Wer in Würzburg auf Busse und Bahnen vertraut, um zur Arbeit, zu wichtigen Terminen oder zu einem der vielfältigen Freizeitangebote der Stadt zu kommen, wird sich diese Frage vermutlich nie gestellt haben: Was unterscheidet eigentlich die „Würzburger Straßenbahn GmbH“ (WSB) und die für den Betrieb der Buslinien in der Stadt zuständige „NVG Omnibus-Betriebsgesellschaft mbH“ (NVG) voneinander? Entscheidend ist doch, dass man sicher und zuverlässig von A nach B befördert wird, oder? Egal, wie das jeweilige Unternehmen heißt. Und seien Sie beruhigt: Diese Frage müssen Sie sich künftig erst recht nicht mehr stellen! Denn am 01.10.2024 wurde die NVG mit Wirkung zum 1. Januar 2024 mit der Muttergesellschaft WSB verschmolzen, die den Betrieb weiterführt.

Tatsächlich dürften die Fahrgäste der Straßenbahnen und Busse in Würzburg keinen Unterschied zwischen „vorher“ und „nachher“ bemerken. Und doch ist die Verschmelzung der beiden Unternehmen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt keineswegs belanglos. Denn diese dient einem wichtigen Zweck: die bewährten Beförderungsangebote des ÖPNV in Würzburg auch künftig in der gewohnt hohen Qualität anbieten zu können. Hierfür ist die Vereinigung auf mindestens zwei Gebieten zweckdienlich: Stichwort 1: Fachkräftegewinnung. Stichwort 2: Einheitliche Abläufe.
Fachkräfte: Bei Verkehrsbetrieben händeringend gesucht

WSB-Geschäftsführer Bernd Karl, der zusammen mit seinem Kollegen Steffen Nenner maßgeblich für den Fusionsprozess zuständig war und ist, bringt zunächst den ersten Aspekt prägnant auf den Punkt: „Die Haupttriebfeder für das Zusammengehen bestand im allgegenwärtigen Fachkräftemangel im Omnibusgewerbe. Laut Schätzungen fehlen im Fahrbetrieb in ganz Deutschland rund 20.000 Beschäftigte. Entsprechend hoch ist der Wettbewerb um jeden einzelnen Busfahrer, jede einzelne Busfahrerin. Wenn man hier erfolgreich bestehen will, muss man den Mitarbeitenden attraktive Angebote machen können – nicht zuletzt bei den Gehältern.“ Hier gab es aber unter den Beschäftigten der NVG einigen Unmut, weil deren Tarife niedriger waren als die der WSB. Bernd Karl spricht unumwunden von einer „entlohnungstechnischen Zweiklassengesellschaft“, die mit der Zusammenlegung beseitigt worden sei.

Doch Geld ist nicht alles. Steffen Nenner, bis September 2024 Gesamtbetriebsleiter der NVG und seitdem Leiter der Abteilung „Mobilitätsdienstleistungen Kraftomnibus“ (MD-K) bei der WSB, ergänzt einen weiteren wichtigen Punkt: „Mit dem leistungsstarken WVV-Konzern im Rücken hat man bei Bewerberinnen und Bewerbern noch mal bessere Argumente, denn ein solches Unternehmen bietet eine Arbeitsplatzsicherheit, die man sonst kaum irgendwo findet.“ Die Bündelung der Bemühungen bei der Fachkräftegewinnung ist also ein wichtiger Schritt, um den Würzburger Busbetrieb für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten.
Reform der betrieblichen Abläufe erforderlich
Auch was Prozesse und Strukturen betrifft, wird die Zusammenlegung einiges erleichtern: „Trotz der über die Jahrzehnte von 40 auf knapp 90 Prozent gestiegenen Besitzanteile der WSB war die NVG lange weitestgehend eigenständig“, erläutert Bernd Karl. „Es gab zwar im Lauf der Zeit Einzelschritte, um eine gewisse Anbindung innerhalb des WVV-Konzerns bewirken zu können. Aber die NVG arbeitete – zum Beispiel bei der Lohnabrechnung, der Beschaffung oder der Lagerhaltung – mit Systemen und Prozessen, die sich mit denen, die bei der WVV etabliert sind, nicht vereinbaren ließen. Da gab es zentrale Hemmnisse, um auf eine gemeinsame Basis zu kommen.“ Die komplette Vereinheitlichung der betrieblichen Abläufe, Strukturen und Systeme wird zwar noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber die Grundlage dafür ist mit der formaljuristischen Verschmelzung geschaffen. Der weitere, über mehrere Stufen angelegte Prozess der betrieblichen Integration wird die Leistungsfähigkeit der um die Bussparte „erweiterten“ WSB zusätzlich steigern und kommt somit letztlich den Bürgerinnen und Bürgern Würzburgs zugute.
Beständigkeit im Wandel: der menschliche Faktor
In dieser Umbruchsituation, die vor allem für die Mitarbeitenden der ehemaligen NVG einige Neuerungen mit sich bringt und eine entsprechende Anpassungsleistung und -bereitschaft erfordert, wirkt ein Faktor zweifellos stabilisierend: die Verlässlichkeit und Konstanz auf der Führungsebene. Denn Bernd Karl und Steffen Nenner arbeiten in ihren unterschiedlichen Funktionen seit fast 30 Jahren zusammen. Man kennt sich, man schätzt sich – und das erleichtert natürlich die Zusammenführung der beiden Teile zu einem Unternehmen, in dem alle – egal ob aus dem Straßenbahn- oder dem Omnibusbereich – an einem Strang ziehen. „Wir haben immer schon sehr eng zusammengearbeitet – allein schon deshalb, weil die WSB ja seit langem unsere Muttergesellschaft war“, betont Steffen Nenner. „Und wir haben uns auch schon vor der Übernahme bemüht, einige Prozesse anzugleichen.“ Für die Fusion erstellte man dann gemeinsam ein Konzept zur sinnvollen Zuordnung von Betriebsteilen wie Personal, Betrieb und Technik. „Für mich persönlich hat sich in erster Linie der Zuschnitt meiner Stelle geändert“, betont Steffen Nenner. „Und hinsichtlich unserer Mitarbeitenden aus der ehemaligen NVG bin ich ebenfalls sehr zuversichtlich, dass sie weiterhin hoch motiviert ihrer Arbeit nachgehen werden – nicht zuletzt aufgrund des verbesserten Gehaltsgefüges bei der WSB.“

Neue Bedarfe erzeugen neue Initiativen
Durch die Verschmelzung gibt es jedoch nicht nur Neuerungen bei Stellenzuschnitten, betrieblichen Abläufen und Systemen. „Ganz nebenbei“ ist bei der WSB auch ein Ausbildungsberuf eingeführt worden, den es bei der NVG schon gab: der/die „Kraftfahrzeugmechatroniker/in – Nutzfahrzeugtechnik“ (m/w/d). Denn die Omnibussparte benötigt Fachkräfte, deren Qualifikation sich von der „normaler“ Kfz-Mechatroniker/innen unterscheidet. Und auf dem Arbeitsmarkt wird man diesbezüglich eher nicht fündig: „Nutzfahrzeugmechatroniker kann man suchen wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen“, lacht Steffen Nenner. „Der bundesweite Bedarf ist hier im Vergleich zum Pkw-Bereich viel geringer, so dass für diesen Beruf entsprechend selten ausgebildet wird. Natürlich bringen auch Pkw-Mechatroniker eine fundierte Ausbildung im Kfz-Bereich mit. Aber für unsere spezifischen Bedürfnisse in der Omnibussparte reicht das halt nicht aus, da müssen wir in mühevoller Kleinarbeit weiterqualifizieren.“ Da bietet es sich natürlich an, von vornherein für diesen Bedarf auszubilden.
Frage: Was macht denn Omnibusse so besonders im Vergleich zu Pkw? Antwort: Vor allem die Pneumatik – also luftgesteuerte Bremsen, luftgesteuerte Federung, luftgesteuerte Türen. Das alles gibt es nicht beim Pkw. „Ein Bus hat Türen, die nicht von Hand geöffnet werden, sondern automatisch sind; zudem sind sie sicherheitsüberwacht, damit niemand eingeklemmt werden kann“, erläutert Abteilungsleiter Nenner. „Auch die Überwachung verschiedener Systeme spielt im Bus eine größere Rolle, etwa bei den Bremsen. Da haben wir deutlich andere Anforderungen als beim Pkw.“ Und das sind nur einige Beispiele.


Letztlich handelt es sich also um einen ausgesprochen attraktiven und spannenden Ausbildungsberuf: Man kommt ständig mit neuester Technik in Berührung – nicht nur bei den inzwischen zwölf Elektrobussen der WSB. Man braucht ein gutes technisches Verständnis und wird auch geistig gefordert. Und ein Arbeitgeber wie die WSB bietet zudem gehaltsmäßig attraktive Bedingungen, eine Reihe von sozialen Nebenleistungen sowie geregelte Arbeitszeiten. Ein eigenes Tablet, die kostenlose Benutzung des ÖPNV in Würzburg und die Möglichkeit, den Lkw-Führerschein bezahlt zu bekommen, sind weitere nennenswerte Pluspunkte.
Apropos Führerschein: Noch eine weitere Innovation bei der WSB steht im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel: die eigene Busfahrschule. „Im Straßenbahnbetrieb hatten wir schon immer eine eigene Fahrschule, weil es diese im privatwirtschaftlichen Sektor nicht gibt“, erläutert WSB-Geschäftsführer Karl. „2024 haben wir begonnen, unsere Betriebsfahrschule auch mit einem Anteil an Omnibusfahrlehrern auszustatten und eigene Ausbildungen durchzuführen. Wir haben auch einen eigenen Fahrschulbus, so dass wir die entsprechenden Vorgaben und Regularien erfüllen können.“
„Ob im Fahrbetrieb, in der Werkstatt oder in einem anderen Bereich: Bei der WSB leistet man einen Beitrag zur Mobilitätswende und zu einer lebenswerten Stadt Würzburg.“
Bernd Karl, Geschäftsführer der Würzburger Straßenbahn GmbH
Sinnerfüllte Tätigkeiten in einem innovativen Unternehmen
Ob als Fachkraft im Fahrbetrieb (FiF) bei Straba oder Bus, als Nutzfahrzeugmechatroniker/in in der Werkstatt oder als Beschäftigte/r in einem der anderen Tätigkeitsbereiche der WSB – eines haben alle Mitarbeitende in diesem Unternehmen gemeinsam: Die eigene Arbeit ist ausgesprochen sinnstiftend! „Wir haben bei der WSB die Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern in Würzburg zuverlässige und umweltschonende Mobilitätsangebote zu liefern“, gibt Geschäftsführer Karl zu bedenken. „Denn jede vermiedene Pkw-Fahrt ist ökologisch betrachtet eine gute Fahrt. Aufgrund der topographischen Bedingungen in unserer Stadt, aber auch der körperlichen Verfassung der einzelnen Menschen ist jedoch nicht jede Strecke ohne Weiteres zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Die Menschen hier sind also auf einen funktionierenden ÖPNV angewiesen – und alle Beschäftigten bei der WSB tragen somit zu einer lebenswerten Stadt Würzburg bei.“
Steffen Nenner ist der gleichen Meinung: „Man muss sich das klar machen: Egal ob im Fahrbetrieb, in der Werkstatt oder in irgendeinem anderen Bereich – man ist bei der WSB automatisch ein Teil der Mobilitätswende und kann dazu in einem innovativen Unternehmen einen wertvollen Beitrag leisten. Außerdem ist man zum Wohle der Menschen in unserer Stadt tätig. Das alles finde ich ausgesprochen sinnvoll und motivierend.“
Wer nun Lust bekommen hat, selbst in einem solch sinnstiftenden Bereich tätig zu werden, findet weitere Informationen und Stellenausschreibungen hier.