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Strom- und Gaspreisentwicklung: Unternehmen mit Spotmarktverträgen profitieren von der aktuellen Marktlage

Der Abwärtstrend der Beschaffungspreise für Strom und Gas kommt bei den von der WVV Energie belieferten Unternehmen an. Für WVV-Vertriebschef Florian Doktorczyk ein wichtiges und positives Signal nach den Herausforderungen im Vorjahr. Wie der Experte die Marktlage aktuell und in den kommenden Monaten einschätzt und was er in puncto Beschaffung rät, erklärt er im Interview.

Stromtrasse, Foto: Adobe Stock // pholidito

Die explodierenden Energiekosten führten 2022 in vielen Betrieben zu extremen Belastungen. Seit einigen Monaten scheint sich der Markt zu beruhigen – sowohl beim Strom als auch beim Gas. Wie kommt das bei Ihren Kundinnen und Kunden an?

Für zahlreiche Unternehmen waren insbesondere der August und der September 2022 mit ihren Höchstpreisen beim Strom und beim Gas problematisch. Seit Spätherbst sinken nun die Kurse auf dem Spotmarkt – entgegen den Erwartungen. Das ist erfreulich und kommt bei unseren Kundinnen und Kunden inzwischen spürbar an. Sie profitieren von dieser Entwicklung direkt, weil wir sie im Vorjahr nahezu vollständig in Spotmarktprodukte überführt haben. Sie fahren jetzt deutlich günstiger als mit Festpreisverträgen


Warum Spotmarktverträge in Hochpreisphasen?

Im vergangenen Jahr schwankten die Preise am Spotmarkt extrem. Ein Beispiel: Nachdem die russischen Gaslieferungen komplett ausfielen und spätestens als nach den Anschlägen auf Nord Stream 1 klar war, dass dies auch so bleibt, stiegen die Kurse an der Börse für eine Kilowattstunde Strom um das Zehn- bis 15-Fache auf etwa einen Euro. Und durch das verknappte Gasangebot war überhaupt nicht klar, wie die Entwicklung im Winter weitergeht. In solch einer Hochpreisphase Terminmarktprodukte anzubieten, wäre mit sehr großen unternehmerischen Risiken verbunden. Für unsere Kundinnen und Kunden, aber auch für uns selbst als Wirtschaftsbetrieb.

 

Wie reagieren Ihre Kundinnen und Kunden auf die veränderte Strategie?

Wir sprechen hier ja von enormen Beschaffungsmengen. Wohin hätte das denn geführt, wenn wir langfristige Verträge mit 60 Cent je Kilowattstunde abgeschlossen hätten? Aufgrund der unsicheren Lage haben einige Anbieter sogar den Geschäftskundenvertrieb komplett eingestellt. Deshalb kommunizierten wir klar unsere veränderte Strategie, in diesen volatilen Zeiten lediglich Spotmarktverträge abzuschließen. Denn wir möchten weiter langfristig eine stabile Größe im Markt sein – auch für unsere Kundinnen und Kunden. Die nehmen das Angebot sehr gut an. Wir verzeichnen sogar einen erheblichen Zuwachs im Geschäftskundensegment. Denn wir übernehmen ebenfalls die Beschaffung für Unternehmen, deren bisherige Versorger auslaufende Verträge nicht verlängern. Viele von ihnen haben bei uns einen sicheren Hafen gefunden.

 

Vertriebsleiter Florian Doktorczyk, Foto: WVV

Florian Doktorczyk, seit vielen Jahren Vertriebsleiter der Stadtwerke Würzburg und damit erfahrener Energiemanager sieht einen Trendwechsel beim Thema Energieeffizienz in Unternehmen und erklärt die aktuellen Herausforderungen für Energieversorger.

 

Haben die Preisbremsen den Markt beruhigt?

Unbedingt. Wenn auch sehr spät. Der Beschluss der Preisbremsen für Strom und Gas fiel Ende 2022. Und erst dann war absehbar, dass Unternehmen spürbar entlastet werden. Dazu kam natürlich ganz wesentlich, dass wir doch verhältnismäßig schnell merkten, dass Deutschland mit den Reserven und dem Gasaufkommen bei den recht milden Temperaturen gut über den Winter kommt. Zusammen mit dem Windaufkommen führte dies auch beim Strom zur Entspannung an der Börse. Seitdem erleben wir eine ruhigere Phase, die für unsere Kundinnen und Kunden sehr wichtig ist. Aktuell sind die Strompreise mit unter 13 Cent je Kilowattstunde am Spotmarkt sogar so niedrig, dass die Preisbremsen gar nicht greifen.


Rechnen Sie damit, dass der Abwärtstrend weiter anhält?

Das lässt sich nicht seriös prognostizieren. Dennoch können wir einige Faktoren ausmachen, die den Markt weiter beeinflussen. Positive Signale kommen ganz klar vom Gasmarkt. Denn einige Fragen, die wir vor dem Winter noch hatten, sind inzwischen beantwortet. Etwa die, ob die Speicher ausreichen und woher wir das Gas importieren. Dabei spielen auch die neuen LNG-Terminals eine wichtige Rolle. Beim Strom hingegen besteht im Sommer wieder das Risiko einer Wasserknappheit in Südeuropa und ganz Frankreich. Das könnte erneut zu verringerten Erzeugungskapazitäten bei den französischen Kernkraftwerken führen, die Deutschland und andere europäische Länder ausgleichen müssen. Dieses für mich reale Szenario kann den Strompreis auch in Deutschland mittelfristig wie im Vorjahr anheizen. Völlig unabhängig vom Krieg in der Ukraine. Aktuell sehen wir aber erst einmal einen kontinuierlich fallenden Markt.

 

Handeln am Spotmarkt (Symbolbild), Foto: AdobeStock // Kurt Kleemann

Trotz des Abwärtstrends sind die Preise aber immer noch höher als vor der Energiekrise.

Für unsere Kundinnen und Kunden hat sich der Kostenblock im Vergleich zu 2022 durch die Entlastungen deutlich verbessert. Zum Beispiel durch den Wegfall der EEG-Umlage. Anfang 2022 zahlten sie pro Kilowattstunde Strom rund 6 Cent plus EEG-Umlage, zusammen also etwa 12 Cent. Aktuell liegt der Börsenpreis zwar noch leicht über 12 Cent je Kilowattstunde, wir nähern uns aber diesem Wert an. Dafür entfällt die EEG-Umlage. Also kommen wir langsam bei den Beschaffungskosten in den einzelnen Frontjahren auf ein ähnliches Niveau wie vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine. Aber sicher ist auch, dass die Preise von 5 bis 6 Cent je Kilowattstunde Strom aus der Zeit vor der Energiekrise wohl nicht mehr zurückkommen.

 

Gilt das auch beim Gas?

Beim Gas liegt der Spotmarktpreis aktuell zwischen 5 und 7 Cent je Kilowattstunde und damit um ein Vielfaches höher als die früheren 1 bis 2 Cent, die wir noch aus dem Jahr 2021 kennen. Dazu kommt, dass es bei den Abgaben und Umlagen keine großen Entlastungen gibt. Die Netzbetreiber prognostizieren bereits für 2023 eine deutlich höhere Gasspeicherumlage. Zugleich steigt der für dieses Jahr eingefrorene CO2-Preis wohl im kommenden Jahr wieder wie gesetzlich vorgesehen. Das ist sicherlich eine große Herausforderung für Unternehmen. Aber zugleich ein Ansporn, in die Effizienz des eigenen Betriebs und in die Wärmewende zu investieren. Das hören wir aus unseren vielen Gesprächen immer wieder heraus. Unsere Kundinnen und Kunden möchten sich auch bei den Prozessen unabhängiger vom Gas machen.

 

Wie sehr vertrauen Unternehmen der aktuellen Marktentwicklung?

Bei zahlreichen Unternehmen geht es jetzt um die Frage, wie sie sich langfristig am Energiemarkt verhalten sollen. Meines Erachtens befinden sich die Preise aktuell noch auf solch einem Niveau, dass wir raten, die Marktentwicklung weiter zu beobachten. Einige Kundinnen und Kunden haben aber bereits reagiert und denken darüber nach, sich bereits jetzt für die Frontjahre 2024 oder 2025 mit Strom einzudecken. Schon um eine gewisse Planungssicherheit zu schaffen.

 

Was raten Sie Ihren Kundinnen und Kunden aktuell in puncto Beschaffung?

Sich allmählich wieder mit dem langfristigen Horizont zu beschäftigen und mögliche Festpreisverträge genau zu prüfen. Tendenziell kann ich mir aber gut vorstellen, dass Spotmarktverträge für viele Kundinnen und Kunden aufgrund der Volatilität des Marktes weiter attraktiv bleiben. Sie können von den kurzfristigen Schwankungen profitieren.

 

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