Denn er ist tatsächlich beides: „Ganz neu“ in der Konzerngeschäftsführung, in die er im Oktober letzten Jahres berufen wurde. Aber längst ein „alter Hase“, was Führungsaufgaben in der WVV betrifft. Somit hat ein Rückblick auf das erste Jahr „in Amt und Würden“ in diesem Fall einen besonderen Charakter: „Es ist ja nicht so, dass ich erst ein Jahr im Konzern bin“, lacht Armin Lewetz. „Insofern ist es schon witzig, gezielt nach diesem einen Jahr gefragt zu werden, wo ich doch schon seit 35 Jahren bei der WVV und schon seit 25 Jahren in Geschäftsführerpositionen im Konzern bin.“
„Warum in die Ferne schweifen…?“
Klar: Eine strikte Trennung zwischen dem „Vorher“ und dem „Nachher“ bietet sich hier eher nicht an. Vergangenheit und Gegenwart gehen nun mal häufig fließend ineinander über. Richten wir also zunächst den Blick etwas weiter zurück: Seit 1990 ist der Diplomingenieur der Fachrichtung Maschinenbau bei der WVV, seit 2001 Prokurist der Stadtwerke Würzburg AG und verantwortlich für das Geschäftsfeld Erzeugung und Gewinnung. Als solcher war er auch von 2001 bis 2021 Geschäftsführer der Heizkraftwerk Würzburg GmbH. 2006 übernahm er die Geschäftsführung der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH und 2009 die gleiche Funktion bei der Wassergewinnung Würzburg-Estenfeld GmbH. Im Januar 2023 erfolgte schließlich die Berufung zum Vorstand der Stadtwerke Würzburg AG neben Dörte Schulte-Derne. Schon an dieser Auflistung lässt sich ablesen: Dass Armin Lewetz am 1. Oktober 2024 zum weiteren Geschäftsführer der WVV bestellt wurde, folgte einer zwingenden Logik, die man in Anlehnung an Johann Wolfgang von Goethe so beschreiben könnte: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Das ohnehin breite und durch die Herausforderungen der Energiewende ständig zunehmende Aufgabenspektrum der WVV-Geschäftsführung machte eine personelle Erweiterung der obersten Führungsebene unabdingbar. Und mit Armin Lewetz gab es einen Kandidaten, der das Unternehmen bereits in- und auswendig kennt und sich in vielerlei Positionen bewährt hatte.
Wir haben innerhalb der Geschäftsführung einen sehr guten Draht zueinander.
Armin Lewetz, WVV-Geschäftsführer Technik und Immobilien
Wobei zur Berufung eines Geschäftsführers natürlich (mindestens) zwei gehören: Jemand, der „ruft“ und jemand, der sich rufen lässt: „Als man mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen kann, in die WVV-Geschäftsführung einzutreten, musste ich mir schon ein paar Fragen stellen“, erzählt Armin Lewetz: „Zum Beispiel: Wie kann eine sinnvolle Ressortaufteilung aussehen? Und passen wir drei von unseren Denk- und Herangehensweisen eigentlich zusammen? Letztlich ist mir die Entscheidung aber sehr leicht gefallen. Denn zum einen finde ich die Aufgaben, die mir übertragen wurden, ausgesprochen reizvoll – wobei es mir sehr wichtig war, sozusagen auch meinen alten Rucksack als Geschäftsführer der Trinkwassergesellschaften und als Stadtwerkevorstand behalten zu können. Die dort anfallenden Themen sind mir nämlich weiterhin sehr wichtig. Zum anderen hatte ich in den Gesprächen den Eindruck gewonnen: Ja, mit den beiden passt das, wir haben einen guten Draht zueinander.“
„Frischer Wind und alter Hase“
Was hat sich für ihn durch die neue Position geändert? „Einerseits ganz viel, denn als WVV-Geschäftsführer darf und muss man sich an vielen Stellen einmischen – das war für mich auch ein wichtiger Anreiz“, gibt Armin Lewetz unumwunden zu. „Wir haben zwar eine klare Ressortaufteilung, stimmen uns aber regelmäßig sehr eng ab, wenn es um zentrale Themen wie Ergebnisentwicklung, Strategie oder Finanzierung geht. Stromwende, Wärmewende, Verkehrswende, Digitalisierung – das sind übergeordnete Herausforderungen, die alle Ressorts betreffen und bei denen viel Geld im Spiel ist. Mich mit solchen Dingen zu beschäftigen, macht mir unheimlich viel Spaß, weil das meinen Horizont erweitert.“ Gleichzeitig sieht er es als großen Vorteil an, dass er schon so lange bei der WVV ist – für ihn selbst wie für die Belegschaft: „Die meisten im Konzern kennen mich; und ich kenne die Strukturen, die Prozesse, in unterschiedlicher Detailtiefe auch die verschiedenen Herausforderungen im Unternehmen. Die beiden anderen Mitglieder der Geschäftsführung brachten und bringen viel frischen Wind ins Unternehmen. Das tut uns gut. Aber manchmal ist es hilfreich, wenn jemand mit viel Konzernerfahrung beratend einwirken kann. Denn es gibt eben auch Ideen und Konzepte, die vielleicht im Konzern vor Jahren schon geprüft und aus guten Gründen verworfen wurden. Daher halte ich die Kombination aus frischem Wind von außen und einem alten Hasen aus den eigenen Reihen für ein Erfolgsrezept: Es werden viele neue Ideen entwickelt – und wenn es darum geht, wie wir diese Ideen am besten ins Unternehmen einbringen und die Abläufe optimal gestalten können, bin ich der richtige Ansprechpartner. Und ich muss sagen: Bislang funktioniert das sensationell gut.“
„Wer immer tut, was er schon kann…“
Also: Auf die richtige Mischung kommt es an. Und eine Mischung aus alt und neu prägt auch das Aufgabenspektrum von Armin Lewetz. Da gibt es Bereiche, für die er schon bei der Stadtwerke AG oder als Geschäftsführer der Trinkwassergesellschaften zuständig war – zum Beispiel die technischen Herausforderungen der Energiewende, die Einführung von Managementsystemen und -standards, die IT-Sicherheit. Für solche Themen ist er nun auf Konzernebene verantwortlich. Es gibt aber auch Obliegenschaften, die für ihn ziemlich neu sind – etwa der Aufbau eines konzernübergreifenden Immobilienmanagements. Denn im Hinblick auf Herausforderungen wie die Energiewende und die Verkehrswende spielen für den WVV-Konzern naturgemäß Immobilien eine wichtige Rolle. Man denke beispielhaft nur daran, dass neue Erzeugungsanlagen oder Umspannwerke errichtet werden müssen. Oder an den Ausbau des Straßenbahnnetzes. Ganz abgesehen davon, dass die vorhandenen Immobilien rentabel bewirtschaftet sein wollen. Das sind Themen in seinem Ressort, mit denen Armin Lewetz bislang wenig zu tun hatte. Doch wie sagte schon der amerikanische Automobilpionier Henry Ford: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ Bei Armin Lewetz klingt das ganz ähnlich: „Das ist ja gerade das Spannende an meiner Position: Es gibt viel Neues, womit ich mich beschäftigen muss – und das macht mir irre viel Spaß. Denn ich kann mich prinzipiell sehr gut mit neuen Aufgaben identifizieren und es motiviert mich ungemein, solche neuen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Was mich antreibt und tagtäglich motiviert, mein Bestes zu geben, ist dieser Spaß am Erfolg. Und sicher kommt mir dabei auch mein tiefsitzender Optimismus zugute: Für mich ist das Glas immer halb voll – nie halb leer.“
Für mich ist das Glas immer halb voll – nie halb leer.
Armin Lewetz, WVV-Geschäftsführer Technik und Immobilien
Natürlich kann man die vielfältigen neuen Aufgaben nur erfolgreich schultern, wenn man sich an anderer Stelle von Liebgewonnenem trennt. Denn auch für einen Konzerngeschäftsführer hat der Tag nur 24 Stunden. „Man muss sich Freiräume schaffen, gar keine Frage. Deswegen war es mir auch wichtig, mein Büro hier in den vierten Stock der Konzernzentrale zu verlegen. Zum einen ist das der Platz, wo ich als Geschäftsführer hingehöre – in die unmittelbare räumliche Nähe zu den anderen Mitgliedern der Geschäftsführung, damit es wirklich kurze Wege zwischen uns gibt. Zum anderen hilft die räumliche Distanz zu meinem bisherigen Wirkungskreis dabei, dort loszulassen, wo ich nicht mehr zuständig bin. In meinem alten Büro im Heizkraftwerk, wo ich die vergangenen 34 Jahre beruflich verbracht habe, wäre es mir vermutlich schwerer gefallen, mich konsequent aus dem Tagesgeschäft herauszuhalten. Dieses Loslassen wird aber dadurch erleichtert, dass ich weiß: Das Feld ist bestellt und ich konnte es mit gutem Gewissen in sehr gute andere Hände geben.“
Blick zurück mit Stolz
Umgekehrt lassen sich – um im Bild zu bleiben – auch die umfangreichen neuen Felder nicht im Alleingang erfolgreich beackern. Selbst der ambitionierteste Geschäftsführer wird nichts erreichen ohne ein starkes Team. Und auch hier zeigt sich Armin Lewetz ausgesprochen zufrieden mit seiner neuen Situation und dem Verlauf des vergangenen Jahres: „Ich bin unglaublich glücklich darüber, welch tolle Truppe ich für die neuen Organisationseinheiten gewinnen konnte – teils durch internes Recruiting von Kolleginnen und Kollegen, die nun Führungsaufgaben bei mir übernommen haben, teils durch Neueinstellungen von Externen. Dieses Team funktioniert fabelhaft“, schwärmt er.
Man hört es von ihm, man spürt es im Gespräch – und man glaubt es sofort: Armin Lewetz ist endgültig in einer Position angekommen, die ihn begeistert, enorm motiviert und rundum erfüllt – nicht zuletzt auch mit Stolz: „Der WVV-Konzern hat einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro und wir haben mehr als 2.000 Mitarbeiter. Und ich bin zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen der Chef dieses Konzerns. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Darauf bin ich wirklich stolz – dass ich als Eigengewächs in einem Unternehmen, in dem ich vor 35 Jahren als Projektingenieur angefangen habe, in eine solche Position gelangt bin. Das ist der krönende Abschluss meiner Karriere – mehr kann man in seinem Berufsleben nicht erreichen!“
„You can’t teach an old dog new tricks”? – Von wegen!
Vom Projektingenieur über Zwischenstufen zum Konzerngeschäftsführer – ein solcher Werdegang bringt Veränderungen nicht nur beim Aufgabenspektrum mit sich. Doch anders als der im Englischen sprichwörtliche „alte Hund“, dem man keine neuen Verhaltensweisen mehr beibringen könne, erweist sich Armin Lewetz auch diesbezüglich als höchst lernwillig und entwicklungsfähig. Zum Beispiel, was das Thema „Teamplayer“ versus „Macher“ betrifft: „Ich war früher sicher weniger ein Teamplayer als ich es jetzt in der neuen Rolle bin und aufgrund der Vielzahl und der Komplexität meiner Aufgaben auch sein muss – diesbezüglich habe ich eine Wandlung durchgemacht“, gesteht er. „Früher war ich auch kein Einzelkämpfer, aber schon stärker der Machertyp. Die Aufgaben, die ich schon als Geschäftsführer der Heizkraftwerk GmbH und der beiden Trinkwassergesellschaften hatte, waren zwar nicht weniger spannend, aber im Vergleich zu meinen heutigen Verantwortlichkeiten dennoch überschaubarer. In meiner jetzigen Funktion muss ich mich in noch viel höherem Maße auf mein Team und dessen Expertise verlassen, muss viel stärker auch selbst als Teamarbeiter fungieren. Aber ich empfinde das als eine Wandlung, die mir richtig guttut.“
Heute muss ich in viel höherem Maße Teamarbeiter sein – und das tut mir gut.
Armin Lewetz, WVV-Geschäftsführer Technik und Immobilien
Und wie sieht er sich selbst in der Führungsrolle? „Ich glaube, als Konzernchef – und allgemein als Führungskraft – ist es extrem wichtig, dass man zu dem steht, was man sagt, dass man mit seinen Kolleginnen und Kollegen ehrlich umgeht“, betont Armin Lewetz. „Und es ist wichtig, dass man positiv auffällt. Dieses Leitmotiv erkläre ich auch meinen Führungskräften immer wieder: Bei vielem, was wir hier tun – zum Beispiel bei der IT-Sicherheit, bei der Einführung von Managementsystemen, beim Schärfen von Prozessen oder im Immobilienmanagement – mischen wir uns zwangsläufig in bestehende Prozesse und Strukturen ein. Es ist klar, dass wir dabei nicht immer sofort auf offene Türen stoßen. Deswegen sage ich: Auffallen ist wichtig! Man muss uns zunächst mal wahrnehmen, muss verstehen, dass wir einen klaren Auftrag haben, Dinge zu bewegen. Und man muss aber auch erkennen können, dass wir dabei aufrichtig bemüht sind, etwas zu verbessern. Dass es uns darum geht, den Konzern zum Wohle aller voranzubringen. Das meine ich mit positiv auffallen.“
Mancher Weg führt nach Rom
Bleibt noch die Frage: Was hilft dem Menschen Armin Lewetz, wenn er nach einer herausfordernden Arbeitswoche entspannen, den Kopf freikriegen, seine Akkus wieder aufladen will? Und auch hier zeigt er eine erstaunliche Vielseitigkeit: Da ist zum Beispiel der passionierte Hobbykoch, der gern auch Gäste abseits strikter Kochbuchvorgaben mit mehreren Gängen kreativ bekocht. Oder die Hege und Pflege seiner großen mediterranen Kübelpflanzen wie Zitronen, Blutorangen, Oliven. „Die sind mittlerweile alle deutlich größer als ich selbst“, lacht Lewetz. „Bei der Gartenarbeit ist man wunderbar abgelenkt und kann seinen Gedanken nachhängen“. Und schließlich die Musik: „Ich liebe Musik verschiedenster Stilrichtungen. Zum Beispiel habe ich eine Liste mit allen Bands oder Interpreten, die ich in meinem Leben gerne noch mal live erleben möchte. Wenn sowas klappt, bereitet mir das ein ausgeprägtes Glücksgefühl. Da kann ich richtig lange von zehren.“ So kam es, dass sich Armin Lewetz im Oktober letzten Jahres einen besonderen Leckerbissen gönnte: Eine Reise nach Rom, wo der frühere Sänger und Gitarrist der legendären Rockband „Pink Floyd“, David Gilmour, eines seiner beiden Konzerte in Europa gab. Ein Erlebnis, von dem er heute noch schwärmt.
Zu guter Letzt noch eine weitere empfehlenswerte Entspannungsmethode aus dem Repertoire von Armin Lewetz: „Ich kann tatsächlich auch mal einen Tag lang nichts tun, einfach nur faulenzen“, sagt er. Das fällt einem zwar schwer zu glauben, wenn man ihn zuvor im Gespräch erlebt hat. Aber dann wieder sagt man sich: Wer so genau weiß, was er will und was ihm guttut, wird vermutlich auch das Nichtstun hervorragend hinbekommen, wenn er es für zweckmäßig hält.