Nicht neu – und doch ganz frisch: So könnte man die Ausbildung der Mechatroniker/-innen bei der WVV salopp umreißen. Der Beruf selbst ist zwar in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert offiziell anerkannt. Es ist also kein ganz „junger“ Beruf mehr. Neu dagegen ist, dass nun auch der WVV-Konzern junge Menschen zu Mechatronikern oder Mechatronikerinnen ausbilden kann – seit September 2022. Und dafür wurde einiges getan!
Hohe Investitionen geleistet
Die Ausbildung des Nachwuchses im Bereich Mechatronik erfolgt – wie für eine Reihe weiterer Berufe – überwiegend in dem bei der Tochter Mainfranken Netze GmbH (MFN) angesiedelten modernen Ausbildungszentrum in unmittelbarer Nähe des Würzburger Hauptbahnhofs. Für die angehenden Mechatroniker/-innen wurden hier unter anderem eine neue Drehmaschine und zwei Fräsmaschinen bereitgestellt. „Mechatroniker und Mechatronikerinnen müssen auch an so genannten CNC-Maschinen geschult werden“, erläutert Ausbilder Christoph Tenzer. „Diese speziellen Maschinen waren bislang bei uns nicht vorhanden.“ CNC steht für „Computerized Numerical Control“. Es handelt sich hierbei also um Werkzeugmaschinen, die mithilfe computergestützter Steuerung Werkstücke automatisiert und mit hoher Präzision fertigen können. Daneben umfasst das Schulungsprogramm auch den Bereich der Steuer- und Regelungstechnik – das heißt: Pneumatik, Hydraulik, Elektropneumatik und Elektronik. Auch dieser Bereich musste im Ausbildungszentrum erst aufgebaut werden. Zusammen mit den notwendigen personellen und räumlichen Erweiterungen des Zentrums – zum Beispiel komplett neue Arbeitsplätze mit den zugehörigen Werkbänken – sowie weiteren noch geplanten Anschaffungen schätzt Christoph Tenzer die Gesamtkosten der Einführung des neuen Ausbildungsganges auf ca. 800.000 Euro. Aktuell werden dort nun drei Azubis zu Mechatronikern oder Mechatronikerinnen ausgebildet.
"Man kann das der WVV nicht hoch genug anrechnen, dass sie solche gewaltigen Investitionen leistet, um den neuen Ausbildungsbereich aufzubauen."
Ausbilder Christoph Tenzer
Stark wachsender Bedarf
Natürlich geht es dem Unternehmen hierbei nicht allein darum, jungen Menschen eine weitere Chance für eine hervorragende Berufsausbildung zu eröffnen. Die Einführung des neuen Ausbildungsganges erfolgte nicht zuletzt im wohlverstandenen Eigeninteresse. Denn der Bedarf an Mechatronikern (m/w/d) ist schon heute innerhalb des WVV-Konzerns groß und wird absehbar künftig noch zunehmen. Ob bei der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB), ob im Heizkraftwerk (HKW), im Müllheizkraftwerk (MHKW) und bei der Trinkwasserversorgung (TWV) oder ob in noch ganz anderen Bereichen: Spezialist/-innen an der Schnittstelle von Mechanik und Elektrik kommen in immer mehr Sektoren der WVV zum Einsatz. Was liegt also näher als die benötigten Fachkräfte selbst auszubilden? Nicht umsonst geht die WVV erfolgreich diesen Weg schon seit vielen Jahren auch bei einer Reihe anderer Ausbildungsberufe.
"Wenn ich nur so begehrt wär...
… wie ein Mechatroniker!“
So könnte man in scherzhafter Abwandlung des berühmten Werbeslogans eines Eiskremherstellers die Chancen dieser Berufsgruppe auf dem Arbeitsmarkt der kommenden Jahre beschreiben. Doch warum sind Mechatroniker/-innen so gefragt? Ganz sicher wegen der Doppelqualifikation, die sich aus der Schulung auf den Feldern der Mechanik und der Elektrik/Elektronik ergibt. Den großen Nutzen dieser zweigleisigen Ausbildung erläutert Christoph Tenzer am Beispiel des Türsystems einer Straßenbahn: „Türöffner sind elektromechanische beziehungsweise elektropneumatische Baugruppen. Die entsprechenden mechanischen und pneumatischen Grundlagen eines solchen Systems erlernen beispielsweise auch Industrie- oder Anlagenmechaniker während ihrer Ausbildung. Aber um solche Systeme ansteuern zu können, braucht es das Know-how eines Elektrikers. Und Mechatroniker sind eben auf beiden Feldern ausgebildet.“ Dabei schätzt Tenzer, dass sich die Ausbildungsinhalte in etwa folgendermaßen zusammensetzen: 70 Prozent Elektronik und Informatik, 30 Prozent Mechanik. Das macht schon deutlich, für wen dieser Beruf geeignet ist – und für wen vielleicht eher nicht.
Daumen hoch bei Mathe und Physik? Eine gute Basis!
„Auf jeden Fall sollte man die Fähigkeit zu analytischem und logischem Denken, ein gewisses handwerkliches Geschick und natürlich ein Interesse an der Elektrik mitbringen“, betont Ausbilder Tenzer.
„Man muss sich schon zutrauen, auch mal was zu verdrahten, also elektrische Verbindungen herzustellen. Wer zuhause schon den Akkubohrer des Vaters auseinandergebaut hat oder als Kind großen Spaß mit dem Elektrobaukasten hatte, bringt vermutlich die richtige Motivation mit“, lacht Tenzer. Darüber hinaus ist es eine gute Grundvoraussetzung, wenn man sich in der Schule für Mathe und Physik begeistern konnte sowie ein grundlegendes Verständnis von technischen Abläufen besitzt.
Aber auch Teamfähigkeit und Offenheit sind nicht zu unterschätzen: „Ein zentrales Aufgabengebiet von Mechatronikern und Mechatronikerinnen ist ja beispielsweise die Diagnose von Fehlern und Störungen in elektromechanischen Systemen, das Herausfinden der Ursachen und die Behebung der Störung“, erläutert Tenzer. „Da kann es äußerst hilfreich sein, wenn man in der Lage ist, auf andere zuzugehen und nachzufragen, was diese möglicherweise schon herausgefunden haben. So kann man die eigene Fehlersuche wirkungsvoll eingrenzen.“ Als notorischer Eigenbrötler würde man sich an dieser Stelle schwer tun. Rein formal ist für die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz ab September die Mittlere Reife gefordert.
Ohne Fleiß kein Preis
Was auf keinen Fall verschwiegen werden soll: Die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Mechatroniker (m/w/d) ist anspruchsvoll und herausfordernd. „Die Auszubildenden werden in dieser Zeit ordentlich gefordert“, gibt Ausbilder Tenzer zu. „Es gibt eben sehr viel Unterrichtsstoff und sehr viele praktische Fertigkeiten, die vermittelt werden müssen. Denn schließlich steht am Ende der Ausbildung eine hochqualifizierte Fachkraft.“ So reicht das Spektrum der Ausbildungsinhalte von den ganz analogen mechanischen Bestandteilen über den großen Bereich der Elektrik und Elektronik bis hin zur Informatik: Ähnlich wie die Anlagenmechaniker lernt man zum Beispiel das Bearbeiten von Werkstücken aus verschiedensten Materialien. Dazu kommen die Bereiche Pneumatik und Hydraulik, aber auch die „spanende Fertigung“, also das Arbeiten an Dreh- und Fräsmaschinen. Dies geht dann mit den schon erwähnten CNC-Maschinen über in den digitalen Bereich – bis hin zum Erlernen der Programmierung für die „speicherprogrammierbare Steuerung“ (SPS). Das alles zusammen ist ein ziemlicher „Brocken“. Aber: Die Mühe lohnt sich! Denn nach einem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung hat man beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt und kann in aller Regel mit einer Top-Vergütung rechnen. Da Mechatroniker/-innen sehr flexibel einsetzbar sind, können sie sich als echte Allrounder schnell unersetzbar machen.
"Es handelt sich um einen ausgesprochen interessanten Beruf, der äußerst vielseitig und abwechslungsreich ist und zudem extrem viel Spaß macht“
Ausbilder Christoph Tenzer
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