Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist für uns Menschen eine zentrale Überlebensfrage. Sauberes Wasser zum Trinken, reine Luft zum Atmen, gesunde und fruchtbare Böden für die Nahrungsmittelproduktion sowie die fortdauernde Nutzungsmöglichkeit von Rohstoffen sind für die Befriedigung der Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen unverzichtbar. Um uns daran immer wieder zu erinnern, wurde bereits am 5. Juni 1972, dem Eröffnungstag des ersten Weltumweltgipfels in Stockholm, der „Weltumwelttag“ ins Leben gerufen. Seit 1976 beteiligt sich auch Deutschland am „Tag der Umwelt“, der alljährlich am 5. Juni stattfindet und auch heute wieder in rund 150 Staaten der Welt gefeiert wird.
Zwar stehen beim Thema Umweltschutz oftmals Herausforderungen wie die globale Erwärmung, die Luft- und Gewässerverschmutzung oder das Waldsterben im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Doch zunehmend wächst das Bewusstsein, dass auch der schonende Umgang mit begrenzten Rohstoffen und nicht zuletzt die Wiederverwertung sogenannter „Wertstoffe“ einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen leisten: Stichwort „Kreislaufwirtschaft“. Wertstoffe wie beispielsweise Glas, Papier und Pappe, verschiedene Kunststoffe und Metalle oder auch Holz werden daher heute nicht mehr wie noch vor wenigen Jahrzehnten achtlos als „Müll“ entsorgt. Vielmehr bemüht man sich heute darum, solche Stoffe so gut wie möglich vom sonstigen Hausmüll sowie den Industrie- und Gewerbeabfällen zu trennen. Durch Sortierung und Aufbereitung stehen sie dann als sogenannte „Sekundärrohstoffe“ zur Wiederverwertung zur Verfügung. Man spricht dann von „regenerativer Abfallverwertung“ oder „Recycling“. Genau um diese wichtige Aufgabe kümmern sich die mehr als 40 Mitarbeitenden der „Würzburger Recycling GmbH“ (kurz: WRG), die aufgrund einer Mehrheitsbeteiligung von knapp 51 Prozent zum WVV-Konzern gehört.
Fachgerechte Entsorgung – ein Beitrag zum Umweltschutz
„Die WRG arbeitet seit knapp 35 Jahren als professioneller Entsorgungsfachbetrieb für eine qualitativ hochwertige und fortschrittliche Abfallentsorgung in der Region“, berichtet Geschäftsführer Kjell Sören Blum. „Unseren Beitrag zur Schonung natürlicher Ressourcen möchten wir in Zukunft noch stärker hervorheben, da die Bedeutung der Abfallwirtschaft in diesem Zusammenhang häufig unterschätzt wird.“ Dabei hat die WRG beeindruckende Zahlen vorzuweisen: Mit täglich rund 300 sogenannten „Verwiegungen“, der Verarbeitung von 70.000 Tonnen Abfällen pro Jahr und jährlich 250.000 Kilometern Containerdienstleistung zählt sie zu den führenden Recycling-Betrieben in Mainfranken. Doch wichtiger als rein quantitative Leistungszahlen ist für Geschäftsführer Blum, der vor seiner Managerausbildung zunächst Umwelttechnik und Biotechnologie studiert hat, ohnehin der Qualitätsanspruch des Unternehmens: „Wir wenden hier schon heute modernste Technik an, um Abfälle und Wertstoffe zu sortieren und auf diese Weise ein zeitgemäßes, umweltfreundliches Recycling zu gewährleisten“, betont er. „Und wir arbeiten kontinuierlich daran, uns auf diesem Weg weiterzuentwickeln.“
Ein markantes Beispiel dafür ist die vor zwei Jahren in Betrieb genommene Sortieranlage. Diese ermöglicht zum einen, Wertstoffe noch besser aus dem angelieferten Abfall herauszuziehen und somit einer Ressourcenverschwendung entgegenzuwirken: „Wir konnten auf diesem Wege das Abfallvolumen, das in die Verbrennung geht, deutlich reduzieren“, erzählt Entsorgungsexperte Blum stolz. „Durchschnittlich etwa 10 bis 12 Prozent des Abfalls können wir nun einer stofflichen Verwertung zuführen – das geht also in den Wirtschaftskreislauf zurück.“ Dies ist nicht zuletzt ein Beitrag zum Klimaschutz, denn – so rechnet Blum vor – gemäß der Standardwerte aus dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) erreicht die WRG durch ihre Sortiertätigkeiten eine CO2-Einsparung von 800 bis 1.000 Tonnen pro Jahr.
Zum anderen dient die neue Sortieranlage dem Vermeiden von Transportwegen: „Es gab in der Entsorgungsbranche Zeiten, da hat man Abfälle auf den Sattelschlepper geladen und zu günstigen Verbrennungsanlagen in Thüringen oder Sachsen gefahren,“ berichtet Kjell Sören Blum. „Aber bei uns sollen eben keine Wertstoffe durch die halbe Republik transportiert werden. Wir möchten das alles möglichst regional halten.“ Und auch das trägt wiederum zur Verbesserung der Klimabilanz bei.
Das „A und O“: die richtige Sortierung
Für Laien mag das kinderleicht klingen: Eine Sortieranlage trennt die Wertstoffe vom restlichen Abfall, der in die Verbrennung geht; was noch verwertbar ist, kommt in die Wiederverwertung. Doch die Anlage ist nur so gut wie die Menschen, die sie bedienen. Konkret: Die 12 Mitarbeitenden der Sortieranlage in der Gattingerstraße. Denn diese müssen bei dem gesamten angelieferten Material erst mal entscheiden: Zu welcher Gruppe gehört das Material? Wie muss es sortiert werden? Welche Einzelbestandteile einer Gruppe enthält es? „Kunststoff beispielsweise ist ein Oberbegriff, der sich bei uns in rund ein halbes Dutzend Kunststoffbereiche aufteilt“, erläutert Anlagenleiter Michael Rauch. „Beim Papier ist es ähnlich.“ Zudem kommen immer wieder neue Werkstoffe auf den Markt, bei denen anfangs noch gar nicht klar ist, welcher Entsorgungsweg für sie der richtige ist. Doch nicht nur die brandneuen Materialien stellen eine Herausforderung dar – im Gegenteil: „Viele Altbauten aus den 1950er oder 1960er Jahren werden heute saniert, da kommt so allerhand zum Vorschein, was damals verbaut wurde“, erzählt Anlagenleiter Rauch. „Man hat es dann oft mit Materialgemischen zu tun, bei denen man zunächst klären muss, was da im Einzelnen drin ist. Manchmal schauen wir uns das zu mehreren an und fragen erst mal: Hat das schon mal jemand gesehen? Was könnte das sein?“ Von Asbest und Teer über Stroh-/Lehmgemische bis zu diversen Leichtbetonverbindungen taucht da einiges auf, was fachgerecht entsorgt sein will.
Für diese unverzichtbare Analyse braucht es bei den Beschäftigten Kompetenz und Erfahrung. Diesen Punkt hebt auch Geschäftsführer Blum hervor: „Wir verfügen über sehr gut qualifiziertes Personal und haben umfangreiche Kenntnisse der Anforderungen unserer Kunden. Außerdem haben wir ein gutes Auge dafür, wo es sinnvoll ist, sich stärker einzubringen, um etwas mehr Effizienz in die Kreisläufe zu bekommen. Dadurch können wir gezielt darauf hinwirken, die Verschwendung wertvoller Ressourcen zu vermeiden.“ Und zudem gilt: Je weniger Abfall verbrannt wird, desto geringer ist der CO2-Ausstoß!
Die Entwicklung bleibt nie stehen
Doch in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels muss man – wie in vielen Wirtschaftszweigen – auch im Entsorgungssektor entschlossen neue Wege ausloten. Das weiß Kjell Sören Blum nur allzu gut: „In unserer Branche erfolgen Innovationen nicht kontinuierlich, sondern vielmehr in Wellenbewegungen, entsprechend den gesetzlichen Anforderungen“, erläutert er. „Wir versuchen bei der WRG nicht nur, diese Modernisierungsschübe sehr schnell und adäquat nachzuvollziehen, sondern prüfen stets auch selbst, wie wir uns technisch und organisatorisch weiterentwickeln können.“ Das betreffe zum Beispiel das Feld der Verfahrenstechnik, aber auch die Möglichkeiten durch Digitalisierung: „Wie viele andere Betriebe, tun auch wir uns zunehmend schwer, Mitarbeiter für die weniger attraktiven, routinemäßigen Aufgaben zu finden“, räumt er ein. Das liege nicht zuletzt daran, dass sich die WRG auch in der Aus- und Weiterbildung engagiere. Viele Menschen wollten sich persönlich weiterentwickeln und in Funktionen kommen, in denen man fachlich stärker gefordert ist. Dass die WRG dies ermögliche, trage zwar zur Mitarbeiterbindung bei, führe aber eben in bestimmten Bereichen zu Engpässen. „Daher versuchen wir, gewisse Tätigkeiten zu automatisieren und zu digitalisieren, so dass wir uns hier ein wenig Luft verschaffen können.“
Sind demnächst also auch Sortierroboter im Einsatz bei der WRG? Kjell Sören Blum kann sich das gut vorstellen. Denn das Verfeinern der Sortiertechnik ist eines seiner erklärten Ziele. „Wir wollen unsere Sortiertiefe weiter verbessern, so dass man noch kleinteiligere Stoffe aus dem Abfall herausziehen kann.“ Und auch jenseits der Technik hat die WRG ehrgeizige Pläne: „Wir arbeiten daran, unser Leistungsspektrum so zu verbreitern, dass wir unseren Kunden, die überwiegend aus Industrie und Gewerbe kommen, im Prinzip jede Entsorgungsdienstleistung anbieten können“, erklärt der Geschäftsführer.
Wir alle können mithelfen
Doch auch im privatwirtschaftlichen Bereich gibt es einen Weg, wie jede/r Einzelne zu einer fachgerechten, umweltschonenden Abfallentsorgung beitragen kann: (noch) mehr Sorgfalt bei der Trennung des Hausmülls. Die Mülltrennung als solche ist in deutschen Haushalten ja längst gang und gäbe. Was dabei aber meist übersehen wird und die Experten an der Sortieranlage vor Probleme stellen kann, beschreibt Anlagenleiter Rauch: „Ein ganz wichtiges Thema sind für uns die Lithium-Akkus, die sich heute in vielen elektrischen Geräten finden. Wenn die unter Druck brechen, geraten sie in Brand, was im schlimmsten Fall im Müllheizkraftwerk zum zeitweisen Ausfall einer ganzen Verarbeitungslinie führen kann. Deshalb müssen wir das Material, das wir an das MHKW liefern, gründlich nach solchen Störstoffen durchsehen. Die größeren Akkus, wie etwa der Aufsatz auf einem Akkuschrauber, erkennt man recht gut. Deutlich schwieriger ist das aber bei den kleineren, die zum Beispiel in elektrischen Zahnbürsten, Rauchmeldern oder auch E-Zigaretten stecken.“ Indem man solche Akkus möglichst vom übrigen Elektroschrott trennt, bevor man das alles zum Wertstoffhof bringt, kann man also den dortigen Beschäftigten das Leben leichter machen.
Lohnt es die Mühe? – Unbedingt!
Was lässt sich abschließend sagen über den Beitrag der Entsorgungswirtschaft zum Umweltschutz? Klar ist: Schon auf der sprachlichen Ebene zeigt sich vielerorts, dass man Abfälle aus Haushalten, Gewerbe und Industrie nicht mehr als „wertlosen Müll“ auffasst: Was früher lieblos „Bauhof“ genannt wurde, heißt heute – wie in Würzburg – meist „Wertstoffhof“. Auch vielen Bürgerinnen und Bürgern ist heutzutage bewusst, dass nicht nur die – natürlich enorm wichtige – Müllvermeidung, sondern auch eine fachgerechte Mülltrennung und -entsorgung zur Schonung der Umwelt beiträgt.
Und wer – wie Kjell Sören Blum – die Situation aus der „Insiderperspektive“ betrachtet, kommt zu einem weiteren erfreulichen Fazit: „Man hört immer mal wieder die Meinung, in Deutschland gehe in Sachen umweltgerechte Abfallentsorgung nichts voran“, bedauert der Entsorgungsexperte. „Doch dem möchte ich ausdrücklich widersprechen. Es gibt in unserem Land und auch hier in der Region Mainfranken viele hochqualifizierte und engagierte Leute, die an entsprechenden Lösungen arbeiten. Und es ist auf diesem Feld schon sehr viel erreicht worden.“ Natürlich gehe es nicht immer so schnell voran, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Aber betrachte man die Entwicklung über längere Zeiträume, dann stelle sich vieles positiv dar: „Nur ein Beispiel: Es ist gerade mal 20 Jahre her, dass die Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle in Deutschland verboten wurde“, gibt Blum zu bedenken. „Bis dahin hat man den Müll noch auf Deponien vergraben. Da sind wir doch in einer vergleichsweise kurzen Zeit in Sachen umweltschonendem Umgang mit Abfällen ein erhebliches Stück vorangekommen.“ Natürlich gibt es auf diesem Feld noch eine Menge zu tun – es bleibt weiterhin spannend. Doch gerade diese Chance, weitere interessante Entwicklungen in der Entsorgungsbranche zu erleben und mitzugestalten, ist für Menschen wie Kjell Sören Blum und Michael Rauch eine wichtige Motivation bei ihrer täglichen Arbeit.
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