Mehr als die Hälfte des erzeugten deutschen Stroms steuerten 2023 erneuerbare Energien bei – vor allem in Sachen Photovoltaik (PV) ging es kräftig voran. Auch die Stadtwerke Würzburg AG und die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) tragen einen Beitrag dazu bei – mit der ersten großen innerstädtischen PV-Freiflächenanlage am Hochbehälter Galgenberg. Noch Ende 2023 fertiggestellt, geht das Sonnenkraftwerk mit einer maximalen Leistung von rund 750 Kilowatt voraussichtlich im Mai 2024 ans Netz.
Neues Dach, neue PV-Anlage
Insgesamt 11 Wasserreservoire, sogenannte Hochbehälter, betreibt die TWV zusammen mit den Stadtwerken Würzburg in Würzburg – und sichert damit auch in Spitzenzeiten die Trinkwasserversorgung von Haushalten und Unternehmen vor Ort. Dabei spielt der Hochbehälter Galgenberg eine zentrale Rolle: Die Anlage beinhaltet den Speicher Hochbehälter Galgenberg 1 aus dem Jahr 1894 und den Speicher Galgenberg 2 aus dem Jahr 1965. Das Speichervolumen beider Hochbehälter liegt bei rund 25.000 Kubikmetern. Im vergangenen Jahr stand eine Sanierung des Trinkwasserreservoirs auf der Agenda der TWV, die insbesondere das 4.400 Quadratmeter große, ebenerdige Dach betraf. „Dabei gleich eine Solaranlage mit einzuplanen, lag auf der Hand. Eine Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Photovoltaikerzeugung in der Stadt gab der Idee grünes Licht und identifizierte den Hochbehälter als Einstiegsprojekt“, erklärt Armin Lewetz, Vorstandsmitglied bei den Stadtwerken Würzburg und Geschäftsführer der TWV.
Der Begriff „Dach“ ist bei dem Hochbehälter im Wesentlichen mit dem Erdboden gleichzusetzen. Denn die Speicher befinden sich unter der Erde, lediglich der obere Teil des Bauwerks ragt überirdisch heraus.
Mehrwert durch hohen Eigenverbrauch
Insgesamt besteht die Freiflächenanlage aus 1.650 Solarmodulen, die gut 3.300 Quadratmeter der Dachfläche des Hochbehälters bedecken. Mit einer maximalen Leistung von 750 Kilowatt lassen sich am Galgenberg so übers Jahr rund 750.000 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen – rund zwei Drittel davon werden direkt ins Netz eingespeist und machen die Stromversorgung in Würzburg grüner. „Das restliche Drittel verbrauchen wir direkt vor Ort und betreiben damit die Pumpen des Hochbehälters. Dies verringert die Energiekosten für die Pumpen, steigert so langfristig die Wirtschaftlichkeit der Anlage und macht die Trinkwasserversorgung an diesem Standort klimaneutral“, zählt Armin Lewetz auf.
Mehr Ökostrom für die Trinkwasserversorgung
Der PV-Anlage auf dem Galgenberg sollen schon bald weitere Projekte in Würzburg folgen. Denn die umfassende Machbarkeitsstudie von 2022 zeigt klar auf, welche Dach- und Freiflächen der TWV sich in der Stadt für Solarstromanlagen eignen. Dabei stehen zunächst konzerneigene Grundstücke und Gebäude im Mittelpunkt. So entfallen etwa zusätzliche Kosten für Pachten. Armin Lewetz fasst zusammen: „Eine klimaneutrale Trinkwasserversorgung ist entscheidend für die Klimaziele der Stadt. Deshalb forciert die TWV die Eigenerzeugung und nimmt hier eine Vorreiterrolle innerhalb des Konzerns ein. Gemeinsam mit den Stadtwerken Würzburg können wir so die Energiezukunft in Würzburg gestalten und die Energiewende weiter vorantreiben.“
Solaranlage mit Leuchtturmcharakter
Das Projekt am Galgenberg sticht aus mehreren Gründen heraus. „Die PV-Freiflächenanlage ist die erste, die wir mitten im Stadtgebiet Würzburg betreiben. Und aktuell auch gleichzeitig unsere größte“, erklärt Armin Lewetz. Somit mussten die Planungen in Abstimmung mit der Stadt Würzburg und den zuständigen Behörden erfolgen. „Das lief alles völlig reibungslos ab und stimmt uns positiv für kommende Projekte“, betont der TWV-Geschäftsführer. Gleichzeitig steht die Anlage in unmittelbarer Nähe zu Anwohnerinnen und Anwohnern. Das macht zwar die Energiewende inmitten Würzburgs sichtbar. Doch gerade diese Nachbarschaft war in der Umsetzung eine besondere Herausforderung. „Niemand ist begeistert, wenn direkt vor der Haustür eine grüne Wiese mit Bäumen dem Erdboden gleichgemacht wird. Deshalb war es uns wichtig, die Menschen vor Ort im Prozess mitzunehmen und umfassend zu informieren“, erläutert Armin Lewetz das Vorgehen und ergänzt: „Insgesamt spürten wir aber eine breite Akzeptanz.“ Bis Ende 2024 soll die gesamte Fläche am Hochbehälter wieder vollständig begrünt sein, das schreibt auch die Dachbegrünungsverordnung der Stadt Würzburg vor.
Energiewende vor Ort voranbringen
Als nächstes Projekt steht die Aufrüstung der Pumpwerke Grombühl 2 und Dürrbachau mit Photovoltaik an. Weitere größere Anlagen innerhalb des Stadtgebiets werden bereits berechnet, um den Sonnenstrom orts- und verbrauchsnah zu produzieren.
Klar ist: In den nächsten Jahren gilt es, gerade in Sachen Energie große Aufgaben zu lösen. Zusammen mit der Stadt Würzburg treiben die Stadtwerke Würzburg neben dem Ausbau der grünen Stromerzeugung die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung mit der Wärmeleitplanung aktiv voran. Auch die Mobilitätswende nimmt immer weiter an Fahrt auf, etwa durch die Einführung von E-Taxis und E-Bussen oder den geplanten Ausbau des Straßenbahnnetzes.
Die Herausforderung: Alle Sparten gleichzeitig bedienen. Armin Lewetz bringt es auf den Punkt: „Unsere Verantwortung als Versorger vor Ort liegt darin, die Veränderungen sozial verträglich zu gestalten und trotzdem voranzutreiben. Klar ist, Energiewende geht nur zusammen.“
„Unsere Verantwortung als Versorger vor Ort liegt darin, die Veränderungen sozial verträglich zu gestalten und trotzdem voranzutreiben. Klar ist, Energiewende geht nur zusammen.“
Vorstand der Stadtwerke Würzburg AG, Armin Lewetz
Alle Bilder der Galerie: Rolf Nachbar Fotografie & Design
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