Da rollt etwas Großes zu auf Würzburg: Noch 2024 wird voraussichtlich das erste Exemplar der neuen Straßenbahnen GT-F angeliefert werden. Höchste Zeit also für eine kleine Vorschau, bei der wir uns mal ansehen, wie so eine Straba überhaupt entsteht.
Was lange währt, wird … klar, endlich gut. Mit Blick auf die 18 neuen Straßenbahnen GT-F könnte man es auch so formulieren: Was einmal möglichst lange fahren soll, will gut und sorgfältig vorbereitet werden. Bereits 2018 fiel im Stadtrat der Beschluss, 18 Strabas für Würzburg anzuschaffen. Es folgten Ausschreibung, Designabstimmung, Bau eines Funktionsmodells … bis sich die beauftrage Firma HeiterBlick aus Leipzig schließlich an die eigentliche Konstruktion machte. Und heute? Wird in den Fertigungshallen des Unternehmens auf Hochtouren geschweißt, gespachtelt, lackiert & Co.
Vom Plan zur Praxis: Rohbau der neuen Straßenbahnen GT-F
Wird eine neue Straba gebaut, braucht es dafür erstmal ein „Fundament“ – genauer gesagt: einen Rohbau. Dies geschieht in einem sogenannten Aufbaustand, einer Art Rahmengestell, in welches man vorgefertigte Komponenten einsetzt, um dann die Schweißarbeiten an den Wagenkästen maximal präzise durchführen zu können.
Anschließend geht es für die Wagen von Leipzig in den rund 35 Kilometer entfernten Lackierbetrieb nach Grimma, wo sie ihre weiße Außenfarbe erhalten. Der Effizienz-Trick dabei? Multitasking! Denn gearbeitet wird derzeit an mehreren Straßenbahnzügen gleichzeitig. Ihre „Sänften“ – so heißen die mittleren Wagensegmente in der Fachsprache – haben jeweils Sandstrahlen, Spachteln und Lackierung schon hinter sich. Front- und Heckteil befinden sich meist dagegen noch im Rohbauzustand.
Starke Leistung, smart gesteuert
Ist die äußere Hülle der Strabas soweit fertig, steht unter anderem der Innenausbau auf dem Plan: Seitenwände werden verkleidet, Leitungen verlegt, Dämmmaterialien angebracht und vieles mehr. Decken und Fußböden folgen im nächsten Schritt, ebenso wie die Panoramaglasscheiben, die später viel natürliches Licht ins Wageninnere lassen sollen.
Ein echtes Highlight für die Fahrerinnen und Fahrer ist jedoch der Fahrerstand. Denn dieser ist im Vergleich zu den bisherigen Fahrzeugtypen sehr groß und vom Fahrgastraum abgetrennt. Dort werden sicherheitsrelevante Funktionen wie Anfahren und Bremsen auch bei den GT-F-Modellen noch traditionell über verdrahtete Bedienelemente gesteuert.
In Sachen Performance punkten die GT-F-Modelle übrigens ebenso: Mit rund 1.000 PS Leistung meistern die Züge selbst Steilstrecken im Würzburger Schienennetz mühelos – der Heuchelhofberg lässt grüßen! Motoren, Fahrwerksrahmen, Bremsen, Achsen mit Rädern und Getriebe kommen übrigens bereits von Zulieferern fertig nach Leipzig und werden mit weiteren Anbauteilen vor Ort zu Fahrwerken zusammengebaut.
Komfort auf ganzer Spur
Natürlich sind die neuen Würzburger Strabas niederflurig konzipiert – bieten also einen komfortablen Ein- und Ausstieg (interessanter Fakt am Rande: Die WVV war 1989 das erste deutsche Verkehrsunternehmen, das niederflurige Strabas einsetzte!). Aufgrund dieser fahrgastfreundlichen Konstruktionsweise bleibt unter den Wagen jedoch kein Platz – weshalb die gesamte elektronische Steuerung der Fahrzeuge von HeiterBlick auf dem Dach verlegt wird. Derweil geht es im Inneren der Bahnen mit den Details weiter, die viele Fahrgäste freuen dürften: Monitore fürs Infotainment, USB-Buchsen zum Smartphone-Laden, WLAN und Klimaanlagen sorgen an Bord der GT-Fs für entspanntes und komfortables Vorankommen. Apropos, ein Plus an Fahrkomfort versprechen auch die zwei Drehgestelle pro Straba-Zug, wodurch die Bahnen sehr geschmeidig um Kurven gleiten.
Wann kommen die neuen Straßenbahnen nach Würzburg?
Den vorläufigen Schlusspunkt bei HeiterBlick bildet die sogenannte statische Inbetriebnahme.
Heißt: Alles wird getestet, was im Stillstand der Straba funktionieren muss – von den Schiebetüren über die Durchsagen bis hin zur Beleuchtung. Auf die Schiene kommen die Bahnen dann tatsächlich erstmals in Würzburg. Die Erste soll noch Ende dieses Jahres per Tieflader angeliefert werden. Dann, so Geschäftsführer Bernd Karl von der Würzburger Straßenbahn GmbH, stünden zunächst nächtliche, später auch tägliche Testfahren an, um wirklich alle Details ausführlich in der Praxis zu erproben. Der Start in den Fahrgastbetrieb ist dann für Herbst 2025 anvisiert – je nachdem, wie lange die technische Inbetriebnahme tatsächlich dauert.