Am vergangen Samstag wurde – wie seit über hundert Jahren immer am 8. März – der „Weltfrauentag“ („International Women’s Day“) gefeiert. An diesem Tag wird weltweit auf die Frauenrechte, das Anliegen der Gleichstellung der Geschlechter und noch bestehende Diskriminierungen gegenüber Frauen aufmerksam gemacht. Gleichzeitig will man mit diesem Aktionstag dem Fortbestand und der Verfestigung alter Rollenbilder und Geschlechterstereotype entgegenwirken.

Rollenbilder in der Arbeitswelt sind längst überholt
Solche „Stereotype“ – also starre, vereinfachte und häufig auch falsche Vorstellungen über bestimmte Personengruppen – finden sich gerade auch in der Arbeitswelt bis auf den heutigen Tag: „Das ist Frauenarbeit!“ hört man dann manche Menschen sagen – oder noch häufiger umgekehrt: „Das ist nichts für Frauen!“ Die vielen weiblichen Beschäftigten, die in der WVV tagtäglich – beispielsweise als Bus- oder Straßenbahnfahrerinnen, aber auch in technischen Bereichen – „ihre Frau stehen“, sind der beste Beleg dafür, dass solche Vorstellungen längst veraltet sind und „auf den Schrotthaufen der Geschichte“ gehören . Deshalb bemüht sich die WVV nicht zuletzt bei der Nachwuchsgewinnung darum, junge Frauen an das Unternehmen heranzuführen und für eine Ausbildung in vermeintlichen „Männerdomänen“ wie dem technischen Bereich zu begeistern.
Ein gelungenes Beispiel dafür ist Leni Werther, die im September letzten Jahres ihre Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei der WVV-Tochter „Mainfranken Netze GmbH“ (MFN) begonnen hat. In drei Jahren wird sie die Ausbildung abschließen. „Ich wollte auf jeden Fall einen eher handwerklichen Beruf ergreifen, bei dem man sich bewegen kann und muss“, erzählt Leni. „Über meinen Vater erfuhr ich, dass mein Onkel einst eine Ausbildung zum Elektroniker bei der MFN gemacht hat. Im Betrieb meines Vaters durfte ich auch mal bei Verdrahtungsarbeiten zuschauen und mithelfen. Dabei habe ich gemerkt, dass dieser Berufszweig etwas für mich sein könnte.“ Als ersten Schritt, um sich hierzu mehr Klarheit zu verschaffen, machte Leni Werther vor etwa zwei Jahren ein Schülerpraktikum bei der MFN. Danach stand ihr Entschluss fest: Im Oktober 2023 bewarb sie sich um eine Ausbildung bei der MFN für das im Spätsommer 2024 beginnende Ausbildungsjahr. Und bislang hat sie diesen Schritt nicht bereut: „Die Metallbearbeitung in den ersten Monaten, das war nicht so ganz mein Ding“, gibt die junge Frau freimütig zu. „Aber auch das gehört eben zu dem Beruf dazu und muss also auch gelernt werden.“ Seit Januar steht nun die Elektrotechnik mehr im Mittelpunkt – und die macht ihr richtig Spaß.
Von „Männerdomänen“ nicht abschrecken lassen
Klar: Elektroniker/in für Betriebstechnik ist bislang ein typischer „Männerberuf“. Man installiert und wartet verschiedenste elektronische Anlagen wie etwa die Straßenbeleuchtung. Oft ist man im Außenbereich auf Baustellen tätig. Man arbeitet am Kabelnetz, in Umspannwerken oder in Kraftwerken. Und man ist für Funktionsprüfungen und Inbetriebnahmen auf dem gesamten Gebiet der Energie- und Wasserversorgung zuständig. Heißt das nun aber, dass dieser Beruf für immer ein männlich dominierter Bereich bleiben muss? Ganz sicher nicht. Frauen wie Leni Werther leisten hier einen wichtigen Beitrag, um die eingangs erwähnten „Rollenbilder und Geschlechterstereotype“ zu überwinden. Sie jedenfalls hat sich von dem „Image“ des Berufes nicht abschrecken lassen – und rät das auch anderen Frauen: „Man sollte das machen, worauf man selbst Lust hat, anstatt sich durch die Meinung anderer beirren zu lassen, die vielleicht sagen: Das ist doch nichts für Frauen!“ Sie selbst fühlt sich in dem vermeintlichen Männerberuf bislang wohl und von ihren männlichen Kollegen und Ausbildern akzeptiert. Allerdings weist sie auf einen weiteren wichtigen Punkt hin, der für Frauen und Männer gleichermaßen gilt: „Wichtig ist, dass man sich erst mal selbst ein Bild macht, ob der Beruf einem wirklich Spaß machen könnte, und ausprobiert, ob das für einen passt“, meint die angehende Elektronikerin für Betriebstechnik. „Das sollte man zunächst über ein Praktikum herausfinden.“

Eine Chance zum „Reinschnuppern“: Der Girls‘ Day
Als ersten Schritt, um sich über die eigenen beruflichen Wünsche und Ziele etwas klarer zu werden, gibt es für junge Frauen aber noch eine weitere gute Möglichkeit: den „Girls‘ Day“. Dieser einmal im Jahr stattfindende Aktionstag bietet ihnen die Möglichkeit, Einblicke in Tätigkeitsbereiche zu bekommen, in denen Frauen bislang deutlich weniger stark vertreten sind als Männer. Der Girls‘ Day wird in Deutschland seit 2001 veranstaltet und von einem breiten Bündnis getragen, zu dem unter anderen verschiedene Bundesministerien, die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund und mehrere Arbeitgeberverbände gehören. Umgekehrt gibt es übrigens auch den „Boys‘ Day“, der seit 2011 bundesweit stattfindet. Er dient dazu, dass junge Männer Berufe kennenlernen können, in denen bisher überwiegend Frauen arbeiten – zum Beispiel im Kindergarten, in der Grundschule oder in der Pflege.

Viele Unternehmen bieten Mädchen ab der fünften Jahrgangsstufe am „Girls‘ Day“ die Gelegenheit, ihre Arbeitsplätze in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften, Handwerk und Informationstechnik kennenzulernen. Auch die WVV nimmt an diesem Aktionstag teil. Schon im vergangenen Jahr konnten sechs Teilnehmerinnen in der Ausbildungswerkstatt des Unternehmens verschiedene Stationen durchlaufen und so „Bekanntschaft machen“ mit typischen Tätigkeiten im gewerblichen Bereich. Da das Angebot sehr gut angenommen wurde, hat der Konzern es in diesem Jahr ausgebaut: Die Konzerntochter MFN, bei der auch Leni Werther ihre Ausbildung macht, bietet am 3. April von 8 bis 15 Uhr insgesamt zwölf Mädchen die Chance, Einblicke in die Arbeitswelt einer „Elektronikerin/Mechatronikerin“ zu bekommen. Interessierte junge Damen – die allerdings mindestens 14 Jahre alt sein müssen – werden an diesem Tag von Ausbildern und Azubis der MFN betreut. Sie können sich auf einen spannenden, abwechslungsreichen Tag freuen! Morgens dürfen sie zunächst selbst Hand anlegen, denn da heißt es: Installieren, Messen, Ausprobieren. Anschließend steht dann ein Rundgang durch Betriebsteile des Unternehmens an. Aktuell sind noch wenige Plätze frei – wer dabei sein möchte, sollte also schnell sein und sich online anmelden!
Weitere Informationen zum Girls‘ Day bei der MFN und einen Link zur Anmeldung finden sich hier.
Und wer – ob Frau oder Mann – in seinem beruflichen Klärungsprozess schon weiter ist und sich für eine Ausbildung bei der WVV interessiert, findet weitere Informationen und Stellenausschreibungen hier.
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