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Wenn das Wasser aus der Straße sprudelt

„Plätscher, plitscher Feder, Wasser mag doch jeder!“ So heißt es im Titelsong einer in den 1990er Jahren bei Kindern sehr beliebten Zeichentrickserie rund um den Titelhelden „Alfred Jodocus Kwak“, eine kleine gelbe Ente. Doch was ist, wenn das Wasser mitten auf der Straße aus dem Asphalt plätschert? Das mag niemand. Denn dann liegt offenkundig ein Wasserrohrbruch vor. Und dann haben die Mitarbeitenden der Mainfranken Netze GmbH (MFN), einer hundertprozentigen Tochter der Stadtwerke Würzburg AG, alle Hände voll zu tun. Denn die MFN ist als Netzbetreiber nicht nur für das Strom-, Gas- und Fernwärmenetz in Würzburg und den umliegenden Gemeinden zuständig, sondern auch für den Erhalt und die Instandsetzung der entsprechenden Wasserleitungen. Hierfür sind sie buchstäblich „rund um die Uhr“ in Bereitschaft. Schließlich ist bei einem Wasserrohrbruch eine schnelle Reaktion erforderlich. Aber nähern wir uns dem Thema der Reihe nach!

Komplett durchgebrochene Leitungen und überflutete Straßen sind eher die Ausnahme, wenn von einem Wasserrohrbruch die Rede ist. Viel häufiger handelt es sich um kleinere Risse und Bruchstellen an den Rohren, die sich nicht zwingend an der Oberfläche bemerkbar machen. // Foto: WVV

Nachgefragt: Was ist eigentlich ein Wasserrohrbruch?

Tatsächlich handelt es sich bei dieser Bezeichnung um einen Oberbegriff für Leitungsschäden, die völlig verschiedene Ursachen sowie ausgesprochen unterschiedliche Auswirkungen haben können. Der massive Rohrbruch, bei dem das Rohr komplett zerstört wird, ist dabei eher die Ausnahme – wenn auch eine mit unter Umständen besonders dramatischen Folgen. Wolfgang Zimmermann, der die Abteilung „Netzführung“ bei der MFN leitet und mit seinen vielen Dienstjahren – nach eigener Aussage – schon zum „Lebendinventar“ des Unternehmens gehört, hat da schon einiges erlebt: „Mitte der 1980er Jahre hatten wir beispielsweise solch einen schwerwiegenden Wasserrohrbruch auf der Förderleitung zwischen dem Wasserwerk Zell und dem Hochbehälter Galgenberg“, erzählt der Leitungsexperte. „Damals hat es die Straße zwischen dem Kloster Oberzell und der Zellerau über 10-15 Meter hinweg komplett weggespült – da ging es in den Abgrund.“ Glück im Unglück: Der Rohrbruch ereignete sich nachts gegen drei Uhr als keine Fahrzeuge auf der Straße unterwegs waren. So kamen gottlob auch keine Menschen zu Schaden.

Doch bei diesem Beispiel handelt es sich um einen absoluten Extremfall. Denn hier war eine der großen Wasserförderleitungen gebrochen, bei denen ein hoher Wasserdruck und eine große durchlaufende Wassermenge zusammenkommen. Bei den Anschlussleitungen, die zu den Endabnahmestellen – beispielsweise einem Haushalt – führen, ist beides deutlich geringer. Ohnehin sind kleinere Risse und Bruchstellen an den Rohren viel häufiger als ein komplett durchgebrochenes Rohr.

Witterung und Erschütterung strapazieren die Leitungen

Doch wie kommt es überhaupt zu solchen Beschädigungen? Hier ist als mögliche Ursache zunächst die „Materialermüdung“ zu nennen. Denn auch Wasserrohre halten natürlich nicht „ewig“ und werden mit zunehmendem Alter schadensanfälliger. Doch vor allem machen den Leitungen zwei andere Faktoren zu schaffen: Erschütterungen und extreme Witterungen. „Wenn zum Beispiel eine früher weniger befahrene Straße plötzlich zur Hauptverkehrsader wird, auf der täglich 40-Tonner entlangrollen, gibt es Erschütterungen im Untergrund, die zu Schäden führen können“, erläutert Netzexperte Zimmermann. Sogenannte „Setzungen“ im Erdreich drücken dann auf die Wasserleitungen. Das Gleiche gilt in Phasen langer und starker Trockenheit, die ebenfalls zu solchen Setzungen führen können. Aber auch nach harten Wintern kommt es vermehrt zu Rohrbrüchen: Solange eine Leitung und das umgebende Erdreich gefroren sind, tritt auch kein Wasser aus. Doch bei einsetzendem Tauwetter machen sich Risse und sonstige Schäden an der Leitung sofort bemerkbar. Und schließlich sind auch Beschädigungen durch Baumaßnahmen nicht auszuschließen – ob durch klassische Baggerarbeiten oder wenn zum Beispiel im Rahmen von Leitungsverlegungen sogenannte „Erdraketen“ durch das Erdreich getrieben werden. Zwar sind Baufirmen verpflichtet, vor dem Einsatz solcher „Bodenverdrängungsverfahren“ eine Planauskunft einzuholen, sodass der Verlauf von Versorgungsleitungen bekannt und Beschädigungen daran ausgeschlossen sein sollten. Aber zwischen Theorie und Praxis klafft eben manchmal eine Lücke.

Wasserrohrbrüche können beispielsweise auftreten, wenn eine weniger befahrene Straße plötzlich zur Hauptverkehrsader wird, auf der dann täglich 40-Tonner entlangrollen. Die Erschütterungen im Untergrund können in der Summe zu Schäden an den Leitungen führen und machen sich im Extremfall schließlich an der Straßenoberfläche bemerkbar. // Foto: WVV

Wer entdeckt zuerst das Leck?

Man sieht: Es fehlt nicht an denkbaren Ursachen für einen Wasserrohrbruch. Dementsprechend sind die Mitarbeitenden der MFN buchstäblich „rund um die Uhr“ damit beschäftigt, etwaige Beschädigungen an den Würzburger Wasserleitungen aufzuspüren und gegebenenfalls zu beheben. Das nach außen deutlichste Zeichen dieses Einsatzes ist der an sieben Tagen die Woche erreichbare „24-Stunden-Notruf“, über den Bürgerinnen und Bürger auffällige Wasseraustritte an die Netzleitstelle melden können.

Doch man wartet bei der MFN natürlich nicht, bis ein Leitungsschaden so offenkundig ist, dass besorgte Anwohner/-innen zum Telefonhörer greifen. Tatsächlich werden die Leitungen ständig überwacht – und zwar durch einen Mix aus „klassisch-analogen“ und digitalen Methoden. Wer zum Beispiel einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der MFN mit einem Kopfhörer und einem Spezialmikrofon durch die Würzburger Innenstadt laufen sieht, kann sicher sein: Hier handelt es sich nicht um einen „Filmdreh“. Sondern vielmehr um eine „Wasserlecksuche“.

„Unsere Mitarbeitenden laufen bei Verdacht auf einen Rohrbruch die Leitungen ab und forschen mit Mikrofonsonden nach der undichten Stelle. Wir lauschen also quasi in den Untergrund, um durch auffällige Geräusche auf Leckagen aufmerksam zu werden, die sich an der Oberfläche noch gar nicht bemerkbar gemacht haben“, erklärt Abteilungsleiter Zimmermann den Vorgang.

Daneben sorgen Druckmessstellen in den Leitungen selbst sowie eine ergänzende Software für den nötigen Überblick: „An den einzelnen Pumpwerken, aber auch an diversen Schieberschächten sitzen Sensoren, die den Wasserdruck überwachen“, berichtet Zimmermann. „Wenn hier Druckabfälle registriert werden, wird das über unser Netzleitsystem als Alarmsignal für einen möglichen Wasserrohrbruch an den Schaltmeister weitergegeben.“ Ähnlich funktioniert eine installierte Software, die jede Nacht zwischen zwei und vier Uhr – wenn der Wasserverbrauch erfahrungsgemäß am geringsten ist – aufgrund erhöhten Verbrauchs nach Hinweisen auf undichte Stellensucht.

„Wir arbeiten stets mit Hochdruck daran, eine solche Störung schnellstmöglich zu beseitigen und die Beeinträchtigungen für die betroffenen Menschen so gering wie möglich zu halten.“

Wolfgang Zimmermann, Abteilungsleiter Netzführung bei der MFN

Im Falle eines Falles…

Trotz aller präventiven Maßnahmen steht fest: Ganz verhindern lassen sich Wasserrohrbrüche leider nicht. Und wenn es doch einmal so weit kommt, ist eine schnelle, aber auch besonnene Reaktion erforderlich. Ist man in der Netzleitstelle durch die eigenen Überwachungssysteme oder einen externen Anruf auf einen möglichen Leitungsschaden aufmerksam geworden, wird zunächst der Rufbereitschaftsdienst informiert, der die Sachlage vor Ort begutachtet. Dieser meldet anschließend Art und Umfang des Schadens an die Netzleitstelle zurück, wo man die notwendigen Maßnahmen in die Wege leitet: Anhand des Netzleitsystems und des sogenannten „geographischen Informationssystems“ ermittelt man die Position der nächstgelegenen Absperrschieber (also der Ventile, mit denen man den Durchfluss in der Rohrleitung regulieren kann) und diese werden dann von Mitarbeitenden vor Ort geschlossen. Fachleute sprechen hier vom „Abschiebern“ der Leitung.

Spätestens jetzt sind meist auch Anwohner/-innen betroffen. Denn aus den Hausanschlussleitungen, die hinter dem geschlossenen Schieber abzweigen, fließt nun kein Wasser mehr. „Unser Ziel ist es immer, die Schadensstelle so schnell wie möglich freizulegen und uns einen Überblick zu verschaffen, welche Reparaturmaßnahmen erforderlich sind“, betont Wolfgang Zimmermann. „Im günstigsten Fall ist die Wasserversorgung nach 3-4 Stunden wieder hergestellt.“ Allerdings…

„Wenn die Reparatur absehbar länger dauert, bauen wir prinzipiell eine Notversorgung auf. Auf keinen Fall lassen wir die Menschen tagelang ohne Wasserversorgung.“

Wolfgang Zimmermann, Abteilungsleiter Netzführung bei der MFN

Der Teufel steckt im Detail

Wenn nur ein kleinerer Riss in der Leitung für den Wasseraustritt verantwortlich ist, kann man sie mit einer Reparaturmanschette sehr schnell abdichten. Ist aber das Rohr komplett durchgerissen, sodass der Austausch des ganzen Rohrteils erforderlich ist, wird es spannend: Zunächst muss man nach einem geeigneten Ansatzpunkt suchen, wo ein neues Rohrstück ansetzen kann. Danach muss die gesamte Leitung bis dorthin freigelegt werden. Schließlich wird ein entsprechendes Leitungsteil herausgeschnitten und durch ein neues ersetzt. Sofern das erforderliche Teil vorrätig ist, kann die Reparatur ebenfalls zügig erfolgen. Doch mitunter muss der benötigte Leitungstyp erst beim Hersteller besorgt werden. Dann kann es deutlich länger dauern, bis die Rohrleitung repariert ist – im Extremfall auch mehrere Tage. Gut zu wissen: Auch in diesem Fall lässt die MFN die betroffenen Haushalte selbstverständlich nicht allein. „Wenn bei unseren Leuten vor Ort die Erkenntnis reift, dass die Reparatur länger dauern wird, bauen wir prinzipiell eine Notversorgung auf“, erklärt Wolfgang Zimmermann. „Denn schließlich können wir die Menschen in dem betroffenen Gebiet nicht tagelang ohne Wasserversorgung lassen. Und anders als bei geplanten Instandsetzungsmaßnahmen an der Wasserleitung, bei denen die Bevölkerung vorab informiert wird und sich auf die für einige Zeit eingeschränkte Verfügbarkeit des Wassers einstellen kann, kommt ein Wasserrohrbruch eben immer überraschend und höchst ungelegen.“

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der MFN arbeiten im Falle eines Wasserrohrbruchs mit Hochdruck daran, die Störung schnellstmöglich zu beseitigen und die Beeinträchtigungen für die betroffenen Menschen so gering wie irgend möglich zu halten. // Foto: WVV

Kein Anschluss unter dieser Nummer? – Keineswegs!

Was liegt Wolfgang Zimmermann bei diesem Thema noch am Herzen? „Ich würde an dieser Stelle gern einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt und Region richten“, sagt der erfahrene Netzexperte. „Bei allem verständlichen Unmut, wenn man unmittelbar unter den Folgen eines Wasserrohrbruchs zu leiden hat: Bitte haben Sie auch ein wenig Verständnis für unsere Situation! Wir arbeiten in einem solchen Fall wirklich mit Hochdruck daran, die Störung schnellstmöglich zu beseitigen und die Beeinträchtigungen für die betroffenen Menschen so gering wie irgend möglich zu halten.“ Aber man könne beispielsweise nicht alle Anrufe gleichzeitig annehmen, wenn viele aufmerksame Bürgerinnen und Bürger den gleichen Schaden entdeckt hätten und ihn melden wollten. „Da kann es am Störungstelefon schon mal eine Zeit lang klingeln, ohne dass jemand abhebt. Das liegt einfach daran, dass der Kollege oder die Kollegin in der Netzleitstelle vielleicht gerade die Störungsmeldung eines anderen Anrufers aufnimmt oder sogar bereits die Behebung der Störung telefonisch koordiniert.“

Ruhe bewahren – präzise Angaben machen

Und noch ein Anliegen hat der Abteilungsleiter: Da die MFN trotz ihrer umfassenden Analyseverfahren nicht jedes Leck sofort selbst ausfindig machen kann, ist es unbedingt hilfreich, wenn die Menschen in Würzburg ihre Augen und Ohren offen halten und auffällige Wasseraustritte im öffentlichen Raum umgehend melden. Doch sei die Netzleitstelle dabei auf möglichst präzise Auskünfte angewiesen: „Wenn beispielsweise jemand anruft und uns einen Wasserrohrbruch in der Mergentheimer Straße meldet, nützt uns das so allgemein erst mal wenig“, schmunzelt Zimmermann. „Wer in Würzburg wohnt weiß: Diese Straße ist mehrere Kilometer lang – da benötigen wir konkretere Angaben, um den Schadensort rasch aufzufinden.“ Hilfreich ist in einem solchen Fall zum Beispiel die Hausnummer des nächstgelegenen Hauses oder welche Straße in der Nähe kreuzt oder welche markanten Gebäude es dort gibt – etwa eine Kirche, einen Firmensitz oder eine Tankstelle.

Deshalb also die dringende Bitte: Bei aller verständlichen Aufregung, wenn das Wasser aus der Straße sprudelt, bitte beim Anruf der Störungsnummer stets an zwei wichtige Informationen denken: Wer ruft an? Und: Wo genau befindet sich der Schadensort?

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