Vorsicht Verwechslungsgefahr! Die meisten Menschen hatten wohl schon mal mit einem Anlagenmechaniker oder einer Anlagenmechanikerin zu tun. Und dennoch dürften die wenigsten ein klares Bild dieser Berufsgruppe haben. Das liegt schon daran, dass es sich eigentlich um zwei verschiedene Berufe handelt, die – etwas irreführend – eine sehr ähnliche Bezeichnung tragen. Starten wir also damit, ein wenig zu sortieren.
Wer früher in seinem Badezimmer eine tropfende Wasserleitung zu beklagen hatte, rief den/die Gas-Wasser-Installateur/in – umgangssprachlich: einen „Klempner“ oder eine „Klempnerin“. Und wer Probleme mit seiner Heizung hatte, suchte im Branchentelefonbuch – den „Gelben Seiten“ – in der Rubrik „Heizungs- und Lüftungsbau“. Seit 2003 gibt es diese Ausbildungsberufe nicht mehr. Sie wurden zusammengefasst im Beruf „Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“ (kurz: SHK). Dabei handelt es sich – wie schon unter den früheren Bezeichnungen – um einen Handwerksberuf. Und hier beginnt die Verwirrung: Denn schon vor 2003 gab es den Ausbildungsberuf „Anlagenmechaniker/-in“. Dies war und ist ein sogenannter „industrieller Metallberuf“. Um diesen Beruf soll es im Folgenden gehen.
Unter freiem Himmel
„Der klassische Anlagenmechaniker schließt Häuser mit Gas, Wasser oder Fernwärme an“, erläutert Ralf Mündlein. Er ist innerhalb des WVV-Konzerns der für diesen Bereich zuständige Ausbilder und gleichzeitig Ausbildungskoordinator der Ausbildungswerkstatt. „Grob gesagt sind unsere Fachleute zuständig bis zur ersten sogenannten Absperrarmatur – also beispielsweise einem Wasserzähler oder Gaszähler im Keller eines Hauses.“ Ab dort sind dann die Spezialisten und Spezialistinnen des Bereichs „SHK“ verantwortlich für alles, was mit der Verlegung und Wartung der Leitungen innerhalb des Hauses zu tun hat. „Insofern gehören die beiden Berufe schon zu einer Familie“, erklärt Mündlein. „Aber der Ort, an dem man arbeitet, ist eben sehr unterschiedlich.“
Ein typischer Einsatzort klassischer Anlagenmechaniker/-innen ist dabei der Rohrgraben. Dort werden im Tiefbau die entsprechenden Rohre und Leitungen verlegt und gewartet. Wer diesen Beruf ergreifen möchte, sollte also Spaß daran haben, viel an der frischen Luft tätig zu sein. „Man wird schon auch mal nass, man wird mal schmutzig, es ist mal heiß und mal kalt – und es muss im Rohrgraben auch mal kräftig angepackt werden“, gibt Ralf Mündlein unumwunden zu. „Aber Menschen, die sich für diesen Beruf entschieden haben, nehmen das gern in Kauf. Denn für viele ist die Vorstellung ein Gräuel, tagein tagaus acht Stunden lang in einem Büro am Computer zu sitzen.“ Und noch einen weiteren Punkt hält der Ausbilder für bedeutsam: In diesem Beruf kann man die Früchte seiner Arbeit auch wirklich sehen. „Wenn man dann durch Würzburg läuft“ erzählt er, „kann man genau sagen: Bei diesem Haus habe ich den Hausanschluss gelegt, in dieser Straße habe ich neulich den Wasserrohrbruch beseitigt.“
Freilich steht man als Anlagenmechaniker/-in nicht ausschließlich im Graben! Die Bauteile und Baugruppen, die dort verlegt werden, müssen ja zunächst einmal gefertigt worden sein – sei es von Hand oder maschinell. Daher ist die Werkstatt ein ebenso typischer Arbeitsort. Neben viel frischer Luft und Bewegung im Freien wird also auch viel Abwechslung geboten – sowohl bei den Tätigkeiten als auch bei den Arbeitsorten: „Man hat im Grunde ständig wechselnde Einsatzorte und jede Baustelle hat ihre spezifischen Herausforderungen“, sagt Ausbilder Mündlein. „Viele schätzen das an diesem Beruf.“
Für Abwechslung ist gesorgt
Entsprechend vielseitig verläuft die Ausbildung. Diese beginnt typischerweise mit der manuellen Werkstoffbearbeitung. Hierbei lernt man zunächst unterschiedlichste Techniken kennen, um Materialien wie Metalle oder Kunststoffe zu bearbeiten, umzuformen und in Gestalt zu bringen: Sägen, Zuschneiden, Bohren, Gewinde schneiden, Biegen, Schweißen und vieles mehr. Man lernt aber zum Beispiel auch, den Plan eines Leitungssystems zu lesen und bei der Werkstoffbearbeitung fachgerecht umzusetzen. „Denn man muss sich ja bei der Blechbearbeitung räumlich vorstellen können, wie das Blech später aussehen soll, damit man den Plan umsetzen kann“, gibt Ralf Mündlein zu bedenken. Danach geht es weiter mit der maschinellen Bearbeitung von Werkstoffen mithilfe von Dreh- oder Fräsmaschinen: Man lernt zum Beispiel, eine Flansch – die ringförmige Scheibe, mit deren Hilfe Rohrleitungen miteinander verbunden werden – mit der Drehmaschine zu drehen.
Dies alles bereitet vor auf den Hauptbereich der Ausbildung: „Rohrverbindungen herstellen“. Dafür gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeiten: Es gibt Rohre, die gelötet werden. Andere werden geschweißt. Wieder andere werden geschraubt, gepresst oder geklebt. Alle diese Arten von Rohrverbindungen müssen Anlagenmechaniker/-innen kennen und herstellen können. Danach geht es um die Verlegung von Leitungen: „Wie verlege ich eine Leitung, wie biege ich ein Rohr, wie verarbeite ich Formstücke – die sogenannten „fittings“ –, um ein sich verzweigendes Rohrsystem aufzubauen“, zählt Ralf Mündlein die Inhalte dieses Ausbildungsabschnitts auf. Dazu kommen die notwendigen Kenntnisse über Armaturen – ob Sicherungsarmaturen, Sicherheitsventile, Absperrarmaturen oder Gaszähler –, die man verstehen und fachgerecht einbauen können muss.
„Viele schätzen an diesem Beruf, dass die Einsatzorte ständig wechseln und jede Baustelle ihre spezifischen Herausforderungen bietet.“
Ausbilder Ralph Mündlein
Eine Verantwortungsvolle Tätigkeit
All das ist nötig, um sich später bei der Berufsausübung bei auftretenden Störungen in das System hineindenken und die richtige Entscheidung treffen zu können. Denn als Anlagenmechaniker/-in hat man zwar auch viele planbare Einsätze – zum Beispiel, wenn Leitungen in einem Neubaugebiet verlegt oder aufgrund ihres Alters vorhersehbar erneuert werden müssen. Aber es gibt eben auch die nicht planbaren Einsätze: Wenn beispielsweise bei Bauarbeiten eine Gasleitung beschädigt wird. Oder eine Wasserleitung bricht aufgrund von Frost, Verschleiß oder Erschütterung. In solchen Fällen benötigt man umfangreiches Fachwissen über die entsprechenden Leitungen und muss sofort wissen, was zu tun ist. „Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, auf die man gut vorbereitet sein muss“, betont der erfahrene Ausbilder Mündlein. „Deshalb führen wir unsere Auszubildenden gezielt und behutsam an diese Aufgaben heran.“ Und deshalb erfolgt die Ausbildung auch nicht ausschließlich in der Ausbildungswerkstatt: Vielmehr lernen die Auszubildenden ab dem zweiten Lehrjahr systematisch alle für sie wichtigen Abteilungen des WVV-Konzerns kennen – von der Wasserversorgung über die Gasversorgung bis zum Heizkraftwerk und zum Müllheizkraftwerk, wo die Fernwärme erzeugt wird. Auch die Straßenbahnwerkstatt der WSB gehört zu den Stationen. Der Blockunterricht in der Berufsschule für 6 x 2 Wochen pro Schuljahr rundet die Ausbildung ab.
Jedes Jahr bietet der WVV-Konzern drei Plätze für die dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Anlagenmechaniker (m/w/d) an, wobei die Ausbildung organisatorisch der Tochter Mainfranken Netze GmbH (MFN) zugeordnet ist. Im ersten Lehrjahr findet sie im verkehrstechnisch sehr günstig gelegenen Ausbildungszentrum der MFN in unmittelbarer Nähe des Würzburger Hauptbahnhofs statt. Die formale Voraussetzung für die Bewerbung ist ein qualifizierter Hauptschulabschluss oder die „Mittlere Reife“. Darüber hinaus sollte man handwerkliches Geschick, Teamfähigkeit sowie die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung mitbringen.
Gut vorbereitet ins Berufsleben starten
Bleibt noch die Frage, was eigentlich einen langjährigen Ausbilder antreibt, sich Jahr für Jahr in der Ausbildung junger Menschen zu engagieren? Hier unterscheidet Ralf Mündlein, der den Ausbildungsgang „Anlagenmechaniker (m/w/d)“ seit 1993 im WVV-Konzern als hauptamtlicher Ausbilder aufgebaut hat, zwischen zwei Bereichen: dem fachlichen und dem menschlichen. „Fachlich ging es mir, vereinfacht gesagt, immer darum, es besser zu machen“, lacht Ralf Mündlein. „Denn meine eigene Ausbildung zum Gas-/Wasserinstallateur seinerzeit in einem Handwerksbetrieb verlief nicht optimal. Da hätte ich mir jemanden an meiner Seite gewünscht, der mich heranführt und mir Dinge erklärt. Stattdessen musste ich mir alles selbst abschauen.“
Und auf der menschlichen Ebene? „Nun, jeder Mensch ist anders,“ sagt Ralf Mündlein ohne zu zögern. „Mit dieser Vielzahl an Menschentypen umzugehen und einen Beitrag zu leisten, dass sie trotz ihrer Verschiedenheit später im Berufsleben gut zurechtkommen, das spornt an.“ Nach 30 Jahren als Ausbilder hat Mündlein heute im WVV-Konzern an vielen Stellen die Früchte seiner Arbeit vor Augen: „Wenn man sieht, dass die jungen Leute von damals ihren Weg gemacht und mittlerweile als Meister oder Ingenieure eine verantwortungsvolle Funktion im Konzern haben, dann macht es auch ein wenig stolz, dass man zumindest bei ihrem Berufsstart mitgeholfen hat“, gibt er zu.
Und dann erzählt Mündlein noch eine aufschlussreiche Anekdote: „Ich hatte da einen jungen Mann, der es während der Ausbildung sozusagen ‚faustdick hinter den Ohren hatte‘ und dem ich schon hier und da auch mal deutlich machen musste, wo es bei ihm noch hapert – nicht auf der fachlichen, sondern auf der menschlichen Ebene“, berichtet der erfahrene Ausbilder. Dieser Azubi habe dann unmittelbar nach bestandener Prüfung vor dem Prüfungsausschuss und in Anwesenheit seines Ausbilders gesagt: „Herr Mündlein, ich weiß, Sie haben es nicht immer leicht mit mir gehabt. Deshalb möchte ich mich bedanken, dass Sie immer an mich geglaubt und diese dreieinhalb Jahre mit mir durchgestanden haben.“ Es sind solche Momente, die schlaglichtartig erhellen, was eine gute Ausbildungsatmosphäre – jenseits der rein fachlichen Inhalte – bewirken kann.
Wer sich für die abwechslungsreiche Ausbildung zum Anlagenmechaniker (m/w/d) interessiert, findet weitere Informationen und eine Stellenausschreibung hier.