Was 2020 mit zwei flüsterleisen und klimaschonenden E-Bussen startete, geht jetzt in die Fortsetzung: Schon in Kürze treten fünf neue Elektrobusse (davon zwei Gelenkbusse und drei Solo-Omnibusse) ihren Dienst in der WVV Flotte an. Über Hintergründe und Aussichten dieses zukunftsweisenden Projekts sprachen wir mit Bernd Karl, Geschäftsführer Würzburger Straßenbahn GmbH.
WVV Magazin: Herr Karl, schon seit rund drei Jahren rollen zwei Elektrobusse über Würzburgs Straßen. Wie fällt die Bilanz bis heute aus?
Bernd Karl: Insgesamt sind wir mit der neuen Antriebsart sehr zufrieden. Die beiden Fahrzeuge wurden hauptsächlich auf den Linien 6, 16 und im Nachtbusverkehr ausführlich erprobt: Pro Jahr hat jeder Bus durchschnittlich 38.000 Kilometer zurückgelegt – und dabei dank 100 % WVV Ökostrom mehr als 50 Tonnen CO2 eingespart. Damit man sich das besser vorstellen kann: Das entspricht ungefähr der Jahresemission von 22 Einfamilienhäusern.
Eine ganz schöne Hausnummer – oder besser gesagt: viele Hausnummern! Aber mit Blick auf die aktuellen Diskussionen rund um E-Mobilität stellt sich natürlich auch die Frage nach den technischen Details. Wie fallen hier Ihre Erfahrungswerte aus?
Als springender Punkt bei der E-Mobilität gilt ja bekanntlich die Reichweite. Da können die E-Busse mit ihren Diesel-Pendants noch nicht ganz gleichziehen. Letztere schaffen mit einer Tankfüllung circa 400 Kilometer. In der Praxis haben wir allerdings deutlich erkannt, dass die versprochene Reichweite des E-Bus-Herstellers von 240 Kilometern im Realbetrieb zur Sommerzeit mit etwa 230 Kilometern fast erreicht wird. Im Winter landen wir wegen der niedrigeren Außentemperaturen und dem Betrieb der Heizung immerhin noch bei etwa 205 Kilometern. Für uns heißt das: Wir planen die Einsatz- und Ladezeiten sehr genau.
Gleichzeitig wiegen die Vorteile, also zum Beispiel der extrem niedrige Geräuschpegel oder der abgasfreie Betrieb, diesen Mehraufwand locker auf. Vor allem auf den Nachtbuslinien ist das natürlich eines der Hauptargumente für den Einsatz von Elektrobussen.
Und wie steht es bei den E-Fahrzeugen in Sachen Zuverlässigkeit?
Unsere Werkstatt meldet hier bisher keine besonderen Fehleranfälligkeiten. Zwar laufen die Busse erst drei Jahre – doch schon jetzt sprechen erste Indizien dafür, dass der Wartungsaufwand geringer ausfällt als bei den Diesel-„Kollegen“. Das ist letztlich auch nicht anders als bei den Autos: in Elektrofahrzeugen sind wesentlich weniger Aggregate und Verschleißkomponenten verbaut: kein Abgassystem bzw. Abgasreinigungssystem, einfacher konstruierte Motoren und keine mehrstufigen Getriebe, da quasi aus dem Stand heraus das volle Drehmoment anliegt. Von daher bin ich auch äußerst zuversichtlich, was die Einsatztauglichkeit der fünf neuen E-Busse betrifft.
Darunter sind ja erstmals auch zwei elektrische Gelenkbusse …
Das ist tatsächlich eine Premiere für uns. Diese Fahrzeuge bieten Platz für bis zu 146 Fahrgäste – und werden wie die kürzeren drei von MAN geliefert. Erfreulich ist, dass der Hersteller die Reichweite mit bis zu 350 Kilometern angibt; hier lägen wir dann fast schon auf Dieselniveau, wohlgemerkt ohne Abstriche beim Komfort. Wie unsere ersten E-Busse von Solaris sind die MAN-Modelle klimatisiert, es gibt viele USB-Ports zum Laden von Smartphone, Tablet und Co. und 100 Prozent Barrierefreiheit. Außerdem sind zusätzliche Techniken wie Kameras anstatt Außenspiegel, ein „Toter-Winkel-Assistent“ und die Fahrgastinformation über Bildschirme verbaut. Auch freuen wir uns sehr über das neue Innendesign, welches schon einen ersten Einblick darauf gibt, wie künftig auch die neuen Straßenbahnfahrzeuge im Inneren aussehen werden. Kurzum: Wir freuen uns sehr darauf, dass bald noch mehr Fahrgäste auf noch mehr Linien in den Genuss dieser ganz besonders nachhaltigen und modernen Art der Fortbewegung kommen.
Stichwort: mehr Linien
Wie geht es denn nach der aktuellen Flottenvergrößerung mit dem Thema E-Busse weiter in Würzburg?
Da haben wir einen klaren Fahrplan:
In den nächsten Jahren sollen etwa 20 Prozent unseres Busfuhrparks rein elektrisch angetrieben sein. Bei Neuanschaffungen werden bei der WVV künftig nur noch Elektro-Omnibusse beschafft. Bereits im 1. Quartal nächsten Jahres sollen weitere 5 Elektrobusse geliefert werden. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzkonzept der Stadt Würzburg, zumal das Fahren mit einem E-Bus ja sogar im doppelten Sinne klimaschonend ist: Man nutzt öffentliche Verkehrsmittel – und die fahren sogar komplett emissionsfrei. Besser geht’s eigentlich nicht.
Sind Sie schon mit einem WVV Elektrobus gefahren?
Weitere Infos zur Elektrobusflotte in Würzburg finden Sie unter wvv.de/elektrobus. Steigen Sie ein!