Eigentlich ist Henry Stürmer Bus- und Straßenbahnfahrer. Und das mit Leib und Seele. Mehr als 23 Jahre arbeitet er schon bei der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB). Seit Anfang des Jahres hat er aber noch einen anderen Job: Er stellt die Straßenbahn-Weiche am Sanderring per Hand. Von Montag bis Freitag, acht Stunden am Tag, von halb sieben am Morgen bis kurz nach 15 Uhr. Eine Tätigkeit, die irgendwie aus der Zeit gefallen scheint, aber Henry Stürmer gefällt seine Aufgabe. Auch wenn das Wetter momentan eher ungemütlich ist. Aber dafür hat er ein kleines orangefarbenes Aufenthaltshäuschen an der Haltestelle bekommen. Dort hat er die Möglichkeit, zwischen zwei Straßenbahnen zumindest einmal die Hände zu wärmen oder einen heißen Kaffee zu trinken.
Am Sanderring ist viel los
Der Sanderring ist einer der wichtigsten Straßenbahnknotenpunkte in Würzburg, deshalb fahren die Straßenbahnen an dieser Haltestelle auch fast im Minutentakt ein. Während Henry Stürmers „Schicht“ wird die Haltestelle mindestens 160 Mal angefahren. Im letzten Jahr wurde das Gleisdreieck am Sanderring rundum erneuert. Da einige elektronische Bauteile aktuell nicht verfügbar sind, kann die Weiche gerade nicht elektronisch angesteuert werden. Das ist der Grund für diesen ungewöhnlichen Job an der frischen Luft.
Mit einer ca. ein Meter langen Metallstange, dem sogenannten Stelleisen, stellt Henry Stürmer die Weiche mit einem kräftigen Ruck um. Dann gibt er die Strecke in die jeweils richtige Richtung frei: geradeaus in die Sanderau oder nach rechts Richtung Heidingsfeld, Heuchelhof und Rottenbauer.
Übrigens, wenn Henry Stürmer nicht im Einsatz ist, sind die Kolleginnen und Kollegen im Fahrzeug selbst tätig. Außerhalb seiner Arbeitszeiten – also ganz früh am Morgen, abends, am Wochenende oder an Feiertagen – steigen die Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer aus und stellen die Weiche selbst. Ist Henry Stürmer in „Action“, spart dies natürlich viel Zeit. So fahren die Straßenbahnen pünktlich weiter und die Anschlussverbindungen auch zu den verschiedenen Buslinien werden eingehalten.
Kleine Gesten versüßen den Tag
Mittlerweile ist das Häuschen mit dem Weichensteller am Sanderring so etwas wie eine Institution. Ein Zeitungsausträger bringt ihm die lokale Tageszeitung vorbei. Zeit zum Lesen hat er natürlich erst nach Feierabend.
„Es ist natürlich wichtig, dass ich die ganze Zeit aufmerksam bin und gut aufpasse, welche Linie kommt.“
Henry Stürmer, aktuell „Weichensteller“ bei der WVV
Und der ein oder andere Passant bringt ihm schon mal einen Kaffee. Oft wird er auch nach dem Fahrplan gefragt oder nach dem Weg. Aber egal, ob jemand einen bestimmten Laden, ein Restaurant oder das nächste Corona-Schnelltestzentrum sucht, er hat für alle ein freundliches Wort.
Wenn die Weiche in einigen Wochen wieder von den Straßenbahnfahrer/-innen aus dem Fahrzeug heraus per Knopfdruck gesteuert werden kann, werden sicher viele Henry Stürmer mit seinem Stelleisen und das orangefarbene Häuschen vermissen.
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