Der Countdown läuft: In wenigen Wochen (ab 14.09.2021) startet BUSNETZ+ in Würzburg durch. Das umfassende Mobilitäts-Update macht den ÖPNV in unserer Stadt nicht nur attraktiver und nutzerfreundlicher; es setzt zudem einen entscheidenden Meilenstein in puncto Klimaschutz. Warum das so ist, erklärt Bernd Karl, Bereichsleiter Mobilitätsdienstleistungen der WVV.
WVV Magazin: Herr Karl, am 14. September ist es endlich soweit: Die Fahrgäste im Stadtgebiet Würzburg kommen in den Genuss von BUSNETZ+. Ein großer Tag für Sie und Ihr Team, oder?
Bernd Karl: „In der Tat. Ich blicke dem Termin wirklich mit großer Vorfreude entgegen, zumal es ein schönes Gefühl ist zu sehen, wie ein so sorgfältig geplantes Projekt – von der ersten Idee über die Bürger-Workshops bis hin zu den erforderlichen Beschlüssen – in die tatsächliche Umsetzung geht. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass die Freude dann nicht nur auf meiner Seite sein wird; schließlich profitieren unsere Fahrgäste auf vielfältige Weise von den Verbesserungen durch BUSNETZ+.“
Im Rahmen des Projekts werden ja viele Buslinien verlängert, die Takte verdichtet und generell mehr Fahrzeuge eingesetzt. Können Sie uns hierzu ein paar Zahlen nennen?
„Insgesamt wächst unser Bus- und Straßenbahnfuhrpark durch BUSNETZ+ Stufe 1 um sieben Fahrzeuge. Dies entspricht in etwa 10 Prozent des aktuellen Fuhrparks. Das hört sich im ersten Moment vielleicht recht überschaubar an, aber die neuen Kapazitäten, die wir damit schaffen, sind beachtlich. Hinzu kommt, dass sämtliche Busse und Straßenbahnen durch BUSNETZ+ Stufe 1 deutlich mehr eingesetzt werden: nämlich rund 66.000 Kilometer – pro Monat! Zum Vergleich: Das entspricht der kompletten Jahresfahrleistung eines Omnibusses. Tag für Tag profitieren Bürgerinnen und Bürger so von knapp 150 zusätzlichen Fahrten. 44 davon entfallen alleine auf die verlängerte Linie 34, mit der man künftig ohne umzusteigen von der Universität am Hubland zum Uniklinikum gelangt. Auch den Nutzerinnen und Nutzern der Linie 12 nach Versbach bieten wir mit 18 täglichen Mehrfahrten ein spürbares Plus an umweltschonender Mobilität.“
Damit sind wir schon beim Stichwort: BUSNETZ+ soll neben mehr Komfort für mehr Nachhaltigkeit sorgen …
„Ganz richtig. Wenn wir mehr Menschen dazu bewegen möchten, ihr Auto stehen zu lassen, müssen wir den ÖPNV so attraktiv wie möglich gestalten. Da passt es natürlich nicht ins Bild, wenn man zum Beispiel zu lange auf seinen Anschluss wartet oder Busse und Straßenbahnen in den Abendstunden nur sehr selten fahren. Deshalb lautet unser Ansatz: Mehr Busse, mehr Fahrten – für weniger Autos und mehr Umweltschutz. Damit leistet BUSNETZ+ auch einen wichtigen Beitrag zur „Sauber Mobil“-Kampagne der Stadt Würzburg, die die Lebensqualität in unserer schönen Stadt steigern soll: sei es durch sauberere Luft dank weniger Schadstoffen oder effektiven Klimaschutz durch einen reduzierten CO2-Ausstoß.“
Trotzdem bedeuten mehr zurückgelegte Buskilometer natürlich auch mehr unmittelbare Emissionen. Wie ist die Busflotte der WVV in Sachen Sauberkeit aufgestellt?
„Hier bewegen wir uns bei der Bestandsflotte schon auf ziemlich hohem – oder im Hinblick auf den Schadstoffausstoß – niedrigem Niveau. Die neueren Modelle verfügen sämtlich über Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung und erfüllen dank aktuellster Filtertechnik bereits die Euro-6-Norm. Damit sind sie deutlich sauberer unterwegs als so mancher Pkw, der noch nach Euro 5 oder sogar niedriger eingestuft ist. Auch ältere Fahrzeuge haben wir konsequent mit Abgas-Nachbehandlungssystemen ausgerüstet, allein 2019 waren das 26 Omnibusse. Hinzu kommen seit Juli 2020 zwei Elektro-Busse, die mittlerweile fest in unseren Fuhrpark integriert sind. Natürlich bleiben wir hier nicht stehen und arbeiten kontinuierlich an weiteren Verbesserungen.“
Herr Karl, zum Abschluss noch eine Frage aus Sicht eines potenziellen Buspassagiers: Kann man sagen, wie viel Liter Kraftstoff er bei einer Busfahrt durchschnittlich auf 100 Kilometer verbraucht?
„Das lässt sich natürlich berechnen. Zum Beispiel hat der VDA schon 2010 ermittelt, dass ein Fahrgast in einem Nahverkehrsbus bei einer durchschnittlichen Auslastung von 35 Prozent beziehungsweise 28 Personen gerade einmal 1,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbraucht*. Bei voller Auslastung ist es sogar nur ein halber Liter. Der Vergleich mit einem herkömmlichen Pkw erübrigt sich damit. Hier hat der Bus ganz klar die Nase vorn, von der Straßenbahn, die mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs ist, ganz zu schweigen. Der Umstieg auf den ÖPNV lohnt sich also auf jeden Fall!“
*Quelle: Publikation „Busse, mit Sicherheit umweltfreundlich“, VDA 2010.