bei effizientem Fahren. Von wegen.

Klar, effizientes Fahren ist wahrscheinlich der Schlüssel, um auch auf langen Strecken das Beste aus dem E-Auto herauszuholen. Trotzdem reizte es mich ebenso, einmal zu testen, wie schnell sich der Akku bei höherem Tempo entlädt. Immerhin leistet der E-Motor den Polestar 2 deutlich über 200 PS , das reicht für immerhin 160 km/h (abgeriegelt). Meine zweite Dienstreise führte mich nach Leipzig – einfache Strecke rund 330 km. Ich startete mit vollem Akku und legte nach knapp 250 Kilometern den ersten und einzigen Ladestopp bei Hermsdorf an der Fastned Ladestation ein. Hier kam ich mit 34 % statt der prognostizierten 21 % Akkustand an. Somit hätte der Strom auch für die letzten 90 Kilometer bis Leipzig noch gereicht. Nach 23 Minuten ging es dann mit frisch auf 85 % nachgeladener Batterie weiter. In den drei Tagen in Leipzig fuhr ich immer wieder kürzere Strecken – insgesamt knapp 60 Kilometer. Dafür musste ich gar nicht mehr nachladen.

Auf dem Rückweg habe ich dann auf freier Straße getestet, was so in dem E-Auto steckt und fuhr fast durchgehend, natürlich in Einklang mit den geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen, mit maximal zügigem Tempo. Gestartet mit 42 % Akkufüllung, war wieder nur ein Ladestopp auf 85% nötig. Zu Hause angekommen, verblieben noch knapp 20 % Akkuladung trotz eines Verbrauchs von circa 25 kWh auf 100 km und laufender Heizung, die nochmal den Verbrauch erhöhte. Mit vollem Akku und schonender Fahrweise würde man auch die gesamte Strecke schaffen.

Meine zweite Erkenntnis: Wer lange Strecken zurücklegen muss, hat mit einem Elektroauto eine zuverlässige und nachhaltige Möglichkeit dafür. Eine Fahrweise mit konstanter Geschwindigkeit und vorausschauendes Fahren sind immer von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Natürlich gibt es hier auch Unterschiede je nach Modell.

Mit Ladestopps umzugehen lernen.

Wer mit einem Elektroauto eine Langstrecke fährt, kommt um Ladestopps nicht herum. Doch wie lässt sich damit am effizientesten umgehen? Wichtig ist, die Ladestopps rechtzeitig, aber nicht zu früh einzuplanen. Denn am schnellsten lädt ein E-Auto bei Akkuständen zwischen 20 % und 80 %. Auch bei 10 % ist die Ladegeschwindigkeit noch sehr gut – der Akku lädt dann mit rund 140 kW, bei 20 % mit 154 kW, aber ab 50 % nimmt die Geschwindigkeit deutlich ab.

Extra Tipp: Schnelles Aufladen funktioniert am besten, wenn das Auto schon warmgefahren und der Akku leer ist. Direkt nach dem Losfahren und bei mehr als halbvollem Akku zu laden ist also wenig sinnvoll. Es lohnt sich, vor dem ersten Stopp einige Kilometer zurückzulegen und den Akku vorzukonditionieren. Klar ist aber auch: Schnellladen an der Autobahn ist mit bis zu 70 Cent pro kWh ziemlich teuer. Allerdings habe ich auch mit meinem Verbrenner so gut wie nie an Autobahntankstellen getankt, denn das kostet bekanntermaßen ebenfalls mehr Geld. Hier kommt eine gute Vorbereitung zum Tragen. Allerdings braucht sich meiner Erfahrung nach niemand zu sorgen, keine geeignete Ladestelle zu finden, da diese mittlerweile an jeder Ecke zu finden sind. Im Winter bei sehr tiefen Temperaturen kommt hinzu, dass der Ladevorgang ein paar gute Minuten mehr in Anspruch nehmen kann. 

Meine Erkenntnis: Wer elektrisch fährt, dem springen auf einmal überall Ladestellen ins Auge, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Auf meinen Fahrten waren immer genügend Möglichkeiten vorhanden. Zugegeben, ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Wer ein E-Fahrzeug regelmäßig für lange Strecken nutzen möchte, braucht eine sichere Ladeoption in der Nähe der Wohnung, dies kann durchaus eine öffentliche Ladesäule sein. Komfortabler bleibt für E-Fahrerinnen und -Fahrer aber eine Wallbox – ob zu Hause oder an der Arbeitsstelle, damit ist man wesentlich unabhängiger und komfortabler unterwegs.

Öffentliche Ladesäulen, die WVV-Komfortkarte oder die eigene Wallbox: Die WVV Energie stellt zahlreiche Dienstleistungen zur Verfügung, die den Alltag mit E-Auto erleichtern. Lesen Sie, wie der Umstieg auf Elektromobilität gelingt.

Komfortables Reisen mit dem E-Auto

Am Besten ist es natürlich, längere Fahrten mit einem möglichst vollen Akku zu starten. Ich konnte dafür bequem eine der Wallboxen auf dem Firmengelände der WVV nutzen. Grundsätzlich habe ich aber die kurzen Stopps zum Laden als sehr angenehm empfunden. Mit durchschnittlich 20 Minuten für das Laden des Akkus von 20 auf 80 % blieb genug Zeit, sich kurz die Beine zu vertreten, einen Kaffee zu trinken und frische Luft zu schnappen – auf langen Strecken sowieso immer eine gute Idee. Danach konnte ich entspannt und mit gut gefülltem Akku weiterfahren.

Übrigens: Die Reisezeit für beide Strecken war jeweils gefühlt nicht länger als sonst, obwohl die Ladestopps natürlich dazukommen. Im Gegenteil: Insgesamt empfand ich die Fahrten mit dem Elektroauto als sehr komfortabel. Der für mich wohl größte Vorteil ist das nahezu geräuschlose Fahren. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Verbrenner sind Elektrofahrzeuge erstaunlich leise und sorgen somit für eine entspannte Atmosphäre im Innenraum. Darüber hinaus profitiert man beim Fahren eines E-Autos von einer sanften und gleichmäßigen Beschleunigung. Das unmittelbare Ansprechen des Elektromotors macht einen schnellen Antritt möglich, ohne dass der Fahrspaß zu kurz kommt. Sich beim Reisetempo etwas zurück zu halten, trägt auch zur entspannten Reise bei. 

komfortabel mit dem E-Auto unterwegs . Foto: WVV.

Mein Fazit: Das Elektroauto eignet sich auch für die Langstrecke.

Langstrecke mit dem E-Auto? Kein Problem! Mein Fazit fällt zu meiner eigenen Überraschung durchweg positiv aus. Natürlich ist es erst mal eine Umstellung, mit regelmäßigen Ladestopps zu planen, aber alles halb so wild. Insgesamt haben die kurzen Pausen für mich den Reisekomfort eher gesteigert. Regelmäßige Pausen – etwa nach 300 Kilometern – sind sowieso zu empfehlen. Die zahlreich vorhandenen Ladestationen bieten ausreichend Möglichkeiten zum Aufladen des Akkus und auch die Reichweite des Polestar 2 hat mich überzeugt. Eigentlich gibt es aus meiner Sicht keinen Grund mehr, nicht auf E-Mobilität umzusteigen. Für mich zählt vor allem der Umweltgedanke. Obwohl ich aktuell zu Hause keine Wallbox zur Verfügung habe, könnte ich das Fahrzeug an einer der zahlreichen Ladesäulen im Stadtgebiet oder entspannt bei der Arbeit laden, ein großer Pluspunkt. Zusammengefasst: Würde ich mir jetzt ein Auto kaufen, wäre es definitiv ein Fahrzeug mit Elektromotor – lange Strecken hin oder her.

Weitere Artikel finden Sie in unserer Übersicht.

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