Über den Wolken: Der Flugsport in Würzburg feiert gleich zwei Jubiläen – die WVV feiert mit

Der Flugsport ist populär in Würzburg. Und man kann auf diesem Gebiet auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken: Seit 120 Jahren wird in unserer Stadt Luftsport betrieben – und seit 75 Jahren gibt es den Flugsport-Club. In diesem Beitrag lesen Sie über die jahrzehntelange Partnerschaft zwischen dem FSCW und der WVV.

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. So beschrieb der prominente Liedermacher Reinhard Mey vor mittlerweile gut 50 Jahren in einem seiner bekanntesten Songs seine Empfindungen bei der Beobachtung des Starts eines Motorflugzeugs. Die Textzeile aus dem Refrain seines Liedes ist inzwischen in Deutschland zum „geflügelten Wort“ geworden. Und einige Zeilen später merkt Mey wehmütig an: „Ich wär gern mitgeflogen.“

Die Faszination für das, was Vögeln ganz selbstverständlich gelingt, uns Menschen aber nur mit allerlei Vorbereitungen und Hilfsmitteln, ist so alt wie die Menschheit. Schon in der altgriechischen Mythologie gibt es die Geschichte von Dädalus und Ikarus, denen mit selbstgebauten Fluggeräten aus Federn und Wachs die Flucht aus der Gefangenschaft auf Kreta gelang. Doch Ikarus kam bekanntlich der Sonne zu nahe, das Wachs schmolz und er stürzte ins Meer. In der Epoche der Renaissance – der Zeit des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit – sorgte dann der italienische Universalgelehrte Leonardo da Vinci (1452 – 1519) mit seinen Flugversuchen für Aufsehen. Ihm wird die Aussage zugeschrieben: „Wenn du das Fliegen einmal erlebt hast, wirst du für immer auf Erden wandeln mit deinen Augen himmelwärts gerichtet. Denn dort bist du gewesen und dort wird es dich immer wieder hinziehen.“

Ein begeisternder Sport für (nahezu) alle Altersklassen

So ähnlich wird es wohl auch Jochen Gögelein ergangen sein, auch wenn er sich bestimmt nicht ohne Weiteres mit Leonardo da Vinci vergleichen würde. Aber auch dem heutigen 1. Vorsitzenden des Flugsport-Clubs Würzburg e.V. (FSCW) wurde die Begeisterung für das Fliegen gewissermaßen „in die Wiege gelegt“ – und hielt bis heute an. „Schon mein Vater war Privatpilot und selbst meine Großmutter ist, wie sie mir erst in hohem Alter einmal beichtete, einst mit einer selbstgebauten SG 38 geflogen,“ erzählt Gögelein. Dieser in Holzbauweise gefertigte, so genannte „Schulgleiter“ war in den 1940er Jahren das in der Alleinflugausbildung meistgenutzte Gleitflugzeug. Für Jochen Gögelein selbst war das Schlüsselerlebnis, das ihn zur Fliegerei brachte, ein Segelfluglager in der fränkischen Schweiz, an dem er als 13-Jähriger teilnahm. Seitdem ist er dem Flugsport treu geblieben und schildert ähnliche Gefühle beim Fliegen, wie sie auch in Reinhard Meys eingangs erwähntem Song anklingen: „Es ist einfach faszinierend, im Segelflugzeug in der Stille aus der Vogelperspektive die Dinge auf dem Boden zu sehen“, schwärmt er. „Und erstaunlich, wie klein und unbedeutend die Welt und viele Probleme erscheinen, wenn man sich da oben befindet.“

Flugsport ist Teamsport!

Aber in diesem Beitrag soll nicht die Person Jochen Gögelein im Mittelpunkt stehen. Zumal er im Gespräch nicht müde wird, die überragende Bedeutung des Teamaspekts im Flugsport zu betonen. Dies gilt insbesondere für den Segelflug: „Man kommt als Segelflieger nicht allein in die Luft“, betont der erfahrene Segelflugpilot. „Es braucht zum Beispiel eine Bodenmannschaft an der Winde oder es braucht einen Schlepp-Piloten. Da muss alles zusammenpassen, jeder gibt auf jeden Acht und jeder hilft den anderen.“ Früher habe man sogar die Flugzeuge noch händisch aus der Halle zum Startpunkt und nach der Landung wieder zurück schieben müssen, weil es damals noch keine Zugfahrzeuge gab. Da sei der sportliche Aspekt beim Segelfliegen noch stärker als heute deutlich geworden.

So ist es denn kein Wunder, dass die Fliegerei als Sport und Hobby stets in Vereinen wie dem FSCW betrieben wird. Rund 300 Mitglieder hat der Flugsport-Club Würzburg, die sich auf die drei Sparten Motorflug, Segelflug und Modellflug verteilen. Dem Verein gehören vier Motorflugzeuge: eine Cessna, eine Piper, sowie ein Ultraleicht-Schleppflugzeug und ein Ultraleicht-Schulungsflugzeug. Dazu kommen vier Segelflugzeuge – drei Doppelsitzer und ein Einsitzer. Daneben befinden sich auf dem Flugplatz am Schenkenturm diverse weitere Segelflugzeuge und Privatflugzeuge, für die Mitglieder oder Externe dort Hallenplätze gemietet haben. Man sieht: Der Flugsport ist populär in Würzburg. Und man kann auf diesem Gebiet auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken: Seit 120 Jahren wird in unserer Stadt Luftsport betrieben – und seit 75 Jahren gibt es den Flugsport-Club. Dies ist Anlass für eine große Veranstaltung des FSCW unter dem Titel „Würzburg fliegt 2025 – das große Doppeljubiläum“: Bis zu 5.000 Gäste erwartet der Club am 28. und 29. Juni auf dem Flugplatz Würzburg-Schenkenturm. Dort wird ein vielseitiges Programm geboten: Flugvorführungen, eine Ausstellung von Oldtimer-Flugzeugen, ein Flugsimulator, Mitmach-Aktionen für Kinder, eine Hüpfburg und Kinderschminken sowie Rundflüge über Würzburg. Der Wunsch von Reinhard Mey – „Ich wär gern mitgeflogen“ – wird also an diesen beiden Tagen für manchen Besucher und manche Besucherin in Erfüllung gehen. Unten auf der Erde wird derweil auch für das leibliche Wohl gesorgt sein.

FSCW und WVV: Eine langjährige gute Beziehung

Dass ein solches Event für einen ausschließlich von Ehrenamtlichen betriebenen Verein nicht ohne Sponsoren zu realisieren wäre, versteht sich. So trifft es sich gut, dass auch eine andere „Würzburger Institution“ in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern hat: Die WVV wird bekanntlich 60 Jahre alt und unterstützt – sozusagen „von Jubilarin zu Jubilar“ – die Jubiläumsveranstaltung des FSCW über das regelmäßige jährliche Sponsoring des Vereins hinaus. Überhaupt besteht zwischen dem FSCW und der WVV eine jahrzehntelange Partnerschaft. „Für uns ist es ausgesprochen wichtig und wir sind entsprechend dankbar dafür, dass es Unternehmen wie die WVV gibt, die uns unterstützen“, bekräftigt der Club-Vorsitzende Gögelein. „Viele der notwendigen Anschaffungen und Reparaturen in einem Flugsport-Club sind kostenintensiv, und allein durch die Beiträge der Mitglieder wäre das nur begrenzt zu finanzieren.“ Der FSCW gehört denn auch seit langem zu den über 60 Sportvereinen in Würzburg, die im Rahmen der Vereinssponsoring-Maßnahmen der WVV unterstützt werden. Auch auf der WVV-Spendenplattform „Zusammen für Mainfranken“ ist der Flugsport-Club aktuell mit zwei Spendenprojekten vertreten: Dabei geht es zum einen um die dringend erforderliche Neulackierung des Leistungssegelflugzeugs D-8175, zum anderen um die Anschaffung von weiteren Rettungsfallschirmen.

Doch zwischen den beiden Partnern gibt es noch eine weitere interessante Verbindungslinie: Während sich die WVV bekanntermaßen schon lange im Bereich der Elektromobilität engagiert, sind in jüngster Zeit auch im Flugsport diesbezüglich spannende Ansätze und Entwicklungen zu verzeichnen. Und diese sind durchaus auch für den FSCW ein Thema. Denn „Nachhaltigkeit“ spielt in der Luftfahrt eine immer wichtigere Rolle – wobei es nicht nur um reine Elektroantriebe geht: Auch hybride Antriebsformen, Versuche mit Brennstoffzellen als Antrieb und neue aerodynamische Konzepte halten zunehmend Einzug auch in diesen Sektor.

Demnächst elektrisch nach Malle fliegen? Wohl eher nicht, aber…

Klar: In Sachen E-Mobilität steckt vor allem im Motorflugbereich noch vieles in den Kinderschuhen; gegenüber dem Automotive-Sektor hinkt man deutlich hinterher. Das hat mit mehreren Faktoren zu tun: Zum einen gelten in der Luftfahrt erweiterte und striktere Kriterien für die Zulassung als im Straßenverkehr. Zum anderen spielen im Luftverkehr die zu erreichende Höchstgeschwindigkeit, die Reichweite und das maximale Abfluggewicht eine besonders wichtige Rolle. Nur ein Beispiel: Die in China entwickelte, viersitzige RX4E – eine Nachfolgerin des weltweit ersten zertifizierten E-Flugzeugs RX1E aus dem Jahr 2015 – hat eine Reisegeschwindigkeit von gerade mal 180 Stundenkilometern (km/h) und eine Reichweite von 300 Kilometern. Die schweren Batterien für den E-Antrieb erlauben nur eine begrenzte Zuladung von etwa 300 Kilogramm. Für den Urlaubsflug einer vierköpfigen Familie mit Gepäck nach Mallorca ist ein solches Flugzeug zweifellos nicht geeignet. Auch in Europa sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von E-Flugzeugen entwickelt worden – oft von „Start-ups“ oder aus dem Hochschulbereich heraus. Ein Beispiel wäre der Reisemotorsegler „Taifun 17 H₂“, der an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) in Zusammenarbeit mit Industriepartnern entwickelt wurde und als Antrieb ein Brennstoffzellensystem mit gasförmigem „grünem“ Wasserstoff als Treibstoff nutzt.

Ein Universalgenie wie Leonardo Da Vinci mit seinem ruhelosen Erfindergeist hätte zweifellos großen Spaß gehabt an diesen Entwicklungen im Luftfahrtsektor – und wohl „kräftig dabei mitgemischt“. Doch bis zur Serienreife solcher „Prototypen“ im Entwicklungs- oder Zulassungsstadium wird sicher noch viel Wasser den Main hinunterfließen. Hat das alles wirklich eine Zukunft? „Es ist auf jeden Fall hochgradig spannend, was sich hier gerade abspielt“, findet jedenfalls Jochen Gögelein. „Inwieweit und wann das auch im Motorflugbereich dann Anwendung finden wird, ist im Moment schwer zu sagen. Es wird darauf ankommen, ob bald leichtere und leistungsfähigere Akkus zur Verfügung stehen. Wenn das gelingt, ist die E-Mobilität auch für die motorisierte Luftfahrt interessant und wird dann auch dort ihr Potenzial entfalten.“

„Im Segelflug, wo man nicht den permanenten Betrieb eines Motors braucht, wird die E-Mobilität wohl schon bald der Standard sein.“

Jochen Gögelein, 1. Vorsitzender des FSCW

In der Segelflugszene ist man allerdings schon weiter: „Es gibt im Segelflug bereits viele Modelle und Ansätze, die auf elektrischer Energie basieren“ berichtet der FSCW-Vorsitzende. „Unser Club hat gerade ein solches Segelflugzeug geordert, in dessen Nase ein E-Motor verbaut ist. Das reicht zwar nicht zum Eigenstart, dient aber zumindest als Rückkehrhilfe und ersetzt Modelle, die einen Verbrennungsmotor haben.“ Und Gögelein ist sich sicher: „Wo man, wie im Segelflug, nicht den permanenten Betrieb eines Motors braucht, da werden solche Lösungen auf jeden Fall in ein paar Jahren Standard sein. Da wird sich die E-Mobilität durchsetzen.“

Spaß haben: Ja – aber es geht um mehr

Selbstredend dient ein Verein wie der FSCW zunächst einmal dazu, seinen Mitgliederinnen und Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, im Flugsport aktiv zu sein. Doch man denkt dabei keineswegs nur an sich selbst. Vielmehr spielt auch die Gemeinnützigkeit bei den Club-Aktivitäten eine große Rolle: „Würzburg Fliegt“ beispielsweise ist ein einzigartiges Familienevent, das alle zwei Jahre tausende Besucher anzieht und auch der Allgemeinheit den Flugsport näherbringt. Ein gutes Beispiel für das soziale Engagement des Vereins ist auch die seit Jahrzehnten bestehende Aktion „VdK-Fliegen“ in Kooperation mit dem „Sozialverband VdK Deutschland e.V.“, bei der Menschen mit körperlichen Einschränkungen das Flugerlebnis ermöglicht wird. Im Sommerferien-Programm der Stadt Würzburg gibt es zudem das „Kinderfliegen“, bei dem hunderte Kinder zu Selbstkosten oder gar unentgeltlich einmal in die Luft gebracht werden und viel Spaß dabei haben.

Das Stichwort „Spaß“ bietet sich auch hinsichtlich des alljährlichen „Nikolausfliegens“ an: „Da ist der ganze Verein aktiv, um viele Kinder im Kindergartenalter durch ein kleines Geschenk glücklich zu machen,“ erzählt Jochen Gögelein. „In manchen Jahren haben wir schon an die 900 Päckchen gepackt.“ Vater, Mutter, Oma, Opa – alle pilgern dann mit ihren Kleinen zum Schenkenturm, wo der Nikolaus und Knecht Ruprecht einfliegen, um die Geschenke zu verteilen. Auch dies ist im Übrigen ein Event, an dem sich WVV als Supporter beteiligt. Einen ernsten Hintergrund hat dagegen die Unterstützung diverser Luftrettungsdienste am Flugplatz Würzburg-Schenkenturm: ADAC, „DRF Luftrettung“ oder auch die Bundespolizei können dort rund um die Uhr ihre Helikopter auftanken.

Keine Angst vorm Fliegen – der Einstieg ist einfach

Zu allen Zeiten hat es natürlich auch Skeptiker und Ängstliche gegeben, die dem Fliegen reserviert gegenüberstanden. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer, allerdings hinlänglich als notorischer „Miesepeter“ bekannt, ätzte zu Beginn des 19. Jahrhunderts über das zu seiner Zeit einzige bekannte „bemannte Fluggerät“: „Wer im Luftballon aufsteigt, sieht nicht sich sich erheben, sondern die Erde herabsinken, tiefer und immer tiefer. – Was soll das?“ Und der Flugpionier Wilbur Wright soll 1903 in Paris von einer ängstlichen Dame gefragt worden sein, ob die Luft nicht ein sehr gefährliches Element sei. Seine Antwort: „Madame, die Luft ist völlig ungefährlich. Das einzig gefährliche am Fliegen ist die Erde.“

Wer also – wie Wilbur Wright – nicht zu den Ängstlichen zählt, sondern sich dem „Element Luft“ gerne einmal anvertrauen möchte, ist beim Flugsport-Club Würzburg an der richtigen Adresse. Denn der Verein bietet alljährlich Veranstaltungen, Workshops und Vorträge an, um Interessierten aller Altersgruppen das Fliegen näherzubringen. Ein Schnupperflug – zum Beispiel bei einem der vielen erwähnten Veranstaltungen des FSCW – kann ein guter Einstieg sein. Und wer weiß: Vielleicht ergeht es einem dann wie einst Leo da Vinci, und die Fliegerei lässt einen nicht mehr los!

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