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So sicher ist die Gasversorgung in Deutschland

Zuallererst: Die WVV blickt mit Sorge auf den Krieg in der Ukraine – und voller Mitgefühl auf die davon betroffenen Menschen. Dass die Krise hinter der Grenze nicht Halt macht, ist klar. Zu sehr sind die Wirtschaftssysteme miteinander verflochten. Dies betrifft auch die Energieversorgung. Viele Kunden fragen sich jetzt, wie es um die Versorgungssicherheit speziell beim Erdgas bestellt ist. Das WVV-Magazin liefert wichtige Antworten.

Das Heizkraftwerk in Würzburg arbeitet effizient mit Kraft-Wärme Kopplung, Foto: WVV

Wie sicher ist die Erdgasversorgung in diesem Winter?

Die deutsche Energiewirtschaft weiß um ihre Verantwortung für die Versorgungssicherheit. Deshalb beobachten und analysieren die WVV und ihre Partner aus der Gaswirtschaft die Lage sehr genau – und treffen nötige Entscheidungen für die stabile Versorgung. Dazu gehört auch der enge Austausch des Bundesverbands BDEW mit den zuständigen Behörden. Nach der aktuellen Einschätzung der Bundesregierung kommt Deutschland über den gesamten Rest der Heizperiode mit den vorhandenen Vorräten zurecht – selbst wenn alle russischen Lieferungen eingestellt würden.

Wo kommt das Gas in Deutschland überall her?

Russland ist zwar ein wichtiges Importland für Erdgas – aber längst nicht das einzige. Norwegen und die Niederlande haben zusammen einen ähnlich hohen Anteil an Erdgaslieferungen nach Deutschland. Eigene Vorkommen hierzulande decken außerdem etwa sechs Prozent des Bedarfs ab. Außerdem verfügt die Gaswirtschaft über weitere Instrumente für eine sichere Versorgung. Dazu gehört die Vorratshaltung des Rohstoffs in Gasspeichern, deren Füllstände Anfang März bei etwa 30 Prozent liegen – vergleichbar also mit den Vorjahren. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen plant die Bundesregierung außerdem ein Gesetz, um nationale Gasreserven vorzuhalten. Danach sollen die Betreiber bis Anfang Dezember 2022 ihre Speicher auf 90 Prozent auffüllen.

Verschärft der Stopp der Nordseepipeline Nord Stream 2 die Lage?

Nein. Definitiv nicht. Der Grund: Bislang ist noch überhaupt kein Kubikmeter Gas durch die Pipeline nach Deutschland geströmt. Deshalb fallen durch das Aussetzen des Zertifizierungsverfahrens auch keine Gasmengen aus.

Was hat es mit dem sogenannten LNG-Gas auf sich?

Immer mehr Gas kommt in Deutschland und anderen europäischen Ländern via Großtanker in Form von Flüssiggas, abgekürzt LNG, an. Dieses stammt aus unterschiedlichen Regionen – darunter Nordamerika, Australien oder Katar. Anfang März hat das Wirtschaftsministerium 1,5 Milliarden Euro für die Beschaffung von LNG freigemacht, um die Vorräte in den Gasspeichern aufzufüllen.

Ein Tanker mit LNG Flüssiggas, Foto Adobe Stock, alexyz3d

Was passiert, wenn Russland den Gashahn nach Deutschland und Europa abdreht und alle Lieferungen einstellt?

Keine Frage, das wäre eine große Herausforderung für die Gaswirtschaft und die Politik. Kommt es zum Lieferstopp, greifen im ersten Schritt die Sicherungssysteme nach dem Notfallplan Gas für Deutschland. Dazu gehören der Rückgriff auf Speicher und die Beschaffung über andere Lieferanten. Hinzu kommen außerdem die Nutzung alternativer Energieträger und vertraglich geregelte Abschaltvereinbarungen mit der Industrie. Die Gaswirtschaft und die zuständigen Behörden in Deutschland und Europa beobachten die aktuelle Lage sehr genau und bewerten die bestehenden Vorsorgepläne regelmäßig neu.

Und wenn es trotz allem zu einem Engpass bei der Gasversorgung kommt?

Dann sind Haushaltskunden durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Das regelt der Notfallplan Gas mit der Notfallstufe. Tritt diese Stufe ein, hat die Bundesnetzagentur das Heft in der Hand und kann Zwangsmaßnahmen anordnen – etwa das Abschalten nicht systemrelevanter Gaskraftwerke. Das heißt: Selbst im Notfall bleiben die Wohnzimmer in Deutschland warm, aber auch Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen.

Ist denn das Würzburger Heizkraftwerk systemrelevant – es versorgt ja weite Teile der Stadt mit Strom und Fernwärme?

Das Wichtigste vorab: Auch die Fernwärmekunden brauchen sich keine Sorgen über eine kalte Heizung zu machen. Tatsächlich hat die Bundesnetzagentur das Heizkraftwerk Würzburg als systemrelevant eingestuft. Das heißt: Bei Netzengpässen – etwa durch Windflauten –, Spannungsverlusten oder einem Blackout kann der Übertragungsnetzbetreiber auf Kapazitäten des Würzburger Kraftwerks zurückgreifen und diese ins Netz einspeisen. Das schützt die Kunden, die Fernwärme beziehen, gleichzeitig vor Versorgungsunterbrechungen.

Das Würzburger HKW am Mainufer mit neuem Wärmespeicher, Foto: WVV

Können erneuerbare Energien in Zukunft den Energiebedarf decken?

Die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Gas, Kohle und Öl ist klimapolitisch gewollt – bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Zugleich führt der Krieg in der Ukraine mehr denn je die Notwendigkeit vor Augen, unabhängiger von Energieimporten zu werden. Dafür ist der schnelle und massive Ausbau erneuerbarer Energien entscheidend – auch für den Wärmemarkt. Die Weichen dafür sind längst gestellt: Erdgas wird sich in den nächsten Jahren Schritt für Schritt zum klimaneutralen Gas aus nachhaltigen, europäischen Quellen wandeln. Viel Potenzial bietet bereits verfügbares heimisches Biogas, das sich in Erdgasqualität aufbereiten und dann als Biomethan in die vorhandene Gasinfrastruktur einspeisen lässt. Außerdem gilt mit Ökostrom erzeugter, CO2-freier grüner Wasserstoff als Hoffnungsträger für den Weg in die klimaneutrale Zukunft. Das Potenzial ist riesig. Dies belegen zahlreiche aktuelle Pilotprojekte im Bereich Mobilität, Industrieproduktion oder Heizen. Schon heute leistet grüner Wasserstoff einen Beitrag zur Wärmewende. Denn er lässt sich bereits bis zu einem Anteil von 20 Prozent dem Gas im Verteilnetz beimischen.

Ein großer Teil des Erdgases kommt noch über Pipelines nach Deutschland, Foto: Adobe Stock

Bereits vor dem Krieg in der Ukraine steckte Deutschland in einer Energiekrise. Die Preise für Gas und Strom erreichten historische Höchstmarken. Warum?

Die Turbulenzen und Preissteigerungen auf den Energiemärkten haben unterschiedliche Gründe. Zunächst führte die Erholung der weltweiten Konjunktur nach der Corona-Delle zu mehr Nachfrage nach Rohstoffen und Energie. Das lässt die Preise auf den Beschaffungsmärkten steigen. Ein weiterer Grund insbesondere für die hohen Gaspreise: die auch noch in diesem Winter lang andauernde Windflaute. Dadurch verringert sich die Stromerzeugung aus Windenergie – Gaskraftwerke müssen die Lücke kompensieren. Dies sind nur einige Faktoren, die die Bezugspreise für Gas sprunghaft steigen ließen und die sich auch auf den Beschaffungsmärkten für Strom auswirken und damit zur aktuellen Energiekrise beitragen.

Gab es deshalb auch so viele Versorgerpleiten?

Ja, richtig. Denn anders als die WVV kaufen nicht alle Energieversorger die Energiemengen auf lange Sicht im Voraus ein. Insbesondere die sogenannten Discounter verfolgen eine andere Strategie: Sie beschaffen ihre Energiemengen vorrangig kurzfristig zu den aktuellen Börsenpreisen. Entwickeln sich die Preise dort so sprunghaft, wie das aktuell der Fall ist, können solche Anbieter Strom und Gas nicht mehr wirtschaftlich anbieten. Das Resultat: Sie kündigen verstärkt ihre Lieferverträge. Doch auch die Kunden, die in diesem Fall ihren Energielieferanten verlieren, müssen sich keine Sorgen machen, dass es zu Hause dunkel oder kalt wird: Der zuständige Grundversorger übernimmt dann die sogenannte Ersatzversorgung. Für Würzburg ist dies die WVV, denn sie ist in der Region der Anbieter mit den meisten Strom- und Gaskund:innen – daraus leitet sich die Rolle als Grundversorger ab.

Was kann ich selbst tun, um mich unabhängiger von Energiepreisen und -lieferungen zu machen?

Zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf dem Dach anschaffen. Denn so erzeugen Kunden ihren Strom selbst und machen sich unabhängiger von den Energiepreisen. Je höher der Verbrauch des Ökostroms in den eigenen vier Wänden, desto besser für die Energiefreiheit. Deshalb bietet die WVV auch die Möglichkeit, die Photovoltaikanlage mit einem Batteriespeicher zu kombinieren. Tagsüber produzierter Sonnenstrom lässt sich dann flexibel in den Abendstunden verbrauchen. Aber auch die Wärmepumpe im Heizungskeller oder vor dem Haus oder eine Wallbox steigern die Ausbeute der Anlage.

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