Am Anfang stand eine Vision: Eine Stadt wie Würzburg braucht für ein erfolgreiches Stadt- und Standortmarketing unbedingt einen Golfplatz! „Wenn es kein anderer macht, dann mache ich es“, dachte sich Rudi May und gründete vor 40 Jahren mit Gleichgesinnten zunächst den „Golf Club Würzburg e.V.“. Fortan arbeitete er zäh und unermüdlich daran, in seiner Heimatstadt eine angemessene Golfanlage zu errichten. Nach zehn Jahren der intensiven Projektwicklung konnten 1994 die ersten neun Loch und im Jahr 2002 weitere neun Spielbahnen gebaut und so die 18 Löcher Golfanlage im Süden der Stadt fertiggestellt werden.
Der „goldene Ball“ …
Heute zählt der Würzburger Golfclub zu den 41 „Leading Golf Clubs of Germany“ – einer Qualitäts- und Wertegemeinschaft, die nicht nur für Exzellenz in allen Belangen des Golfsports steht, sondern auch für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Und wie es der „Zufall“ will, ist Rudi Mays Sohn Bernhard heute sowohl Präsident des „Golfclub Würzburg e.V.“ als auch des „The Leading Golf Clubs of Germany e.V.“. Zudem nimmt er viele weitere ehrenamtliche Funktionen im Bereich des Golfsports wahr – zum Beispiel als Vizepräsident des Dachverbands der Golfclubs in Deutschland, des „Deutscher Golf Verband e.V.“. Und er ist in der Nachfolge von Rudi May auch der Betreiber der Golfanlage in Würzburg.
„Wie der Vater, so der Sohn“, könnte man also sagen. Doch: Stopp! Ganz so einfach geht die Geschichte nicht! „Tatsächlich war mein Vater ursprünglich gar kein Golfer“, erzählt Bernhard May schmunzelnd. „Er war zwar ein Sportverrückter, der sich lange Jahre in einer ganzen Reihe von Würzburger Vereinen und in der Würzburger Sporthilfe engagierte – nicht zuletzt, weil er der Überzeugung war: Sport holt die Kinder von der Straße! Aber mit dem Golfspielen hat er sechs Jahre nach der Gründung des Golfclubs überhaupt erst begonnen.“ Und das kam so: Wie es die Tradition will, ist der Präsident eines Golfclubs gefordert, einen neuen Golfplatz mit dem ersten Abschlag – und zwar mit einem goldenen Golfball – zu eröffnen. Dabei möchte sich niemand blamieren. So ließ sich Rudi May von seinem Sohn überzeugen, auch selbst einmal den Schläger in die Hand zu nehmen und zu üben – und blieb diesem Sport bis zu seinem Tod vor wenigen Jahren treu.
Ökologische Ausrichtung von Anfang an
Doch zurück zu den Anfängen – und gleichzeitig ganz tief hinein in die Gegenwart: Schon bei der Planung der ursprünglichen Golfanlage vor knapp 35 Jahren ließ sich der beauftragte Platzarchitekt Karl F. Grohs von dem Gedanken leiten, dass Golf langfristig nur im Einklang mit der Natur – und nicht gegen sie – betrieben werden kann. Höchst beachtlich zu einer Zeit, als „Klimaschutz“ und „Nachhaltigkeit“ noch nicht in aller Munde waren. Folglich flossen von Anfang an weitreichende Überlegungen in das Konzept für die Anlage ein, die man heute „ökologisch“ nennen würde: Wie stellt man eine umweltgerechte Be- und Entwässerung sicher? Wie kann man individuelle Lebensräume, sogenannte „Biotope“, für Tiere und Pflanzen schaffen? Wie lassen sich Naturschutz und Golfspiel miteinander verbinden?
Diese Ausrichtung wurde über die Jahre bei allen Erweiterungen und Umgestaltungen beibehalten. Entstanden ist auf diesem Wege eine außergewöhnliche Golfanlage, die teilweise einem Naturpark gleicht: Nur 16 Hektar des insgesamt 56 Hektar umfassenden Geländes werden als Spielfläche genutzt – der Rest dient der Aufwertung der Naturlandschaft. Und in vielerlei Hinsicht kann die Anlage heute als vorbildlich gelten. Ein Beispiel: Das Wassermanagement.
Hohe Investitionen zum Schutz eines kostbaren Gutes
Allein in den Jahren 2022 und 2023 investierte Golfplatzbetreiber May deutlich sechsstellige Beträge, um den Wasserverbrauch der Anlage sowie eine Belastung des Grundwassers durch Einsickerung von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Die Liste der umgesetzten Maßnahmen ist lang und kann hier nur in Auszügen wiedergegeben werden. Da ist zum Beispiel die moderne Beregnungsanlage, die mithilfe einer intelligenten Pumpensteuerung unter Nutzung neuester Software dafür sorgt, dass die für den Spielbetrieb benötigten Flächen ganz gezielt und exakt dosiert beregnet werden. Eine Wetterstation und ein Bodenfeuchtemessgerät liefern Daten, die gewährleisten, dass nur bei tatsächlichem Bedarf beregnet wird und man somit kein Wasser verschwendet. Gleichzeitig wurden die beregneten Flächen reduziert, die Beregnung auf die kühlen Nacht- und Morgenstunden konzentriert, um Verdunstungsverluste zu vermeiden, und die Speicherflächen auf dem Gelände – zum Beispiel der Teich – und deren Zuleitungen so renoviert, dass sie mehr Wasser speichern können und weniger Wasserverluste auftreten. Zudem bewirkt auch die Nachsaat von Gräsern, die resistenter gegenüber Hitze und Trockenheit sind, dass weniger Wasser zu deren Gesunderhaltung benötigt wird.
Solche Maßnahmen dienen im Übrigen auch der Einsparung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln – und somit für positive Effekte auf das Grundwasser. Dünger beispielsweise wird auf dem Golfplatz heute nur noch in nahezu „homöopathischer“ Dosierung verwendet und auf mehrere gering dosierte Gaben pro Jahr (anstatt einer größeren Einmalgabe) verteilt. Dies gewährleistet, dass die Gräser immer nur den aktuell benötigten Nährstoffbedarf erhalten und es keine Anreicherung und Auswaschung von Nitrat in tiefere Bodenschichten gibt. Im Vergleich zur Intensivlandwirtschaft, die früher auf dem heutigen Gelände der Golfanlage betrieben wurde, wird nun auf der gleichen Fläche rund 90 Prozent weniger Stickstoffdünger ausgebracht.
Ein Golfplatz muss grün sein? – Im Prinzip schon …
Die Umstellung auf ein „Greenkeeping“, wie man die professionelle Rasenpflege auf einem Golfplatz nennt, bei dem der Einsatz von Wasser, Pflanzenschutz- und Düngemitteln auf das Allernotwendigste begrenzt ist, blieb natürlich nicht ohne Folgen. Denn selbst mit den fortschrittlichsten Methoden lässt sich in längeren Dürrephasen eines nicht verhindern: Das Gras wird braun, wenn man es nicht großzügig wässert! Und das passt nicht unbedingt zur „normalen“ Erwartungshaltung von Golferinnen und Golfern. Doch Bernhard May hielt entschlossen Kurs: Die nachhaltige Bewirtschaftung einer Golfanlage darf nicht an optischen Aspekten scheitern! Sein Motto: „Golf wird auf Gras gespielt – nicht auf Farbe!“ Und es ist ihm gelungen, weitreichende Akzeptanz für seinen Weg zu erzielen: „Als wir vor fünf, sechs Jahren in Mainfranken eine starke Trockenheit hatten und unser Platz an vielen Stellen braun wurde, haben schon manche Mitglieder gesagt: Das kann doch nicht sein – ein Golfplatz muss doch grün sein!“, gibt May offen zu. „Wir sind dann aber stark in die Kommunikation mit den Mitgliedern gegangen und haben gezielt darüber aufgeklärt, was wir tun und warum wir es tun. Auf diese Weise haben wir es geschafft, Verständnis zu erzeugen und unsere Mitglieder sozusagen auf diese Reise mitzunehmen.“ Der Erfolg gibt ihm recht: „Als wir vor zwei Jahren wieder fast drei Monate lang keinen Tropfen Regen hatten und der Platz an vielen Stellen braun wurde, hat sich niemand beschwert. Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Anlage ist längst in den Köpfen der Clubmitglieder angekommen. Denn Golf ist nun mal ein Sport in und mit der Natur – darauf gilt es sich einzustellen.“
Unerwartete Gäste bei Abschlag 7 – alles ganz normal!
Neulich am Abschlag zu Loch 7: Gerade will Bernhard May abschlagen, da hoppeln zwei Hasen über das Fairway – also die Spielbahn zwischen der Abschlagsfläche („Tee“) und dem Zielbereich („Green“) mit dem Loch. Der Spieler muss zunächst innehalten. Keinesfalls eine ungewöhnliche Situation auf dem Würzburger Golfplatz. Denn die naturverbundene Anlage ist inzwischen berühmt für ihre beeindruckende Biodiversität. Anstelle der vormals intensiv genutzten Ackerflächen entstand ein eng vernetzter, sogenannter „Biotopverbund“: Man pflanzte hunderte Bäume und kilometerlange Hecken aus heimischen, standortgerechten Arten, so dass Tiere die erforderlichen Fluchtwege vorfinden. Feuchtbiotope, Trittsteinbiotope und Totholzbereiche wurden angelegt. Und man schuf sehr selten gewordene Magerrasenflächen, denen eine hohe Bedeutung als Rückzugsgebiet für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten zukommt.
Die Erfolge dieser Konzepte des angewandten Naturschutzes können sich sehen lassen: Einer Untersuchung des Lehrstuhls für Zoologie III der Universität Würzburg zufolge haben sich auf der Anlage zum Beispiel allein 15 verschiedene Grashüpferarten angesiedelt. Dazu kommen eine Vielzahl von Insekten und Vogelarten, die bei uns längst rar geworden sind: Der „Kaisermantel“-Schmetterling und der „Europäische Laternenträger“, eine Zikadenart, sind hier zu entdecken. Die seltenen Erdbienen bauen ihre Nester auf den Magerrasenflächen. Mönchsgrasmücke, Singdrossel und Grünspecht haben den Golfplatz als geeignetes Revier gewählt und Rebhühner haben ihn als ideale Heimat entdeckt, wo sie ihre Jungtiere großziehen. Dem streng geschützten Wiedehopf bieten eigens geschaffene Nisthilfen ein Zuhause. Und neben den schon erwähnten Feldhasen tummeln sich Rehe, Dachse, Wiesel, Eidechsen, Libellen sowie Kröten auf der Anlage. Aus der Pflanzenwelt stechen zum Beispiel die Orchideenarten „Knabenkraut“ und „Waldvöglein“ hervor.
So ist es kein Zufall, dass der Golfplatz Würzburg zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat, von denen hier nur einige wenige exemplarisch erwähnt sein sollen: Wiederholt wurde man im Rahmen des Programmes „Golf & Natur“ vom Deutschen Golf Verband (DGV) mit Gold zertifiziert. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz zeichnete die Anlage im Rahmen des „Blühpakt Bayern“ für ihren vorbildlichen Insektenschutz aus. Und laut einer Beurteilung des „Landesbunds für Vogelschutz in Bayern e.V.“ handelt es sich um einen der vorbildlichsten Golfplätze mit beeindruckenden Lebensraumstrukturen ohne weiteren Verbesserungsbedarf.
Fußballer können gewaltig irren!
Wer kennt es nicht, das – nun ja – „Bonmot“ des früheren Fußballnationalspielers Mehmet Scholl, der vor Jahren einmal ätzte: Er werde niemals Golf spielen – denn erstens sei das für ihn kein Sport und zweitens habe er noch keine grauen Haare. Wieder einmal transportierte da ein Ahnungsloser öffentlichkeitswirksam das alte Vorurteil: Golf – ein „Altherrensport“. Schnitt! – und Blick auf die Realität im Golfclub Würzburg anno 2024: „Wir haben nicht nur ein niedriges Durchschnittsalter von etwa 50 Jahren bei unseren Mitgliedern, sondern das durchschnittliche Eintrittsalter in den Club lag in den vergangenen fünf Jahren sogar bei unter 40“, berichtet Clubpräsident May. „Zu unseren rund 1.200 Clubmitgliedern zählen aktuell über 240 Kinder und Jugendliche – das zeigt deutlich, dass unser Verein keine Nachwuchssorgen hat.“
Wie kommt das? Es kommt daher, dass man nicht nur auf dem Feld des Naturschutzes, sondern auch bei der Sportförderung im Nachwuchsbereich vorbildliche Arbeit leistet. So können Kinder und Jugendliche zum Beispiel im Golf Club Würzburg auch ohne Mitgliedschaft der Eltern zu stark reduzierten Jahrespreisen Golf spielen. Und man fördert das Jugendgolf durch eine Reihe von Kooperationen: So bietet der Golfplatz Würzburg beispielsweise seit vielen Jahren zusammen mit dem „Matthias-Grünewald-Gymnasium“ Schulgolfen an. Zudem arbeitet man eng mit dem „Förderverein jugendlicher Golfer e. V.“ zusammen. Und schließlich spielt auch das gute Verhältnis zur WVV eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn auch der WVV-Konzern unterstützt den Golf Club Würzburg im Bereich der Jugend- und Sportförderung und war 2024 nun zum bereits vierten Mal Titelsponsor des Jugend-Golf-Turniers zur Eröffnung der neuen Golfsaison.
WVV und Golf Club Würzburg: Zwei Partner, die zusammenpassen
Doch keineswegs nur dort: Die Partnerschaft von Golfclub und WVV erstreckt sich längst auf verschiedene Felder und wird seit Jahren kontinuierlich ausgebaut. „Die WVV hat uns zum Beispiel bei der Errichtung von Ladepunkten für E-Fahrzeuge vor dem Clubhaus stark unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind“; erzählt Bernhard May. „Gleichzeitig laden auch wir unsere GPS-gesteuerten Golf-Carts mit Ökostrom der WVV und nutzen auch für alle anderen Bereiche seit Jahren den Ökostrom der WVV.“ Gemeinsame Veranstaltungen wie im Jahr 2022 der „E-Mobilitätstag“ der WVV mit rund 800 Gästen und das Sponsoring der WVV für eine langjährige Golf-Turnierserie runden das Bild ab. Man merkt schnell, was auch Clubpräsident May ausdrücklich betont: „Es passt eben nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich sehr gut zusammen, sondern auch bei der Philosophie der Zusammenarbeit.“
Wer nun Lust bekommen hat, selbst in Würzburg Golf zu spielen, findet alle Informationen dazu hier. Und was selbst Mehmet Scholl inzwischen mitbekommen haben dürfte: Auch viele Profifußballer schätzen nachweislich den Golfsport als Ausgleich zu ihrem Mannschaftssport. Zudem ist der Golfsport auch in Deutschland längst „in der Mitte der Gesellschaft“ angekommen.