Er ist sicher eines der Highlights für alle Laufbegeisterten in und um Würzburg – und weit darüber hinaus: der „WVV Marathon Würzburg“. Am 26. Mai ist es wieder so weit: Dann werden sich bereits zum 22. Mal rund 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt ab 9 Uhr morgens auf die traumhaft schöne Laufstrecke entlang des Mains, durch die Altstadt und vorbei an vielen Würzburger Baudenkmälern begeben. Vorbei geht es auch an Tausenden von Zuschauerinnen und Zuschauern, die alle Laufenden begeistert anfeuern. Und vorbei an den rund 50 Bands und DJs, die zusätzlich für eine tolle Stimmung sorgen. Fest steht: Wer hier nicht dabei ist, verpasst wirklich etwas!
Was aber viele nicht wissen: Ohne ein Heer freiwilliger Helferinnen und Helfer, die bei der Vorbereitung und Durchführung dieser großartigen Veranstaltung mit anpacken, würde kein einziger Läufer auf die Strecke starten und keine einzige Läuferin im Ziel am Congress Centrum einlaufen – die Veranstaltung könnte so nicht stattfinden.
„Die schönste Laufveranstaltung in Deutschland“
Niemand weiß das besser als Günter Herrmann, der in der Würzburger Laufszene als langjähriger Organisator des Stadtmarathons und weiterer Läufe bestens bekannt ist. „Wir haben beim WVV Marathon Würzburg rund 700 Helfer im Einsatz, davon allein 260 als Streckenposten“, berichtet er. „Und man muss es wirklich so deutlich sagen: Ohne die massive Unterstützung durch Ehrenamtliche könnten wir den Würzburger Marathon nicht durchführen – er wäre dann schlicht nicht finanzierbar!“ Stellt sich die Frage: Warum ist das so? Und wie machen das die Organisatoren in anderen Städten? Günter Herrmann, der selbst schon 20 Marathons in aller Welt – darunter an so legendären Orten wie Berlin, New York und Hawaii – absolviert hat und die Szene entsprechend gut kennt, muss da schmunzeln: „Natürlich könnten wir auch mit professionellen Security-Leuten arbeiten, wie man das bei den Marathons in Großstädten wie Berlin oder New York macht. Doch in Berlin zum Beispiel beträgt die Startgebühr 240 €, in New York 500 US-Dollar – bei uns dagegen liegt sie bei 75 €.“
Aber eine massive Erhöhung der Startgebühren auf ein Niveau wie in Berlin kommt in einer Stadt wie Würzburg nicht wirklich in Frage. Um das zu verstehen, muss man sich mit der Sichtweise typischer Marathon-Begeisterter vertraut machen: „Man muss hier zwei Aspekte klar voneinander trennen,“ erläutert der erfahrene Organisator Herrmann. „Ich selbst bin ohne Übertreibung der Meinung, dass der WVV Marathon Würzburg die schönste Laufveranstaltung in Deutschland ist. Und ich weiß aus den Rückmeldungen von vielen Läuferinnen und Läufern, dass ich mit dieser Meinung nicht allein stehe. Aber auf der anderen Seite hat der hiesige Marathon für viele, die nicht aus Würzburg kommen, keinen solchen Stellenwert, dass sie übermäßig hohe Startgebühren akzeptieren würden. Wer die Chance hat, in New York oder auf Hawaii dabei zu sein, fragt nicht nach den Kosten – bei uns ist das etwas anderes.“ Dazu kommt eine weitere Besonderheit: In Würzburg gibt es aufgrund der räumlichen Bedingungen ein striktes Limit von 5.000 Teilnehmenden. In Berlin oder New York waren es dagegen im Jahr 2023 jeweils mehr als 50.000 – dort gibt es also eine zehnmal größere Finanzierungsquelle.
Schon immer unersetzlich: die Ehrenamtlichen
Es bleibt also dabei: Der WVV Marathon Würzburg lebt und überlebt durch den zupackenden Einsatz seiner freiwilligen Helferinnen und Helfer. Oder anders formuliert: Würzburg beweist durch den hiesigen Marathon Jahr für Jahr aufs Neue, was Zusammenhalt und ehrenamtliches Engagement auf lokaler Ebene im wahrsten Sinne des Wortes „bewegen“ können. Und dabei gibt es, abgesehen vom Mindestalter 16 Jahre, keine Altersgrenzen. Beispiel gefällig? Friedrich – kurz „Fritz“ – Bürner, der von Anfang an dabei ist und in diesem Jahr mit seinen 86 Jahren zum 22. Mal so zuverlässig wie eh und je seiner Aufgabe als Streckenposten in Heidingsfeld nachkommen wird. Und das, obwohl er selbst noch nie einen Marathon gelaufen ist! „Ich war Kriminalbeamter und bin insofern schon früh zum Sport gekommen, weil eine gewisse sportliche Leistungsfähigkeit in meinem Beruf gefordert war“, erzählt Fritz Bürner. „Bis heute bin ich körperlich noch gut beieinander und mache jedes Jahr mein Sportabzeichen. Aber beim Laufen fühle ich mich auf den kürzeren Strecken wohler.“
Als langjähriger Oberturnwart und Vorstandsmitglied der Turngemeinde Heidingsfeld weiß Veteran Bürner sehr gut, wie viel im sportlichen Bereich vom ehrenamtlichen Engagement abhängt: „Wenn man in seinem Leben selbst häufig in der Rolle des Organisators war, dann hat man gelernt: Ohne die Hingabe und den Eifer der freiwilligen Helfer läuft nichts“, sagt er. „Deshalb haben wir uns bei der TG Heidingsfeld schon vor vielen Jahren dazu bereit erklärt, bei der Umsetzung des Marathons zu unterstützen.“
Ein langer Tag, der viel Befriedigung verschafft
Und gerade als Streckenposten ist man am Veranstaltungstag ordentlich gefordert – das soll hier nicht verschwiegen werden. Die Gruppe aus Heidingsfeld beispielsweise trifft sich bereits morgens um 7 Uhr am Vereinszentrum der Turngemeinde. Kurz darauf liefern die von Günter Herrmann organisierten Fahrzeuge den Helferinnen und Helfern eigens für diesen Tag gestaltete Trikots (die man natürlich behalten darf) sowie ein „Lunchpaket“ mit Speisen und Getränken. Denn bis die letzten Teilnehmenden den jeweiligen Streckenabschnitt passiert haben, halten die Streckenposten an ihrem Einsatzort die Stellung und werden nur für den Gang zur Toilette abgelöst. Da für einen solchen Marathon ein Zeitlimit von 5:30 Stunden gilt, weiß man aber immerhin, dass sich der „Arbeitstag“ in etwa gegen 15.30 Uhr dem Ende neigen wird.
Bereits früh morgens haben die Helfenden zu tun: Nachdem man sich umgezogen hat, müssen zum Beispiel noch die Streckenbegrenzungen mit Flatterleine markiert werden – und dann gilt es, auf die ersten Läufer/innen zu warten. Bei deren Eintreffen wechselt man unter anderem in die Rolle des Motivators. Denn nun gilt es, nicht nur selbst Beifall zu spenden und durch ermunternde Zurufe anzufeuern, sondern – falls nötig – auch die Zuschauer entsprechend zu animieren. „Gerade bei der zweiten Runde, wenn sich manche schon langsam ihrem Limit nähern, hilft das den Läufern, ihren inneren Schweinehund noch mal zu bezwingen“, weiß Fritz Bürner aus seiner langjährigen Praxis. Dem kann Günter Herrmann aus eigener Erfahrung nur beipflichten: „Ich selbst bin eher ein schlechter Läufer und habe bei jedem meiner 20 Läufe unterwegs innerlich gejammert, dass ich mir das nie wieder antun werde“, lacht er. „In diesem Zustand kann der Ansporn durch die Leute an der Strecke gar nicht hoch genug bewertet werden. Und wenn man es dann geschafft hat und durchs Ziel läuft, ist man überglücklich.“
Apropos „Glücksgefühle“: Diese stellen sich durchaus auch bei den Ehrenamtlichen an der Strecke ein! Die unmittelbare Nähe zu den Läuferinnen und Läufern, die sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet und gefreut haben, und die man nun anfeuern kann. Die prächtige Stimmung an der Strecke. Das Erleben des „Abenteuers Marathon“, bei dem man sozusagen „in der ersten Reihe steht“: Das alles macht sehr viel Spaß. Und noch ein weiterer Aspekt kommt dazu, den der langjährige Helfer Fritz Bürner hervorhebt: „Viele Läufer spenden auch uns Beifall und bedanken sich, dass wir für Sicherheit sorgen, dass die Strecke in Ordnung ist, dass wir sie anfeuern. Da bekommt man also für das ehrenamtliche Engagement emotional auch viel zurück!“ Günter Herrmann, für den die aufwändige Organisation des WVV Marathon Würzburg stets monatelange Anspannung, viel Stress und so manche schlaflose Nacht bedeutet, kann dem nur beipflichten: „Wenn die Sportler ins Ziel kommen, sind sie so überglücklich und dankbar – da weiß man sofort, dass man etwas Sinnvolles geleistet hat. Dieses Gefühl entschädigt für all die Mühen“, bekennt er. Und fügt lachend hinzu: „Wenn ich dann nach der Veranstaltung abends todmüde ins Bett falle, bin ich froh, dass wieder alles gut geklappt hat, und kann mich dann auch schon wieder auf das nächste Jahr und den nächsten Marathon freuen.“
Wer möchte Streckenposten werden?
Man sieht also: Es kann sich vor allem emotional sehr lohnen, bei der Durchführung des „WVV Marathon Würzburg“ mitzuhelfen. Ganz ohne materielle Gegenleistung geschieht dies übrigens nicht: Zum einen erhält man eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 25 Euro – eine gute Gelegenheit zum Beispiel für die Abschlussklasse eines Gymnasiums, sich durch den gemeinsamen Einsatz beim Marathon den Abiball zu finanzieren. Zum anderen findet ca. vier Wochen nach der Veranstaltung immer ein „Helferfest“ statt, für das die Freiwilligen Gutscheine für Speisen und Getränke erhalten.
Was sollten Interessierte noch wissen und beherzigen? „Es ist völlig klar, dass jeder einzelne Helfer und jede Helferin gebraucht wird und uns willkommen ist – egal, ob jemand bei der Ausgabe von Speisen und Getränken helfen möchte oder beim Müll einsammeln oder bei sonstigen Aufgaben“, betont Organisator Herrmann. „Aber ich sage auch ganz ehrlich: Am stärksten drückt uns der Schuh bei den Streckenposten. Denn hier haben wir eine klare Vorgabe der Stadt Würzburg, dass dafür 260 Personen von uns zur Verfügung gestellt werden müssen. Schaffen wir das nicht, gibt es keinen WVV Marathon Würzburg. Und natürlich brauchen wir hier immer auch einen gewissen Puffer. Denn dass jemand am Veranstaltungstag aus triftigem Grund ausfällt, kann man nie völlig ausschließen.“ Wobei die Betonung auf dem Wort „triftig“ liegt, wie Fritz Bürner ergänzt: „Wir brauchen halt Leute, auf die man sich verlassen kann. Am Veranstaltungstag morgens um halb sieben anrufen und absagen, weil man es sich anders überlegt hat, geht in diesem Fall nicht. Aber wer sich schon einmal ehrenamtlich engagiert hat, weiß das und wird die Mitstreiter an einem solchen Tag nicht hängenlassen.“
Wer nun Lust bekommen hat, beim diesjährigen „WVV Marathon Würzburg“ mitzuhelfen, findet weitere Informationen und ein Anmeldeformular hier.