
Damit aber im Wasserwerk Zell im Mittel 200 Liter pro Sekunde Quellwasser genutzt werden kann, ist eine Einzugsgebietsfläche zur Grundwasserneubildung von ca. 6400 Hektar erforderlich.
Um das Trinkwasser gerade in besonders sensiblen Gebieten, wie hier in Unterfranken, in denen häufig die schützenden Bodenschichten fehlen und zudem die Niederschläge gering sind, vor nachteiligen Einflüssen zu schützen, bedarf es kontinuierlicher Anstrengungen zur Sicherung der Qualität. Die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) hat deshalb bereits vor über 30 Jahren Flächen im Nahbereich der Wasserstollen in Zell, im Bereich der engeren Schutzzone, erworben und in ein sogenanntes „Ökologisches Wasserschutzgebiet“ umgewandelt. Diese ehemals 60 Hektar ackerbaulich genutzten Flächen wurden auf Grundlage eines Konzeptes der Universität Gießen in ein artenreiches Grünland umgewandelt. Angrenzend und in direkter Nachbarschaft dazu befindet sich der Hettstadter Hof, mit dem ebenfalls seit 1988 Maßnahmen zum Grundwasserschutz, wie z. B. die Flächenstilllegung, durchgeführt wurden.
Robert Reitzle, der den Hof mit ca. 300 Hektar in diesem Nahbereich der Zeller Quellen seit 33 Jahren konventionell bewirtschaftet, erklärte, dass er sich schon seit einigen Jahren mit möglichen Veränderungen der Betriebsweise auseinandergesetzt hat und nun in Abstimmung mit dem Freiherr Groß von Trockau den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb auf ökologischen Landbau umstellt.

Gerade der ökologische Landbau ist besonders in diesen Regionen geeignet, langfristig die Trinkwasserqualität zu sichern. Denn diese besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Form der Landwirtschaft orientiert sich leitend am Prinzip der Nachhaltigkeit. Durch den Verzicht auf mineralischen Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel werden Oberflächengewässer sowie das Grundwasser geschützt. Im Vergleich zum konventionellen Landbau werden mit der ökologischen Bewirtschaftung weniger Nährstoffe, wie z. B. das Nitrat, im Boden ausgewaschen.
Die organische Düngung und der Anbau stickstofffixierender Eiweißpflanzen, den Leguminosen (z. B. Ackerbohnen und Kleegras) fördern die Humusbildung und die Bodenfruchtbarkeit. Dieser Weg der Stickstoffbindung durch die Leguminosen ist einer der Grundbausteine des ökologischen Landbaus. Der Boden verbessert sich durch die darin lebenden Bakterien und Organismen, die durch ihre Aktivität wiederum ein stabiles Bodengefüge hinterlassen. Mit dem Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten wird nahezu eine ganzjährige Bedeckung des Bodens erreicht. Die Gefahr der Nährstoffverlagerung ins Grundwasser sowie des Bodenabtrags durch Wind verringert sich erheblich.
Außerdem ermöglicht der ökologische Landbau durch den notwendigen, gezielten Fruchtfolgewechsel und den Zwischenfruchtanbau sowie dem vollkommenen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel die biologische Vielfalt von Pflanzen und Tieren in unserer Agrarlandschaft. All diese Faktoren und Anforderungen des ökologischen Landbaus beinhalten regional ideale Voraussetzungen für einen wirkungsvollen Grundwasserschutz und leisten global ebenso einen Beitrag zum Klimaschutz.
Ökologischer Landbau als nachhaltige Verpflichtung
In unserer Verpflichtung, eine wirkungsvolle Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, nimmt der ökologische Landbau eine Schlüsselfunktion ein. Die Bayerische Staatsregierung hat es zum Ziel erklärt, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Mit ca. 11 Prozent an der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern ist man derzeit von diesem Zielwert aber noch weit entfernt.
Tendenziell erfreuen sich Bioprodukte wachsender Beliebtheit. In Europa hat Deutschland mittlerweile den größten Absatzmarkt an Bioprodukten, jedoch wird ein Teil dieser Produkte importiert. Mit einer optimierten regionalen Produktion könnten diese Biolebensmittel auch hierzulande erzeugt werden.
Denn die Erzeugung ökologischer Lebensmittel erfordert einen höheren Bewirtschaftungsaufwand und eine höhere Arbeitsintensität bei der Verarbeitung.
Durch verschiedene Förderprogramme werden die derzeitigen ökologischen Leistungen als Agrarumweltmaßnahme gefördert. Dies ist zwingend notwendig, da mit der Umstellung auf eine ökologische Bewirtschaftung die erzeugten Lebensmittel in den ersten Jahren noch nicht als Bioprodukte mit entsprechend höheren Preisen verkauft werden dürfen. Deshalb setzt die Bereitschaft zur Umstellung auf den ökologischen Landbau Planungssicherheit und Unterstützung voraus. Das Ziel der Bundesregierung, einen Anteil von 20 Prozent Ökolandbau in Deutschland zu erreichen, erfordert deshalb eine ausreichende finanzielle Förderung durch die Länder, des Bundes und der europäischen Agrarpolitik, damit die Belange des Umweltschutzes in der Landwirtschaft berücksichtigt werden können.
Zweifelsfrei berücksichtigt diese Förderung des Umweltschutzes jetzt endlich auch umfassend die Anforderungen des Grundwasserschutzes. Über viele Jahrzehnte wurde ein Lösungsweg in dem Konfliktfeld zwischen Agrar- und Wasserwirtschaft durch Ausgleichszahlungen an die Landwirtschaft gesucht. Verbraucher zahlen somit in mehrfacher Hinsicht für die Trinkwasserqualitätssicherung. Nun zeichnen sich mit der heutigen Förderung des ökologischen Landbaus Wege eines ganzheitlich unterstützten Umweltschutzes ab.
„Stetig nehmen wir mit unseren Lebensgewohnheiten Einfluss auf die Trinkwasserqualität. Seit Jahrzehnten bemühen wir uns, die Nitratwerte zu senken und freuen uns jetzt über geänderten Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft, so dass ein stetiger Zuwachs des Ökolandbau möglich wird. Neben den Fördervoraussetzungen für die Landwirte ist unsere Bereitschaft, faire Preise für die erzeugten Lebensmittel zahlen zu wollen, für das Gelingen von grundlegender Bedeutung. Das Kaufverhalten eines jeden Konsumenten entscheidet darüber, ob wir die gesetzten Ziele erreichen“
Christof Amrehn, TWV
Erfolgreiche Kooperationen zwischen TWV und ökologischen Landwirten
Seit mehr als 25 Jahre hat die TWV einen eigenen Weg zur Konfliktlösung beschritten, indem sie mit den Landwirten Kooperationsvereinbarungen zum Grundwasserschutz abgeschlossen hat. Mit verschiedenen, finanziell geförderten Maßnahmen zur Vermeidung der Nitratauswaschung, wie z. B. dem Zwischenfruchtanbau, der reduzierten Düngung oder auch der Umstellung auf ökologischen Landbau, ist es gelungen, den Nitrataustrag zu senken und im Trinkwasser Nitratwerte deutlich unter 50 mg/L einzuhalten. Zur Abstimmung und Umsetzung der Maßnahmen sowie der Koordination mit den Landwirten vor Ort beschäftigt die TWV eigenes Personal. Christof Amrehn, neuer Mitarbeiter der TWV, nimmt sich dieser Aufgaben zukünftig an und betreut ca. 2500 Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen in den Wassereinzugsgebieten, auf denen Maßnahmen zum Grundwasserschutz durchgeführt werden. Nur mit kontinuierlich gelebten Vorsorgedanken ist und wird es in Zukunft möglich, die regionalen Trinkwasservorkommen zu sichern.
