Ende September fand in Würzburg über die Arbeitsgemeinschaft der Betreiber thermischer Abfallbehandlungsanlagen in Bayern e.V. (ATAB) der 27. Internationale Erfahrungsaustausch für Betreiber thermischer Abfallbehandlungsanlagen statt. Ein „Heimspiel“ für die WVV Energie, die vor Ort von eigenen Erfahrungen rund um das Würzburger Konzept zur Abfallverbrennung und zum Lastmanagement zur Energieversorgung berichten konnte.
Drei Tage trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Bayern, Österreich und der Schweiz im Würzburger Maritim-Hotel. Auch für ein umfangreiches Rahmenprogramm war gesorgt, unter anderem begrüßte WVV-Geschäftsführerin Dörte Schulte-Derne und Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Teilnehmenden bei einem gemeinsamen Abendessen im Gartensaal der Residenz.
Als Teil des umfangreichen Informationsprogramms hielt Armin Lewetz, Vorstand der Stadtwerke Würzburg AG, einen anschaulichen Vortrag über die Abfallverbrennung und das Lastmanagement zur Energieversorgung mit dem besonderen Zusammenspiel des Heizkraftwerks (HKW) an der Friedensbrücke und des Müllheizkraftwerks (MHKW).
HKW und MHKW stellen knapp hinter Nürnberg und München den drittgrößten kommunalen Anlagenpark in Bayern dar. 95 % der Fernwärme wird in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Die zwei Heizwerke in der Sanderau und im Elferweg übernehmen die Spitzenlastdeckung und die thermische Absicherung.
Zentraler Baustein der Fernwärmeerzeugung in Würzburg ist der Wärmespeicher, der 2022 errichtet wurde. Er ermöglicht eine Einsatzoptimierung des HKWs, welches sich damit noch stärker am Spotmarkt Strom orientieren kann, da die Versorgung des Fernwärmedampf- und des Fernwärmeheißwassernetzes in den Sommermonaten und in der Übergangszeit durch das MHKW und die Heizwerke im Zusammenspiel mit dem Wärmespeicher erfolgen kann.
Insgesamt 116-mal konnte Stand September 2023 das HKW in diesem Jahr abgestellt werden. „Besser geht es nicht“, so Armin Lewetz, „denn die beste Einsparung ist die Verbrauchsoptimierung, also die Kilowattstunde Erdgas, die nicht verbraucht wird. Die hohe Verfügbarkeit im MHKW in Verbindung mit hoher Flexibilität im HKW sichern uns den Erfolg des thermischen Verbundes und steigern den Nutzungsgrad im HKW auf über 70 %. Der zyklische Betrieb im HKW reduziert weiterhin die Emissionen. So konnten im Jahr 2022 die CO2-Emissionen um rund 50.000 Tonnen im Vergleich zum Planansatz und der Wärmeintrag in den Main um rund 60 GWh im Vergleich zum Vorjahr gesenkt werden“.
Seit 2011 wird in Würzburg das Fernwärmenetz von Dampf auf Heißwasser umgestellt, Stand 2023 sind etwa 37 Prozent des Netzes erneuert. Die Stadt befindet sich damit bereits mitten in der Wärmewende. Für die kommende Umstellung auf regernative Wärme wurde im Sommer 2023 eine umfassende Wärmeleitplanung für das Stadtgebiet Würzburg beauftragt. Das Gesamtergebnis der Studie soll bis Herbst 2024 vorliegen. Neben der optimierten Nutzung von industrieller Abwärme könnte eine Großwärmepumpe am Auslauf des Klärwerks in Betrieb gehen, die dem gereinigten Abwasser die Wärme entzieht. Auch eine Großwärmepumpe am Main, die die Wärme des Flusswassers nutzt, wird in Betracht gezogen. Außerdem werden Überlegungen für weitere Wärmespeicher für ein optimales Lastmanagement und sogenannte Power-to-Heat-Anlagen zur Deckung von Lastspitzen angestellt. Zuletzt beleibt auch abzuwarten, ob und mit welcher Leistung in der nächsten Dekade grüner Wasserstoff zur kommunalen Wärmeerzeugung zur Verfügung steht. Diese Variante stellt allerdings aktuell nur eine Variante von vielen Szenarien dar.
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