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Jubiläum: Kinder sagen Haltestellen im Würzburger Nahverkehr an

Kinder wissen, wo es lang geht. Sie geben uns und unserem Leben Orientierung – in Würzburg stimmt das gleich doppelt. Denn vor 15 Jahren hatten Kinder der Grundschule Heuchelhof eine geniale Idee: Sie wollten die monotonen Haltestellenansagen der Würzburger Straßenbahnen und Busse mit ihren eigenen Ansagen ersetzen. Noch heute erklingen im öffentlichen Nahverkehr glockenhelle Kinderstimmen. Zeit für einen Rückblick, meint die WVV.

Maria K. mit ihren ehemaligen Schülerinnen Sara B. und Antonia H. vor einer Straßenbahn der WSB, Foto: BR //Carlotta Sauer

„Die WVV war 2008 das erste Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland mit Haltestellenansagen, die von Kindern eingesprochen wurden. Viele Städte, wie beispielsweise Bamberg, Bayreuth oder Münster sind uns gefolgt,“ erklärt Bernd Karl von der WVV mit gewissem Stolz. Über 30 Millionen Fahrgäste nehmen den Service der WVV jährlich in Anspruch: 23 Bus- und fünf Straßenbahnlinien bringen jede und jeden zuverlässig in ganz Würzburg an den gewünschten Zielort. Dabei verfügt die WVV nicht nur über zahlreiche moderne Busse und Straßenbahnen. Auch gut ausgebildetes Personal und umfangreiche Informations- und Serviceleistungen zählen zu den Stärken des Verkehrsunternehmens.

Wie kam es zu der Aktion?

Die Initiative ging von den Kindern der Grundschule Heuchelhof aus. Diese beschwerten sich 2008 bei der Stadt über die teilweise oft unverständliche Aussprache der nüchternen Computerstimme. Lehrerin Maria K. erinnert sich im Interview mit dem BR noch daran, als wäre es gestern gewesen: „Wir waren häufig mit der Klasse auf Unterrichtsgängen mit der Straßenbahn unterwegs und hörten die Ansagen. Da war klar: Das können wir besser.“

„Die WVV war von der Tatkraft der Kinder begeistert. So entstand die Idee, auch bei anderen Schulen anzufragen. Das Ergebnis war ein voller Erfolg: 20 weitere Schulen meldeten sich und wollten beim Einsprechen der Haltestellenansagen mitmachen“, freut sich Bernd Karl von der WVV noch heute. Schließlich wurden sieben Schulen ausgewählt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WVV kamen in die Schulen und nahmen die Stimmen der Kinder auf.

Antonia H. war damals acht Jahre alt und kann sich gut an den Tag erinnern. Überwogen hat auf jeden Fall die Aufregung – das mehrfache Üben der Haltestellennamen und der Betonung hat geholfen, berichtet die heute 23-jährige Logopädin dem Bayerischen Rundfunk.

Das Einsprechen der Haltestellen

Insgesamt wurden über 700 Haltestellennamen eingesprochen. „Ein Schüler hatte das Los gezogen ‚Justizvollzugsanstalt‘ zu sagen. Nach mehrmaligem Versuch, dieses schwierige Wort auszusprechen, habe ich zu ihm gemeint: ‚Sag doch einfach Knast.‘ Das sorgte für viel Gelächter“, erinnert sich WVV-Mitarbeiter Georg Seubert, der die Kinderstimmen damals aufgenommen, die einzelnen Ansagen bearbeitet und gemäß der Linienabläufe zusammengestellt hat.

Im Dezember 2008 war es dann so weit: Die Kinderstimmen wurden zum ersten Mal in den Würzburger Straßenbahnen ausgespielt. Sarah B. ist mittlerweile 23 Jahre alt und Lehramtsstudentin. Sie hört ihre eigene Stimme in der Straßenbahn auf dem Weg zur Uni fast täglich und sagt im Interview mit dem BR: „Es ist immer noch sehr witzig und bringt mich zum Schmunzeln, aber vor allem erfüllt es mich auch mit Stolz.“

Aktuell: Über 1000 Haltestellen von Kindern angesagt

2016 wurden für 155 Haltestellen in und um Würzburg herum sowie für ausgewählte Haltestellen im Landkreis Main-Spessart die Ansagen neu aufgelegt. Zahlreiche Pressevertreter waren vor Ort und berichteten live vom Ereignis. Bundesweit machte die Aktion Schlagzeilen. Die einzelnen Ansagen wurden im Computer final bearbeitet und in das rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) bei der WVV eingepflegt. Darin werden die Daten aufbereitet und der gesprochene Text den Haltestellen zugeordnet.

Derzeit sagen Kinder mehr als 1.000 Haltestellennamen an. Die Rückmeldungen sind auch heute noch durchweg positiv: Viele Touristinnen und Touristen freuen sich, wenn sie die ungewöhnlichen Ansagen hören und empfinden dies oft als nette Abwechslung zu den eher monotonen Computerstimmen.

„Es ist immer noch sehr witzig und bringt mich zum Schmunzeln, aber vor allem erfüllt es mich auch mit Stolz.“

Kinder an die Macht!

Für die ehemalige Grundschullehrerin Maria K. war das Projekt vor allem ein pädagogischer Erfolg. Die Kinder hätten erfahren, dass sie auch in der „Erwachsenenwelt“ etwas umsetzen und verändern können: „Den Wunsch und die Anregung der Schüler damals wirklich wahr werden zu lassen, das fand ich das Allerwichtigste daran.“ Heute fährt sie regelmäßig mit ihrem Enkel Straßenbahn, der mittlerweile die Schülernamen zu jeder Haltestellenansage kennt.

 

Den vollständigen Beitrag des Bayerischen Rundfunks gibt es hier beim BR zu lesen. 

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