Ja – warum eigentlich? Behauptet doch die berühmte, auf Goethes Vierzeiler „Erinnerung“ basierende Redensart vielmehr: „Sieh, das Gute liegt so nah!“ Doch der Dichterfürst selbst hielt sich nicht an diese Weisheit: Er schweifte zeitlebens oft und gerne in die Ferne. Auf die Möglichkeit, durch die Begegnung mit anderen Ländern, Kulturen und Menschen seinen Horizont zu erweitern, mochte er offenkundig nicht verzichten.
Aber warum überhaupt einen Gegensatz konstruieren zwischen der Horizonterweiterung „in der Ferne“ und der Wertschätzung für das „naheliegende Gute“? Diese Frage führt uns heraus aus der Zeit Goethes – und mitten hinein in die Gegenwart: Nämlich in das Austauschprogramm „Thüga PlusDays“ für Auszubildende, an dem sich erstmals auch die WVV beteiligen konnte.
„Das Programm bietet die Chance, wertvolle Einblicke in die Tätigkeitsfelder und Arbeitsweisen von anderen Unternehmen der Energiebranche zu bekommen.“
Christiane Kretschmer, Personalreferentin der WVV
Ein weiterer Vorteil eines starken Netzwerks
Aber gehen wir erst noch einen Schritt zurück: Was ist denn die „Thüga“? Dabei handelt es sich laut Selbstbeschreibung um „eine Beteiligungs- und Fachberatungsgesellschaft mit kommunaler Verankerung“ und „das größte kooperative Netzwerk kommunaler Energie- und Wasserdienstleister in Deutschland.“ Die Thüga-Gruppe umfasst rund 100 Stadtwerke, an denen die „Thüga Aktiengesellschaft“ mit Sitz in München meist als Minderheitsgesellschafterin beteiligt ist. So auch in Würzburg: Die Thüga ist hier mit knapp 25 Prozent der Anteile an der „Stadtwerke Würzburg AG“ beteiligt, während der Rest der Anteile bei der Stadt Würzburg liegt – teils direkt, teils über die hundertprozentige Tochter WVV als Konzernobergesellschaft. Auch die Stadtwerke Würzburg profitieren somit von den Vorteilen des Thüga-Netzwerks, zum Beispiel einer gemeinsamen Interessenvertretung, der Bündelung von Leistungen sowie kollektiven Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Und seit diesem Jahr nun auch vom Austauschprogramm „Thüga PlusDays“ für Auszubildende, das bisher nur den direkten Tochtergesellschaften der Thüga offenstand.
„Bäumchen wechselt Euch“ mit professioneller Zielsetzung
„Die Personalabteilung der WVV hat die Teilnahme an dem Programm sofort befürwortet, weil es unseren Auszubildenden eine gute Chance bot, wertvolle Einblicke in die Tätigkeitsfelder und Arbeitsweisen von anderen Unternehmen der Energiebranche zu bekommen und sich mit den dortigen Azubis zu vernetzen“, berichtet Personalreferentin Christiane Kretschmer, die bei dem Austausch zusammen mit ihrem Kollegen Thomas König federführend war. „Außerdem bringt ein solcher Austausch neue Impulse ins eigene Unternehmen: Die Verfahrensweisen in der Ausbildung werden auf den Prüfstand gestellt, man bekommt Einblicke, wie es die anderen machen, und man kann etwas dazulernen.“
So machten sich also im Sommer 2024 Clara Wagner und Evelyn Gustin, beide zu diesem Zeitpunkt Industriekauffrauen im ersten Lehrjahr bei der WVV, aus Würzburg auf den Weg nach Freiburg. Dort hatten sie die Gelegenheit, in der Woche vom 29. Juli bis zum 2. August bei der badenova AG & Co.KG, einem südbadischen Energie- und Umweltdienstleister, in die Arbeitsabläufe „reinzuschnuppern“. Zur gleichen Zeit begrüßte die WVV zwei „Austausch-Azubinen“ bei uns hier in Würzburg: Dies war zum einen Nicole Schweigstill, seinerzeit duale Studentin im 6. Semester am Standort Freiburg der providata GmbH – einem Unternehmen für Daten- und Prozessmanagement in der Energiebranche. Und zum anderen Danai Douka, Kauffrau für Büromanagement im ersten Lehrjahr bei der Thüga AG in München.
Im Gespräch mit zweien der vier jungen Damen wird schnell deutlich: Die „Thüga PlusDays“ erfüllen ihren Zweck – das Austauschprogramm kommt bei der Zielgruppe sehr gut an.
Erstmals in Würzburg – und sofort begeistert
Nicole Schweigstill beispielsweise, die ihr Duales Studium im Bereich „BWL – Industrie (Industrial Management)“ inzwischen erfolgreich abgeschlossen hat und im Personalbereich der providata tätig ist, hat über ihren Aufenthalt in Würzburg nur Positives zu berichten: „Mich hatte an der WVV vor allem die Vielfalt ihrer Tätigkeitsfelder gereizt, so dass ich mir Einblicke in sehr unterschiedliche Bereiche, aber auch in die besonderen Herausforderungen und in die Unternehmenskultur eines so breit aufgestellten Konzerns erhoffen konnte“, erzählt sie. „Und ich muss sagen: Meine Erwartungen wurden tatsächlich übertroffen!“ Wie das? „Nun, zum einen hätte ich nicht gedacht, dass ich in nur einer Woche wirklich so viele verschiedene Arbeitsbereiche des Konzerns kennenlernen würde – von der Energiesparte über die Straßenbahnen, den Hafen und die Bäder bis hin zur Personalabteilung und zur Unternehmenskommunikation“, gesteht die frischgebackene Personalreferentin. „Zum anderen war die Woche in Würzburg für mich auch menschlich eine wunderbare Erfahrung: Ich wurde überall ausgesprochen herzlich aufgenommen, konnte mich als Teil des Teams fühlen. Und die Mitarbeitenden der WVV haben sich allesamt fantastisch auf das Programm eingelassen und sehr offen Auskunft gegeben über die Herausforderungen in ihren jeweiligen Bereichen. Mit diesem Ausmaß an Offenheit und Herzlichkeit hatte ich nicht gerechnet.“
Auch von dem Freizeitprogramm, das die WVV für ihre Gäste auf die Beine gestellt hatte, war sie begeistert: Von einer Stadtrundfahrt und der Besichtigung der Residenz sowie der Festung Marienberg über das gemeinsame Essen am „Stadtstrand“ und den unverzichtbaren „Brückenschoppen“ bis hin zum Besuch des „Hafensommers“ am Heizkraftwerk war hier für jeden Geschmack etwas dabei. Und Nicole, die zum ersten Mal in Würzburg war, konnte die Stadt auf diese Weise lieben lernen: „Es ist wirklich eine sehr schöne und lebendige Stadt mit einem unglaublich reichhaltigen Kulturleben“, schwärmt sie. „Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.“
Gemeinsamkeiten und Unterschiede bemerkt
Auch Clara Wagner, die den umgekehrten Weg von Würzburg nach Freiburg gegangen ist, war von dem Austauschprogramm sehr angetan: „Meine Kollegin Evelyn und ich fanden die Möglichkeit cool, mal zu schauen, wie es in einem anderen Unternehmen läuft und Eindrücke von dessen Arbeitsweise zu bekommen“, berichtet die angehende Industriekauffrau. „Und ich habe meinen Entschluss nicht bereut.“ Die beiden Auszubildenden bekamen bei der badenova unter anderem Einblicke in den Einkauf, die IT-Abteilung und die Nachhaltigkeitsabteilung sowie in die Ausbildungswerkstatt des Unternehmens. Dort durften sich die Gäste aus Würzburg auch ein Herz aus Leuchtdioden (LEDs) als kleines „Give-away“ basteln. „Man konnte während des Austauschs feststellen, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Unternehmen gibt, aber auch interessante Unterschiede,“ konstatiert die Auszubildende. „Zum Beispiel finde ich es klasse, dass die Nachhaltigkeitsabteilung der badenova auf Antrag Projekte von externen Partnern wie Vereinen oder Kindergärten im Bereich der Nachhaltigkeit finanziell unterstützt.“
Besonders gut gefallen hat Clara der Gemeinschaftstag, an dem man unter anderem zusammen kochte und einen sogenannten „Escape-Room“ besuchte. Dabei handelt es sich um ein realitätsnah gestaltetes Spiel, bei dem Gruppen unter Zeitdruck gemeinsam Rätsel lösen müssen, um das Spiel zu gewinnen und aus dem geschlossenen Raum „zu entkommen.“ Für Clara war jedoch ein anderer Aspekt entscheidend: „Ich fand den Gemeinschaftstag besonders schön, weil man da mit den gewerblichen Azubis der badenova ins Gespräch kommen konnte, wie deren Ausbildung abläuft“, erzählt sie. „Tatsächlich hätte ich mir sogar noch mehr Gelegenheiten zum Austausch mit anderen Azubis, auch aus dem kaufmännischen Bereich, gewünscht – zum Beispiel an den Nachmittagen.“
Sich trauen und über den Tellerrand schauen!
Unterschiedliche Programmpunkte, unterschiedliche Erfahrungen – doch die zwei Teilnehmerinnen der „Thüga PlusDays“ sind sich einig: Der kurzzeitige „Tapetenwechsel“ hat sich gelohnt und kann fraglos auch anderen Auszubildenden empfohlen werden. „Ich würde allen Azubis raten, dass sie sich trauen, auch mal an diesem Austauschprogramm teilzunehmen“, sagt zum Beispiel Clara Wagner. „Man bekommt interessante Einblicke in ein anderes Unternehmen, und man schätzt danach auch das, was es im eigenen Unternehmen bereits an Gutem gibt, noch mal zusätzlich. Ich fand es super, dass die WVV so etwas anbietet, das ist ja keineswegs selbstverständlich.“ Dem pflichtet auch Nicole Schweigstill uneingeschränkt bei: „Mir wurde durch den Austausch nochmals deutlich, wie vielfältig die Energiebranche ist und dass man sich hier stets weiterentwickeln kann. Wer die Gelegenheit hat, durch ein solches Programm mal in ein anderes Unternehmen reinzuschnuppern und über den Tellerrand der eigenen Ausbildung hinauszuschauen, sollte diese Chance unbedingt nutzen.“
Und noch ein weiterer Aspekt hat sie an dem Programm begeistert – der „Blick hinter die Kulissen“ in Bereichen, die man in seinem alltäglichen Leben nur aus einer ganz anderen Perspektive erlebt: „Wenn man privat ins Schwimmbad geht, macht man sich keine Gedanken darüber, wie viel Arbeit – hinter den Kulissen geleistet wird“, bekennt Nicole. „In der eigenen Heimatregion fährt man zwar häufig mit der Straßenbahn, aber wie die Straßenbahn von unten aussieht oder welcher Aufwand für die Wartung betrieben wird, bleibt unentdeckt.“ So können neue Perspektiven, die man „in der Fremde“ gewonnen hat, durchaus das Verständnis und die Wertschätzung für das fördern, was man „daheim“ geboten bekommt. Womit auch die eingangs gestellte Frage nach dem (vermeintlichen) Gegensatz zwischen neuen Erfahrungen in der Ferne und dem Respekt vor dem „nahe liegenden Guten“ beantwortet wäre.
„Wer die Gelegenheit hat, durch ein solches Programm mal über den Tellerrand der eigenen Ausbildung hinauszuschauen, sollte die Chance unbedingt nutzen.“
Nicole Schweigstill, Studentin im 6. Semester
Zufriedenheit auf allen Seiten – so darf es gerne weitergehen!
Auch Personalreferentin Christiane Kretschmer, die das Besuchsprogramm für die Gäste aus Freiburg und München zusammen mit ihrem Kollegen Thomas König und Auszubildenden wie etwa Clara Wagner erarbeitet hat, zieht eine ausgesprochen positive Bilanz: „Besonders beeindruckend fand ich, dass alle Unternehmensbereiche der WVV, die wir angesprochen haben, sofort zur Mitwirkung bereit waren und sich großartig engagiert haben“, betont sie. „Alle haben sich die Zeit genommen, die beiden Damen wirklich einzubeziehen und nicht nur als lästiges Anhängsel zu betrachten. Es war wirklich toll zu sehen, wie unsere Leute da mitgezogen haben.“ Und so wird es denn auch im kommenden Jahr wieder für einige Auszubildende die Gelegenheit geben, ihren Horizont durch das Austauschprogramm „Thüga PlusDays“ zu erweitern: „Wir werden das auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder anbieten“, bestätigt Personalreferentin Kretschmer.
Wer nun Lust bekommen hat, eine Ausbildung bei der WVV zu beginnen, findet die erforderlichen Informationen hier.