Zwei Wochen lang kreiste der von der WVV Energie beauftragte „Geothermieflieger“ nun über Würzburg und der Region – seit dem 14. März sind die Überflüge offiziell abgeschlossen. Dabei legte die Basler DC3-TP67 eine Distanz von insgesamt 2.100 Kilometern zurück, um in niedriger Flughöhe von nur 300 Metern geophysikalische Daten über die Dichteunterschiede des Untergrunds zu sammeln und so Aufschluss über das geothermische Potenzial des überflogenen Gebiets zu liefern. Bei der Analyse der gewonnenen Daten wurde das Forschungsteam nun jedoch auf ungewöhnliche Messwerte aufmerksam, die nur eines bedeuten können und die Situation grundlegend ändern.
„Im ersten Moment dachte ich schon ich traue meinen Augen nicht. Ich habe die mathematischen Berechnungen ganze zehn Mal wiederholt, um auch wirklich auf Nummer sicher zu gehen, bevor ich meinen Kolleginnen und Kollegen davon erzähle. Und siehe da: die errechneten Werte schienen wirklich zu stimmen und damit war klar, dass wir einen absoluten Sensationsfund gelandet haben“, berichtet die schottische Forscherin Lirpa Alpri aufgeregt.
Eine sonderbare Entdeckung
In erster Linie sollten die erhobenen gravimetrischen und magnetometrischen Messdaten zur Gesteinsbeschaffenheit eine Grundlage für die Bewertung des geothermischen Potenzials Würzburgs und der Region schaffen. Aufgrund von auffällig hohen Werten in einem der insgesamt 104 aufgezeichneten Wellenspektren starteten die beauftragten Geologinnen und Geologen mathematische Berechnungen, die es erlauben Rückschlüsse auf ein ganz anderes Potenzial zu ziehen: den Gehalt an natürlichen Ressourcen seltener Erden innerhalb der oberen Gesteinsschichten.
In der Wissenschaft ist Deutschland und Europa im Allgemeinen alles andere als bekannt dafür, ein natürliches Vorkommen an Metallen der seltenen Erden zu beheimaten, denn Mineralien wie Yttrium, Blei, Kupfer, Arsen und Thulium werden in der Regel teuer aus Ländern in Übersee wie China, Vietnam und Brasilien importiert, um sie in Technologien wie Akkumulatoren („Akkus“), Brennstoffzellen, Elektromotoren und (LED-)Bildschirmen zu verbauen.
Umso mehr zeigte sich auch die Prof. Dr. Öslen Tirchgeneg vom renommierten Forschungsinstitut EKAF Unifer-Erdenf überrascht: „Stellen Sie sich vor, dass inmitten des Kalkgesteins, für das Würzburg und die Region bekannt sind, unseren Berechnungen zufolge schätzungsweise 1.042.024 Tonnen REO (Rare Earth Oxide) eingeschlossen sein könnten. Das wäre nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht eine Sensation, sondern auch von unglaublicher Bedeutung für die Wirtschaft! Deutschland könnte schon bald weltweit zu den Top-Förderern seltener Erden gehören und wäre somit als Technologie-Produktionsstandort nicht mehr von globalen Lieferketten abhängig.“
Bodenschätze fördern: Bald Tagebau in Würzburg?
Um weitere Angaben machen zu können, in welcher exakten Tiefe und in welchem Ausmaß sich die seltenen Erden im Boden unter Würzburg verbergen, sind zunächst weitere Forschungsarbeiten notwendig. Antworten erhoffen sich die Forscher/innen aus Probebohrungen, die bereits in einem Monat aufgenommen werden und voraussichtlich vier Jahre lang andauern sollen. Auch das Würzburger Stadtgebiet wird von den Testbohrungen unmittelbar betroffen sein – zum Teil wird es nötig sein ganze Straßenabschnitte zu öffnen, um die Bohrarbeiten durchführen zu können. Aufgrund des enormen Potenzials einer möglichen Förderung seltener Erden in Würzburg zählt die Politik auf das Verständnis der Bewohner/innen vor Ort und signalisiert zugleich, dass man sich um die Interessen und das Wohl der betroffenen Einwohner/innen bemühen werde: Man würde es sich zur Aufgabe machen, Konzepte für einen schonenden Abbau der Mineralstoffe zu entwickeln, sodass Würzburg trotz eines möglichen Tagebaubetriebs eine Zukunft habe und weiterhin für seine Bürger/innen lebenswert bleiben könne.
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